Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0300
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Heft 8
DOI Artikel:Bassermann-Jordan, Ernst von: Die Waffensammlung des bayrischen National-Museums in München
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284
Zeitschrift ftir historische Waffenkunde.
II. Band.
überhaupt verzichtet werden. Die Fachsammlungen
wieder enthalten nie den gesamten Bestand der be-
treffenden Gruppe, da viele und meist sogar die
wichtigsten und repräsentabelsten Gegenstände zur
Bildung der kulturgeschichtlichen Sammlungen ver-
wendet werden mussten.
Abb. 2. Kleinere Waffenhalle.
(Nach Photographie von F. Bruckmann A.-G., München.)
Die gleichen Vorteile und Nachteile des Systems
sind auch bei den reichen Waffenbeständen des
Museums zu bemerken: das Material hat in mehreren,
zum Teil weit voneinander getrennten Sälen Auf-
stellung gefunden.
Im Erdgeschoss, am Ende der gotischen Räume,
sind zwei grosse Säle, die den Charakter alter Rüst-
kammern nachahmen, vorwiegend mit Kriegswaffen
gefüllt worden. In einem kleineren Raume, der sich
an den Barocksaal Max Emanuels anschliesst, sind die
türkischen Waffen aufgestellt, die dieser Kurfürst
vor Wien und bei der Erstürmung Belgrads erbeutete.
Die prähistorischen, römischen und mero-
vingischen Waffen sind in den Sälen 1 bis 3 unter-
gebracht, zusammen mit den
übrigen Fundstücken der be-
treffenden Perioden. Im ersten
Stockwerke des Museums
schliesslich ist ein eigener
Saal den Jagdwaffen Vor-
behalten.
Die Aufstellung der Kriegs-
waffen in Zeughaussälen ent-
spricht ungemein dem Cha-
rakter der darin aufgestellten
Sammlungsgegenstände. Es
handelt sich im bayerischen
National-Museum ja weniger
als bei manchen andern grossen
Museen um eine eigentliche,
möglichst lückenlose «Waffen-
sammlung». Es liegt vielmehr
in der Entstehungsgeschichte
der Sammlung begründet, dass
dies nicht der Fall ist. Wir
haben es in erster Linie zu
thun mit einer Vereinigung der
Waffenbestände des Staates,
des Münchener städtischen
Zeughauses, verschiedener an-
derer bayerischer Städte und
Schlösser und nicht zuletzt der
älteren herzoglich bayerischen
Sammlungen. Hieraus erklärt
sich, dass das Münchener Mu-
seum eine Menge Duplikate
ein und derselben Waffengat-
tung, und zwar meist weniger
seltener Stücke enthält, neben
äusserst kostbaren Gegenstän-
den, die interessant sind durch
ihren ehemaligen Besitzer oder
wichtig besonders durch die
reiche kunstgewerbliche Ar-
beit, weniger aber vielleicht
in Hinsicht auf die Entwicke-
lungsgeschichte der Waffen.
Im Verhältnis zu dieser
Hauptmasse der Waffen ist die
Zahl jener Stücke sehr gering, die durch Schenkung
oder durch systematischen Ankauf in den letzten
Jahren der Sammlung zugeführt wurden. Einiges
vom Wichtigsten wurde vom Verfasser in früheren
Nummern dieser Zeitschrift schon besprochen, anderes
ist durch Abbildung und Beschreibung schon aus
den grossen Auktionskatalogen bekannt geworden,
wie das wertvolle Stechzeugmodell vom Beginne des
Zeitschrift ftir historische Waffenkunde.
II. Band.
überhaupt verzichtet werden. Die Fachsammlungen
wieder enthalten nie den gesamten Bestand der be-
treffenden Gruppe, da viele und meist sogar die
wichtigsten und repräsentabelsten Gegenstände zur
Bildung der kulturgeschichtlichen Sammlungen ver-
wendet werden mussten.
Abb. 2. Kleinere Waffenhalle.
(Nach Photographie von F. Bruckmann A.-G., München.)
Die gleichen Vorteile und Nachteile des Systems
sind auch bei den reichen Waffenbeständen des
Museums zu bemerken: das Material hat in mehreren,
zum Teil weit voneinander getrennten Sälen Auf-
stellung gefunden.
Im Erdgeschoss, am Ende der gotischen Räume,
sind zwei grosse Säle, die den Charakter alter Rüst-
kammern nachahmen, vorwiegend mit Kriegswaffen
gefüllt worden. In einem kleineren Raume, der sich
an den Barocksaal Max Emanuels anschliesst, sind die
türkischen Waffen aufgestellt, die dieser Kurfürst
vor Wien und bei der Erstürmung Belgrads erbeutete.
Die prähistorischen, römischen und mero-
vingischen Waffen sind in den Sälen 1 bis 3 unter-
gebracht, zusammen mit den
übrigen Fundstücken der be-
treffenden Perioden. Im ersten
Stockwerke des Museums
schliesslich ist ein eigener
Saal den Jagdwaffen Vor-
behalten.
Die Aufstellung der Kriegs-
waffen in Zeughaussälen ent-
spricht ungemein dem Cha-
rakter der darin aufgestellten
Sammlungsgegenstände. Es
handelt sich im bayerischen
National-Museum ja weniger
als bei manchen andern grossen
Museen um eine eigentliche,
möglichst lückenlose «Waffen-
sammlung». Es liegt vielmehr
in der Entstehungsgeschichte
der Sammlung begründet, dass
dies nicht der Fall ist. Wir
haben es in erster Linie zu
thun mit einer Vereinigung der
Waffenbestände des Staates,
des Münchener städtischen
Zeughauses, verschiedener an-
derer bayerischer Städte und
Schlösser und nicht zuletzt der
älteren herzoglich bayerischen
Sammlungen. Hieraus erklärt
sich, dass das Münchener Mu-
seum eine Menge Duplikate
ein und derselben Waffengat-
tung, und zwar meist weniger
seltener Stücke enthält, neben
äusserst kostbaren Gegenstän-
den, die interessant sind durch
ihren ehemaligen Besitzer oder
wichtig besonders durch die
reiche kunstgewerbliche Ar-
beit, weniger aber vielleicht
in Hinsicht auf die Entwicke-
lungsgeschichte der Waffen.
Im Verhältnis zu dieser
Hauptmasse der Waffen ist die
Zahl jener Stücke sehr gering, die durch Schenkung
oder durch systematischen Ankauf in den letzten
Jahren der Sammlung zugeführt wurden. Einiges
vom Wichtigsten wurde vom Verfasser in früheren
Nummern dieser Zeitschrift schon besprochen, anderes
ist durch Abbildung und Beschreibung schon aus
den grossen Auktionskatalogen bekannt geworden,
wie das wertvolle Stechzeugmodell vom Beginne des