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Verein für Historische Waffenkunde [Editor]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 8
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaiserlichen Eremitage zu St. Petersburg, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0333

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8. Heft.

Zeitschrift ftlr historische Waffenkunde.

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«Spanischer Pilgerstab (!) (spanischer Reiter [?], ver-
borgener Reusart), dessen gravierte Seitenklingen
«Del Gat5 gezeichnet sein sollen. Die Aufschrift ist
offenbar falsch gelesen und lautet wohl ebenfalls
«al segno del gatto».1) In der ehemaligen
Sammlung von L. Mcyrick'2) befand sich
ein gleiches Stück mit der Inschrift «al
segno del cor» (doch wohl für cuore); das
Exemplar der Armeria in Turin ist, nach
den Worten Angeluccis: di fabbrica mila-
nese, di armajuolo che aveva la sua officina
«al segno del coralo» — woraus wohl
geschlossen werden kann, dass diese Be-
zeichnung sich auf den Klingen selbst vor-
fmdet. Im Dresdener Historischen Museum
werden im Kriegswaffensaal unter G 47 bis
498) dreiRunkas mit je drei hervorschnellen-
den Klingen bewahrt, von denen Nr. 49
auf einer Seitenklinge den eingeätzten
Nameu Bartolam Biella trägt, den v. Ehren-
thal dem Bartolamio aus Biella, einer Stadt
in der italienischen Provinz Novara zu-
schreibt. Endlich bringt Dr. Szendrei in
seinem Werke über die ungarischen kriegs-
geschichtlichen Denkmäler auf der Millen-
niums-Ausstellung1) die Beschreibung einer
dem Grafen H. Wilczek gehörigen Stab-
Runka nebst Abbildung; wir haben wegen
Unkenntnis der magyarischen Sprache nur
die deutsche Ausgabe des
Buches benutzen können, müssen
aber hier darauf hinweisen, dass
die angegebene Stelle durch-
aus unklar gehalten ist; es heisst
ddrt: «am mittleren Spiesse ist
das Wort Stogho ; Crema, am
anderen hingegen das Meister-
zeichen des spanischen
Waffenschmiedes Gio j Batista
eingraviert.» Nach der Ansicht
unseres geehrten Vereinsmit-
gliedes E. v. Liphart, eines ausgezeichneten
Kenners der italienischen Sprache, ist
stogho — Venetianer Dialekt, für sto = «ich
stehe», «befinde mich« zu erklären; es ist


Fig. 1.

also seine Adresse, die der Waffenschmied giebt,
zu dessen Wohnort Crema (im Gebiete von Cre-
mona) der Name Giovanni Batista auch vorzüglich
passen würde. Szendrei spricht aber nur von einem
Meisterzeichen, wobei es freilich nicht er-
findlich ist, warum der Name Gio | Batista
durch den Druck ebenso hervorgehoben
ist, wie die Inschrift Stogho | Crema. Ist
aber nicht der Name ausgeschrieben, son-
dern nur eine Meistermarke vorhanden, so
kann sie wohl die Form eines spanischen
Stempels haben, Giovanni Batista aber
kaum als Spanier angesehen werden.
Die angeführten Aufschriften scheinen
uns nicht ohne Bedeutung für die Geschichte
der italienischen Waffenschmiede des 16.
und 17. Jahrhunderts, denn wenn wir uns
auch vorläufig noch nicht zu erklären ver-
mögen, warum gerade diese weniger ver-
breitete Art von Stangenwaffen dazu aus-
ersehen war, Provenienzangaben zu tragen,
so geht doch aus den aufgezählten Fällen
hervor, dass, nach den uns bekannten
Exemplaren zu schliessen, in Norditalien
angefertigte Stab-Runkas entweder den
Namen des Meisters nebst Angabe seines
Wohnortes (Bartolam — Biella, Gio.
Batista — stogho Crema) oder wenigstens
die Bezeichnung der Werkstatt trugen,
wo sie angefertigt waren (al segno
del gatto, del cor, del corallo).
Eine Anfrage, ob sich an
alten Gebäuden in Mailand noch
Wahrzeichen aus früherer Zeit er-
halten, hatte Herr Carlo Bazzero
die Güte dahin zu beantworten,
dass gelegentlich der Häusernume-
ration in Mailand im Jahre 1746
alle Wahrzeichen und Hausschilde
verschwanden; doch sind, seiner
Ansicht nach, sowohl das Zeichen
des «Katers» (gatto), als auch die berühmte
Mailänder Skorpionmarke entschieden auf
Werkstattschilde der betreffenden Meister
zurückzuführen.5) Auch Angelucci scheint,


Fig. 2.

*) Die Waffensammlung1 der Veste Coburg hat eine
Stab-Runka mit der Inschrift AL GATO.
Die Schriftleitung.
2) Vgl. die Beschreibung der Sammlung von Joseph
Skelton, vol. II, tab. 92.
s) M. v. Ehrenthal, Führer durch d. kgl. histor. Museum
in Dresden 1899, pag. 151 und 259.
4) Deutsche Ausgabe von Reymond-Schiller, pag. 214,
Nr. 683.

6) Wir sagen an dieser Stelle Herrn Bazzero aufrich-
tigen Dank für die freundliche Mitteilung unä schliessen uns
durchaus der von ihm vertretenen Ansicht an, dass die alte
Werkstatt «zum Skorpion» an der jetzigen via Arcimboldi
zu suchen ist, welche früher den Namen via del gambero
(des Krebses!) trug. Wie lohnend wären da archivalische
Forschungen nach der altehrwiirdigen Skorpionmarke, die
schon im 14. Jahrhundert hochgeschätzt wurde. Cf. Gay, gloss.
s. v. £pde: 1365. Unum ensem operis Lombardie, ad signum
scorpionis, taxat 2 flor. fl. (Inv. de J. de Saffres pag. 341.)
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