Verein für Historische Waffenkunde [Editor]; Verein für Historische Waffenkunde [Contr.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0355
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Heft 9
DOI article:Sixl, P.: Zur Geschichte des Schiesswesens der Infanterie: Vortrag gehalten im militär-wissenschaftlichen Vereine zu Kaschau im Wintersemester 1900/01
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g. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
337
Im Jahre 1614 wurde in Breslau
nach einem hölzernen Manne ge-
schossen, der aus einer Grube stieg
und in dieselbe wieder verschwand.1)
In Prag schoss man bei dem
grossen Schiessen im Jahre 1585,
dem «Ertzhertzogs Ferdinands Schies-
sen», nach einer beweglichen Reiter-
scheibe.
Von diesem Schiessen sind Radier-
ungen von Boys vorhanden, deren
Kopie in Fig. 10 wiedergegeben ist.
Die Reiterscheibe stellte einen
Ritter dar mit eingelegter Lanze, wel-
cher offenbar zwischen
den beiden Zielerhäus- 4 ^
chen hin- und hergezogen
wurde; hatte ein Schütz
die Scheibe getroffen, so
mussten die Trompeter
und Pauker aufblasen.
Ferner sieht man den
Schiessstand und zu bei-
den Seiten Gewehrhütten,
wo die Gewehre gerei-
nigt und geladen wurden.
Stand und Zieler waren
durch eine «Glocken-
schnur» verbunden, um
eben den Zielern das
Zeichen für die Bewegung
der Reiterfigur geben zu
können.
Erwähnenswert sind
noch die Uebungen im
Schnellschiessen, wel-
ches ähnlich wie bei der
Armbrust vorgenommen
wurde; so mussten die
Nürnberger Schützen auf
Anordnung des Rates im
Jahre 1579 sich üben
im Gehen zu laden und
bis zum Ablaufen einer
Sanduhr drei Schüsse
abzugeben.
Aus allen diesen Angaben geht
hervor, dass die Gewehre schon am
Ende des 15., noch mehr aber in
der zweiten Plälfte des 16. Jahrhunderts
eine grosse Treffleistung aufweisen,
wobei noch bemerkt werden muss,
dass in der Regel aus glatten Ge-
wehren geschossen wurde, da die
gezogenen Läufe bis über die Mitte
des 16. Jahrhunderts auf,den Schiess-
ständen verboten waren.
__ (Schluss folgt.)
*) Gomolky, III, 178.
45*
Fig. 10. Das Schiessen nach einer beweglichen Reiterscheibe.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
337
Im Jahre 1614 wurde in Breslau
nach einem hölzernen Manne ge-
schossen, der aus einer Grube stieg
und in dieselbe wieder verschwand.1)
In Prag schoss man bei dem
grossen Schiessen im Jahre 1585,
dem «Ertzhertzogs Ferdinands Schies-
sen», nach einer beweglichen Reiter-
scheibe.
Von diesem Schiessen sind Radier-
ungen von Boys vorhanden, deren
Kopie in Fig. 10 wiedergegeben ist.
Die Reiterscheibe stellte einen
Ritter dar mit eingelegter Lanze, wel-
cher offenbar zwischen
den beiden Zielerhäus- 4 ^
chen hin- und hergezogen
wurde; hatte ein Schütz
die Scheibe getroffen, so
mussten die Trompeter
und Pauker aufblasen.
Ferner sieht man den
Schiessstand und zu bei-
den Seiten Gewehrhütten,
wo die Gewehre gerei-
nigt und geladen wurden.
Stand und Zieler waren
durch eine «Glocken-
schnur» verbunden, um
eben den Zielern das
Zeichen für die Bewegung
der Reiterfigur geben zu
können.
Erwähnenswert sind
noch die Uebungen im
Schnellschiessen, wel-
ches ähnlich wie bei der
Armbrust vorgenommen
wurde; so mussten die
Nürnberger Schützen auf
Anordnung des Rates im
Jahre 1579 sich üben
im Gehen zu laden und
bis zum Ablaufen einer
Sanduhr drei Schüsse
abzugeben.
Aus allen diesen Angaben geht
hervor, dass die Gewehre schon am
Ende des 15., noch mehr aber in
der zweiten Plälfte des 16. Jahrhunderts
eine grosse Treffleistung aufweisen,
wobei noch bemerkt werden muss,
dass in der Regel aus glatten Ge-
wehren geschossen wurde, da die
gezogenen Läufe bis über die Mitte
des 16. Jahrhunderts auf,den Schiess-
ständen verboten waren.
__ (Schluss folgt.)
*) Gomolky, III, 178.
45*
Fig. 10. Das Schiessen nach einer beweglichen Reiterscheibe.