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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 9
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Lenc, Ėduard Ėduardovič: Mitteilungen aus der Renaissance-Abteilung der Kaierlichen Eremitage zu St. Petersburg, [5]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0371

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g. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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Fig. 5-

Fig. 7.


Fig. 6.

die seitlichen Dorne schon verstümmelt und ihrer
Bestimmung entfremdet, an einem dritten Exemplare
italienischer, wohl Mailänder Arbeit, mit der präch-
tigen Inschrift «Non ti fidar di me si il cor mancä»
(Fig. 5) die Reminiscenz an die Klingenfänger bereits
bis auf zwei praktisch durchaus unmotivierte kreis-
förmige Durchbrechungen abgeblasst. Die Konstruk-
tion hatte sich eben überlebt und war durch Besseres
ersetzt worden, durch den Springklingendolch.
Diese Waffe nun ist vielfach Missdeutungen
ausgesetzt gewesen und merkwürdigerweise auch von
dem hervorragendsten Fachmanne — W. Boeheim —
verkannt worden, weshalb es uns gestattet sein mag,
einige Erwägungen zur Klarstellung dieser Frage
vorzubringen.
A. Angelucci spricht die Waffe durchaus richtig
als Fechtdolch an, dessen Bestimmung es war, den
Degen des Gegners zu fassen und zu zerbrechen;x)
*) Catal. d. Armeria Reale. Torino 1890, pag. 324:
. . . . riducendo cosi l’arma un vero tridente molto proprio
all’ offendere e al difendersi potendo facilmente con esso
rompere la punta della spada all’ avversario.

M. Jahns2) spricht zwar vom «Dolch» im allgemeinen,
ohne der Springklingen besonders zu erwähnen, hat
aber offenbar auch diese im Auge, wenn er sagt:
«Seit der Mitte des 16. Jahrhunderts dient der
Dolch auch als Schwertfänger (Linkshänder) beim
Fechten und tritt damit in den Kreis derjenigen
Trutzwaffen ein, die zugleich als Schutzwaffe dienten.»
A. Demmin3) sieht in dem Springklingendolch zwar
einen «Linkehand», schreibt ihm aber deutschen Ur-
sprung zu und lässt ihn «in den heimlichen Sitzungen
der Femrichter bei Eidschwüren gebraucht werden,
die im Namen der durch die drei Spitzen der Waffe
symbolisiertenDreieinigkeit geleistet wurden.» W. Boe-
heim endlich, der erklärte Feind aller Schauer-
Romantik in der Waffenkunde, spricht diese Dolche
gar nicht als Linkhänder an, sondern erblickt in
ihnen ein besonderes, seit der ersten Hälfte des
16. Jahrhunderts, «zahlreich in Italien auftretendes»
V erstümmelungs-Instrument. «Wie bei Stangenwaffen >,
2) Entwickelungsgeschichte der alten Trutzwaffen. 1899.
S. 151.
3) Die Kriegswaffen. 1891. S. 760.

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