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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

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Heft 10
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Ehrenthal, Max von: Franz Grossschedel zu Landshut und einige seiner Werke
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0389

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io. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

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goldeten Aetzstreifen geziert, nur 200 Reichsthaler,
das sind ca. 230 fl., und wurde innerhalb 6 Monaten
fertiggestellt. Es muss sich daher bei der Arbeit für
den Kaiser entweder um eine ganz besonders kunst-
voll ausgestattete, getriebene Rüstung, oder um eine
grosse Harnischgarnitur gehandelt haben. Aufschluss
darüber giebt uns eine Aufzeichnung- in den Kaiser],
Hofzahlamtsrechnungen vom 3. November 1575,
worin es heisst, dass Franz Grossschedel, Plattner
von Nürnberg (!), von welchem Kaiser Maxi-
milian II. sechs Kürasse für 6250. gekauft habe,

aus sechs (sic!) Harnischen, nämlich einem ganzen
Feldharnisch, zwei Turnierharnischen, drei halben
Flämischen und zwei Turniersätteln,2) blank, mit
schönen Ornamenten in vergoldeter Aetzmalerei ge-
ziert, die unwillkürlich unsere Aufmerksamkeit auf
sich zieht. W. Boeheim hielt zwar die Garnitur,
welche nicht markiert ist, für Augsburger Arbeit
um 1570, und seine Annahme ist gewiss beach-
tenswert. Die Garnitur konnte dann nur aus der
Werkstatt eines der hervorragendsten Meister jener
Zeit, entweder des Matthäus Frauenpreiss d. j.,


Leichter Helm; Arbeit des Franz Grossschedl. (Dresden, Königl. Historisches Museum, C. 8.)

den Rest von 25 fl. ausbezahlt erhält.1 * * * *) Die Angabe
des Wohnortes Nürnberg, anstatt Landshut, be-
ruht wohl auf einem Versehen des Schreibers, wenn
nicht etwa der Meister zu der Zeit, als die Zahlung
erfolgte, sich vorübergehend in Nürnberg aufhielt.
Wichtig für uns ist die Notiz insofern, als wir daraus
ersehen, dass es sich bei der Arbeit für den Kaiser
um sechs Kürasse (Flämische), also wohl um eine
grosse Harnischgarnitur handelte. Der Ort, wo
man das Werk zu suchen hat, ist naturgemäss die
Kaiserl. Waffensammlung- zu Wien. Nun birgt diese
Sammlung (Kat.-Nr. 490) eine dem Kaiser Maxi-
milian II. zugeschriebene Harnischgarnitur, bestehend
*) Ebendort.

der zwischen 1549 und 1574 arbeitete, oder des
Anton Peffenhauser, dessen Schaffensperiode von
1545 bis 1601 festgestellt ist, hervorgegangen sein.
Speziell an den zuletzt Genannten hat ja auch
Boeheim gedacht.8) Beider Individualität deckt sich
jedoch nach unserem Dafürhalten nicht mitderTechnik
an jener Harnischgarnitur. Im Aufbau zwar erinnern
die einzelnen Harnische an die Arbeiten Peffen-
hausers; in vielen Details jedoch unterscheiden
2) Teile des ehedem zur Garnitur gehörigen Rosshar-
nisches befinden sich im Musee d’Artillerie zu Paris und in
der Kaiserl. Waffensammlung der Eremitage zu St. Petersburg.
“) Album hervorragender Gegenstände aus der Waffen-
sammlung des Allerh. Kaiserhauses, Text von Wendelin Boe-
heim, Bl. XXV.

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