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Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde — 2.1900-1902

DOI Heft:
Heft 11
DOI Artikel:
Sixl, P.: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [17]
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0433

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11. Heft.

Zeitschrift für historische Waffenkunde.

413

ist auch die letztere Annahme möglich. Ein
vollkommen sicherer Befund könnte nur durch
Blosslegung der Schweissnähte erzielt werden;
diese Prozedur lässt sich jedoch nicht durchführen,
ohne die Büchsen zu schädigen.
Der Zweck des vierseitigen pyramidenförmigen
Fortsatzes lässt sich nur erklären, wenn man den-
selben mit der Schäftung in Verbindung bringt.
Denkt man sich die Schäftung so, wie dieselbe
in Fig. 4 nachdem cod. ms. 55 der.kunsth. Sammlg.
des A.-H. Kaiserhauses zu Wien dargestellt ist, und
wie thatsächlich auch die Handbüchsen im histo-
rischen Museum zu Bern, Fig. 5, und im ger-
manischen National-Museum zu Nürnberg, Fig. 6, ge-
schäftet sind, so war der Lauf in die vorne oben
befindliche Rinne des Schaftes eingelegt und Schaft
und Lauf durch 2—3 Eisenbänder miteinander fest
verbunden. War nun die äussere Mantelfläche des
Laufcylinders glatt, so konnte beim Gebrauche
leicht eine Drehung des Laufcylinders um die

zu bezeichnen, sowohl in Bezug auf Grösse des
Kalibers als auch in Rücksicht auf das Verhältnis
von Kaliber zur Lauflänge; an diese schliesstNr. 1,
sodann die Wiener Büchse und endlich Nr. 3,
welche auch schon die kantige Laufmantelfläche
zeigt.
Waren die vorstehend beschriebenen Hand-
büchsen geschäftet, d. h. in die vorne oben befind-
liche Rinne des Schaftes eingelegt und Schaft und
Lauf mittelst eiserer Bänder fest verbunden, so
soll die nächste Handbüchse eine Repräsentantin
jener Konstruktion sein, bei welcher der stangen-
artige Schaft in die, am rückwärtigen Laufende
befindliche Tülle eingeschoben ist und wie die-
selbe in den Abbildungen der Bilderhandschriften
Fig. 15, 17, 18, 19, 20, 27, 34 und 47 dargestellt
ist. Eine derartige Handbüchse befindet sich im
städtischen Museum der königl. Stadt Tabor in
Böhmen. Fig. 83. Die genauen Daten und Ab-
messungen sind folgende:



Fig. 82. Eiserne Handbüchse Nr. 3 im Museum Francisco-Karolinum in Linz a/D.

Längenachse und somit eine Verschiebung des
Zündloches eintreten. Wurde der vierseitig pyra-
midenförmige Fortsatz in einen entsprechenden Ein-
schnitt in den Schaft eingelassen, so war die Län-
genachse fixiert und die Drehung unmöglich. Das-
selbe erreichte man bei Nr. 3 der Linzer-Büchse auch
dadurch, dass die Mantelfläche des Laufes 6—8-
kantig gemacht wurde, wie dies bei der Berner-
und bei der Nürnberger Büchse, Fig. 5 und 6 der
Fall ist, was mithin gegen die äussere glatte Man-
telfläche schon einen Fortschritt bedeutet. Es wäre
noch hervorzuheben, dass die Abbildung aus dem
cod. ms. 55, Fig. 4, eine Handbüchse mit glatter
äusserer Lauf-Mantelfläche zeigt und dass die Hand-
büchse, Fig. 38, aus dem cod. 1. m. 197 der kgl.
Hof- und Staats-Bibliothek zu München (1420 bis
1450) eine glatte äussere Lauf-Mantelfläche er-
kennen lässt, und dass der Lauf bei letzterer Hand-
büchse rückwärts ebenfalls einen zapfenartigen
Fortsatz aufweist.
Vergleicht man die 4 Büchsen untereinander,
so wäre Nr. 2 der Linzer Büchsen als die älteste

Gewicht der Handbüchse ohne Stangen-
schaft: 2,9 kg: Äussere Länge des Laufes sammt
Tülle: 42 cm. Material: Schmiedeeisen. Äussere
Konstruktion des Laufes: cylindrisch, gegen die
Mündung hin mässig verstärkt, knapp an der
Mündung ringfönflig abgeplattet. Art der Herstel-
lung: über den Dorn geschmiedet; die Schafthülse
(Tülle) ist in die hintere Öffnung des Laufes ein-
geschweisst. Äussere Konstruktion der Schafthülse :
nach rückwärts trichterförmig erweitert, mit Loch
zum Durchstecken eines Nagels, zur Verbindung
von Tülle und Schaft. Länge der Seele: 25 cm;
Länge der Hülse: 14 cm; Dicke des Laufbodens:
3 cm; Durchmesser der Seele: 20 mm; an der Mün-
dung und bis gegen die Mitte (weiter bis gegen
den Seelenboden konnte der Durchmesser nicht
genau bestimmt werden, da die Seele mit Erde
verstopft war und infolgedessen stark verrostet ist).
Verhältnis des Kalibers zur Seelenlänge: 1:12,5.
Innere Beschaffenheit der Seele: sehr uneben, mit
der Hand nachgebohrt, an der Mündung nicht
central. Äusserer Durchmesser an der Mündung:
 
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