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Zeitschrift für historische Waffenkunde.
II. Band.
jäger zur Ausführung gebracht. Diese Verbin-
dungsweise hat eine Ähnlichkeit mit der bereits
in Fig. 5 und 6 dargestellten, mittelst Ring und
Feder vom Ende des 17. Jahrhunderts. In Fig. 21
ist dieses Seitengewehr, welches nach der Klingen-
form «Yatagan» genannt wurde, dargestellt. Die
starke eiserne Parierstange enthält an der, dem
Klingenrücken zugekehrten Seite, einen Ring, wel-
cher die Mündung des Gewehrs umfasst. In dem
messingenen Griffe des Yatagans befindet sich eine
Nuth, die dem am Gewehrlaufe angeschweissten
Ansätze mit einer Warze am Ende entspricht, auf
welchem der Griff aufgeschoben wird. Ein ebenfalls
im Griffe enthaltener starker Stift springt nach
dem Aufschieben, von einer Feder gedrängt, hinter
der Warze ein und verhindert das unzeitige Ab-
streifen. Allerdings war mit dieser Zwitterwaffe
ein Verbiegen des Laufs, besonders bei denen
kleinen Kalibers, unausbleiblich eintreten muss,
was das Gewehr vorübergehend zu weiterem
Schiessen bez. Treffen unbrauchbar macht.
Aus diesem Grunde änderte man in Frankreich
bei Neuanschaffung im Jahre 1874 die Form der
Klinge; diese ist 552 mm lang und vollständig ge-
rade, und hat einen breiten Rücken, wodurch sie
vorzüglich zum Stich geeignet wird; zum Hiebe,
selbst zum Zerteilen von Biwakbedürfnissen eignet
sie sich daher weniger.
In Deutschland wurde i. J. 1884 für das Mehr-
ladegewehr mit Magazinrohr unter dem Laufe eine
Art Messerbajonnet eingeführt, welches eine, nur
253 mm lange, von der Spitze herein gegen 25 mm
zweischneidig geschliffene Klinge enthielt. Der
Zweck war, das Gewehr durch dieses aufgepflanzte
Fig. 22.
eine Entlastung des Mannes nicht erreicht, da das
Seitengewehr allein, ohne die eiserne Scheide- des-
selben 750 gr wog, es machte daher, wenn aufge-
pflanzt, die Büchse viel zu vorderwichtig. Dagegen
war die Befestigungsweise sehr dauerhaft und das
Gewehr dadurch eine vorzügliche Stoss- und furcht-
bare Hiebwaffe geworden. Im Jahre 1854 ward eine
ähnliche Seitenwaffe bei der bayerischen Dorn-
büchse, sowie bei dem badischen Artilleriege-
wehr angenommen, endlich von 1870 an bei der
Neuherstellung von Gewehren fast aller Armeen, wobei
durch wesentliche Gewichtserleichterungen an
Klinge und Griff allen Anforderungen an diese
Doppelwaffe genügt wird. Allerdings muss man
davon absehen, mit der auf dem Gewehre aufge-
pflanzten Waffe einen Hieb ausführen zu wollen,
da durch die Hebelwirkung des Seitengewehrs
Messer so wenig als möglich vorderwichtig zu ma-
chen, wozu es bei gefülltem Magazinrohre ohnehin
neigte. Bei spätem Neuherstellungen ist man zu
dem als letztes beschriebenen französischen Stich-
bajonnet übergegangen.
Zuletzt sei als Merkwürdigkeit noch des Vor-
schlags des Oberst Rice der Vereinigten Staaten
von Nordamerika vom Jahre 1875 gedacht, welcher
der Bajonnetklinge die Form einer Schaufel geben
und so ein tragbares Schanzzeug herstellen wollte.
Dieses sogenannte «Trowelbajonnet» (Fig. 22)
war wegen seiner Breite ein wenig brauchbares
Bajonnet und auch als Schaufel ungenügend, weil
es für dieses Werkzeug zu schmal war und mit
der Hand an der Dille wenig Boden fördern konnte,
zur Arbeit aber auf das Gewehr gepflanzt, musste es
notwendig das Verbiegen des Laufs zur Folge
haben. Der Vorschlag hat auch nur versuchsweise
bei einem Teile der Infanterie der Vereinigten
Staaten Anwendung gefunden.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
II. Band.
jäger zur Ausführung gebracht. Diese Verbin-
dungsweise hat eine Ähnlichkeit mit der bereits
in Fig. 5 und 6 dargestellten, mittelst Ring und
Feder vom Ende des 17. Jahrhunderts. In Fig. 21
ist dieses Seitengewehr, welches nach der Klingen-
form «Yatagan» genannt wurde, dargestellt. Die
starke eiserne Parierstange enthält an der, dem
Klingenrücken zugekehrten Seite, einen Ring, wel-
cher die Mündung des Gewehrs umfasst. In dem
messingenen Griffe des Yatagans befindet sich eine
Nuth, die dem am Gewehrlaufe angeschweissten
Ansätze mit einer Warze am Ende entspricht, auf
welchem der Griff aufgeschoben wird. Ein ebenfalls
im Griffe enthaltener starker Stift springt nach
dem Aufschieben, von einer Feder gedrängt, hinter
der Warze ein und verhindert das unzeitige Ab-
streifen. Allerdings war mit dieser Zwitterwaffe
ein Verbiegen des Laufs, besonders bei denen
kleinen Kalibers, unausbleiblich eintreten muss,
was das Gewehr vorübergehend zu weiterem
Schiessen bez. Treffen unbrauchbar macht.
Aus diesem Grunde änderte man in Frankreich
bei Neuanschaffung im Jahre 1874 die Form der
Klinge; diese ist 552 mm lang und vollständig ge-
rade, und hat einen breiten Rücken, wodurch sie
vorzüglich zum Stich geeignet wird; zum Hiebe,
selbst zum Zerteilen von Biwakbedürfnissen eignet
sie sich daher weniger.
In Deutschland wurde i. J. 1884 für das Mehr-
ladegewehr mit Magazinrohr unter dem Laufe eine
Art Messerbajonnet eingeführt, welches eine, nur
253 mm lange, von der Spitze herein gegen 25 mm
zweischneidig geschliffene Klinge enthielt. Der
Zweck war, das Gewehr durch dieses aufgepflanzte
Fig. 22.
eine Entlastung des Mannes nicht erreicht, da das
Seitengewehr allein, ohne die eiserne Scheide- des-
selben 750 gr wog, es machte daher, wenn aufge-
pflanzt, die Büchse viel zu vorderwichtig. Dagegen
war die Befestigungsweise sehr dauerhaft und das
Gewehr dadurch eine vorzügliche Stoss- und furcht-
bare Hiebwaffe geworden. Im Jahre 1854 ward eine
ähnliche Seitenwaffe bei der bayerischen Dorn-
büchse, sowie bei dem badischen Artilleriege-
wehr angenommen, endlich von 1870 an bei der
Neuherstellung von Gewehren fast aller Armeen, wobei
durch wesentliche Gewichtserleichterungen an
Klinge und Griff allen Anforderungen an diese
Doppelwaffe genügt wird. Allerdings muss man
davon absehen, mit der auf dem Gewehre aufge-
pflanzten Waffe einen Hieb ausführen zu wollen,
da durch die Hebelwirkung des Seitengewehrs
Messer so wenig als möglich vorderwichtig zu ma-
chen, wozu es bei gefülltem Magazinrohre ohnehin
neigte. Bei spätem Neuherstellungen ist man zu
dem als letztes beschriebenen französischen Stich-
bajonnet übergegangen.
Zuletzt sei als Merkwürdigkeit noch des Vor-
schlags des Oberst Rice der Vereinigten Staaten
von Nordamerika vom Jahre 1875 gedacht, welcher
der Bajonnetklinge die Form einer Schaufel geben
und so ein tragbares Schanzzeug herstellen wollte.
Dieses sogenannte «Trowelbajonnet» (Fig. 22)
war wegen seiner Breite ein wenig brauchbares
Bajonnet und auch als Schaufel ungenügend, weil
es für dieses Werkzeug zu schmal war und mit
der Hand an der Dille wenig Boden fördern konnte,
zur Arbeit aber auf das Gewehr gepflanzt, musste es
notwendig das Verbiegen des Laufs zur Folge
haben. Der Vorschlag hat auch nur versuchsweise
bei einem Teile der Infanterie der Vereinigten
Staaten Anwendung gefunden.