Verein für Historische Waffenkunde [Hrsg.]; Verein für Historische Waffenkunde [Mitarb.]
Zeitschrift für historische Waffen- und Kostümkunde: Organ des Vereins für Historische Waffenkunde
— 2.1900-1902
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https://doi.org/10.11588/diglit.37716#0465
DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Sixl, P.: Entwicklung und Gebrauch der Handfeuerwaffen, [18]
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12. Heft.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
445
loch hinzugekommen; endlich wäre die weitere
Steigerung des Verhältnisses von Kaliber zur
Seelenlänge auf i : 34 hervorzuheben.
Das rechtsseitige Zündloch findet sich zuerst
im cod. 734 der kgl. b. Hof- und Staatsbibliothek
zu München 1460—1470, Fig. 33, ferner bei der
Handbüchse aus dem cod. germ. 599 derselben
Bibliothek, 1475, Fig. 35-
Nach den angeführten charakteristischen Merk-
malen und der vergrösserten Seelenlänge bei gleich-
zeitigen Verminderung des Kalibers kann die Ent-
Handbüchsen mit Stangen schaff und
Hinterlad u n g.
Die zunehmende Verkleinerung des Kalibers
von 20 mm auf 14 mm bei gleicher oder vergrösser-
ter Seelenlänge machte das Laden immer schwie-
riger und musste nach einigen Schüssen, infolge
des Pulverrückstandes, ganz undurchführbar werden.
Der Gebrauch eines Ladestockes war unbedingt
notwendig; war die Seelenlänge nicht bedeutend, so
konnte der Ladestock von Holz und mit Eisen beschla-
gen sein; ein beschlagener Ladestock ist beiderPrager
iv*—
4
Stellung dieser Handbüchse in die Zeit 1460 bis
1480 verlegt werden.
Eine weitere Handbüchse, welche hier einzu-
teilen ist, befindet sich im Besitze des Herrn Land-
gerichtsrat Engel in Thorn; charakteristisch an der-
selben ist das Fehlen der Mündung, das kleine
Kaliber von 14 111m, welches sich noch bis 11 mm
verengt und endlich die von vorne nach rückwärts
zunehmende dreifache Verstärkung.8
Auch diese Handbüchse stammt aus Budapest.
Fig. 89. Eiserne Handbüchse mit Hinterladung.
Im Königl. Zeughause zu Berlin. Nr. 1.
Büchse mit Ringhaken, Fig. 62, vorhanden; der
Ladestock bei der Marienburger Büchse ist aus
Eichenholz; bei der fortschreitenden Verkleinerung
des Kalibers musste der Ladestock noch mehr ver-
steift werden; bei der Tannenberger Büchse soll
ein eiserner Ladestock gefunden worden sein; auch
im Inventar von Wernigerode, 1442 und 1445, wur-
den eiserne Ladestöcke zu den Büchsen aufgezählt.
Bei den Handbüchsen mit Stangenschaft wurde
überdies auch infolge der zunehmenden Länge des
8) Vgl. Bd. II, 301; eine photographische Abbildung
dieser Handbüchse wäre sehr erwünscht; weiters käme ge-
nau festzustellen, ob das Material Kupfer oder Bronze ist;
endlich würde eine genaue und fachtechnische Untersuchung
zu pflegen sein, ob die bei allen derartigen Handbüchsen
vorhandene trichterförmige Mündung nicht abgenommen
oder abgeschlagen wurde; bei dem kleinen Kaliber wird das
Laden ohne trichterförmige Mündung praktisch nahezu un-
möglich.
Zeitschrift für historische Waffenkunde.
445
loch hinzugekommen; endlich wäre die weitere
Steigerung des Verhältnisses von Kaliber zur
Seelenlänge auf i : 34 hervorzuheben.
Das rechtsseitige Zündloch findet sich zuerst
im cod. 734 der kgl. b. Hof- und Staatsbibliothek
zu München 1460—1470, Fig. 33, ferner bei der
Handbüchse aus dem cod. germ. 599 derselben
Bibliothek, 1475, Fig. 35-
Nach den angeführten charakteristischen Merk-
malen und der vergrösserten Seelenlänge bei gleich-
zeitigen Verminderung des Kalibers kann die Ent-
Handbüchsen mit Stangen schaff und
Hinterlad u n g.
Die zunehmende Verkleinerung des Kalibers
von 20 mm auf 14 mm bei gleicher oder vergrösser-
ter Seelenlänge machte das Laden immer schwie-
riger und musste nach einigen Schüssen, infolge
des Pulverrückstandes, ganz undurchführbar werden.
Der Gebrauch eines Ladestockes war unbedingt
notwendig; war die Seelenlänge nicht bedeutend, so
konnte der Ladestock von Holz und mit Eisen beschla-
gen sein; ein beschlagener Ladestock ist beiderPrager
iv*—
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Stellung dieser Handbüchse in die Zeit 1460 bis
1480 verlegt werden.
Eine weitere Handbüchse, welche hier einzu-
teilen ist, befindet sich im Besitze des Herrn Land-
gerichtsrat Engel in Thorn; charakteristisch an der-
selben ist das Fehlen der Mündung, das kleine
Kaliber von 14 111m, welches sich noch bis 11 mm
verengt und endlich die von vorne nach rückwärts
zunehmende dreifache Verstärkung.8
Auch diese Handbüchse stammt aus Budapest.
Fig. 89. Eiserne Handbüchse mit Hinterladung.
Im Königl. Zeughause zu Berlin. Nr. 1.
Büchse mit Ringhaken, Fig. 62, vorhanden; der
Ladestock bei der Marienburger Büchse ist aus
Eichenholz; bei der fortschreitenden Verkleinerung
des Kalibers musste der Ladestock noch mehr ver-
steift werden; bei der Tannenberger Büchse soll
ein eiserner Ladestock gefunden worden sein; auch
im Inventar von Wernigerode, 1442 und 1445, wur-
den eiserne Ladestöcke zu den Büchsen aufgezählt.
Bei den Handbüchsen mit Stangenschaft wurde
überdies auch infolge der zunehmenden Länge des
8) Vgl. Bd. II, 301; eine photographische Abbildung
dieser Handbüchse wäre sehr erwünscht; weiters käme ge-
nau festzustellen, ob das Material Kupfer oder Bronze ist;
endlich würde eine genaue und fachtechnische Untersuchung
zu pflegen sein, ob die bei allen derartigen Handbüchsen
vorhandene trichterförmige Mündung nicht abgenommen
oder abgeschlagen wurde; bei dem kleinen Kaliber wird das
Laden ohne trichterförmige Mündung praktisch nahezu un-
möglich.