Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0051
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Kühnel, Ernst: Datierte persische Fayencen
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hervorragenden olivfcßwarzen Infcßrift ift in einem dreieckigen Feld in Blau auf ttleiß
das Motiv eines fcßreitenden ßirfdjen zwifcßen Felfen und Gefträucß mit ftark oft-
afiatifcßem Einfcßlag behandelt, und ringsum läuft ein Saum von Palmettblumen zwi-
fcßen Lanzettblättern, wie er uns von den Borten der fogen. Fjeratteppicße aus derfelben
Epoche vertraut ift.
Auf der Fjöhe ihrer Änpaffungsfähigkeit lernen wir diefe Gatttung kennen in einer
Schüffel der Sammlung Sarre, bei der außen in fecßs Feldern immer eine Pflanzen-
fzenerie mit fliegenden Cüildenten und ein Felsbild mit Staudenwerk abwechfelt,
während innen eine größere rf)inefifcße Felslandfcßaft mit Baum und Vogel den Grund
füllt (Äbb. 11). Äm Rande find perfifcße Verfe in länglichen Kartufcßen zwifcßen Gitter-
werk im Calik-Duktus flott hingefchrieben, und ßier findet fiel} auch das Datum 1037
d. F). (1627/1628 n. Chr.). Änfchließend fei noch ein weiteres Epitaph in der Samm-
lung Jonides vom Jahre 1053 d. F). (1645 n. Chr.) erwähnt. Später treten Datierungen
häufiger auf (vgl. u. a. eine blauweiße Schale von 1134 d. F)., 1722 n. Chr., im Fjam-
burgifchen Mufeum1), aber die Erzeugniffe ermangeln dann fcßon der künftlerifchen
Qualität und nähern fich mehr und mehr der Bazarware, die feit der Mitte des
18. Jahrhunderts die Märkte füllt und in Europa folange überfcßäßt wurde, bis man
fie als fd)wacßen Abglanz einer größeren Vergangenheit erkannte.
Die Abarten oftafiatifcß beeinflußter ßalbfayencen, die wir (bei durchftochener Ulan-
dung mit durchsichtig füllender Glafur und grau-blauer Bemalung) als „Gomrun“-
und (bei der Verwendung von Comatenrot neben Blau und Oliv) als „Kirman“-60are
bezeichnen, werden bei gründlicher Durchforfchung des zahlreich erhaltenen Materials
ficherlich ebenfalls zuverläffige chronologifd)e Anhaltspunkte ergeben2. Für die als
„Schah-Äbbäs-Keramik“ des 16. und 17. Jahrhunderts bekannte, ftark leuchtende
Lüftergattung, die letzte bemerkenswerte Äußerung diefer damals in anderen islamifchen
Ländern fcßon abgeftorbenen Cecßnik, können wir vorerft nur ein verhältnismäßig
fpätes Datum beibringen auf einer Flafdtje der Sammlung (XIallis: 1084 d. ß. (1673
n. Chr.)3. * *
*
Die folgende cßronologifcße Lifte will lediglich ein erfter Verfucß fein, dokumentierte
Belege für die Gefd)id)te der perfifchen Gefäß- und Fliefen-Keramik zufammenzuftellen;
fie bedarf, wie gefagt, noch feßr der Ergänzung, zumal hinhchtlicß der fpäteren Er-
zeugniffe, und der Verfaffer h0!^» daß andere, die fich mit diefem Cßema befaßt
haben, Gelegenheit nehmen werden, auf Lücken und Fehler feiner Aufteilung auf-
merkfam zu machen.
Cljronologifdje Überfidjt
1121: Grün glaperte Fliefe . .
1134: Scßüffel aus Fjamadan . .
1210: Lüfterteller, Äbb. 1 . . .
1211: Farbige Scßale, Äbb. 9
1212: Lüfterkrug mit Verfen . .
1213: Lüfterfliefe, ornamental .
1217: Lüfterfliefen mit IJafen
1218: Lüfterfcßüffel, Äbb. 2 . .
1226: Lüftermißrab aus Kafcßan
1227: Lüfterfcßale mit Cßronfzene
1240: Lüfterfliefe, Äbb. 3 . . . .
datierter perfifdjer Fayencen
. . Sammlung Kelekian, New York.
. . Kaifer-Friedricß-Mufeum, Berlin.
. . Kunftßandel, London.
. . Sammlung O. Skalier, Berlin.
. . Sammlung Godman, Horsham (England).
. . Kunftgewerbe-Mufeum, Leipzig.
. . Sammlung Godman, Horsham.
. . Kaifer-Friedricß-Mufeum, Berlin.
. . Sammlung Preece, London.
. . Sammlung Kelekian, New York.
. . Kunftgewerbe-Mufeum, Breslau.
1 Äusftellung moßammed. Kunft. München 1910, Kat. Nr. 1367.
2 Line tgpifcße Gomrunfcßale der Sammlung Kelekian (Äusft. Caffirer 1911, Nr. 160) foll das
Datum 882 d. F). gezeigt ßaben. Die Lefung bedarf feßr der Nachprüfung: 1082 wäre waßr-
fcßeinlicßer.
CQallis, Cypical examples of pers. ceramic art, pl. II. fig. 1.
Der Cicerone, XVI. Jaljrg., Ijeft 1
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das Motiv eines fcßreitenden ßirfdjen zwifcßen Felfen und Gefträucß mit ftark oft-
afiatifcßem Einfcßlag behandelt, und ringsum läuft ein Saum von Palmettblumen zwi-
fcßen Lanzettblättern, wie er uns von den Borten der fogen. Fjeratteppicße aus derfelben
Epoche vertraut ift.
Auf der Fjöhe ihrer Änpaffungsfähigkeit lernen wir diefe Gatttung kennen in einer
Schüffel der Sammlung Sarre, bei der außen in fecßs Feldern immer eine Pflanzen-
fzenerie mit fliegenden Cüildenten und ein Felsbild mit Staudenwerk abwechfelt,
während innen eine größere rf)inefifcße Felslandfcßaft mit Baum und Vogel den Grund
füllt (Äbb. 11). Äm Rande find perfifcße Verfe in länglichen Kartufcßen zwifcßen Gitter-
werk im Calik-Duktus flott hingefchrieben, und ßier findet fiel} auch das Datum 1037
d. F). (1627/1628 n. Chr.). Änfchließend fei noch ein weiteres Epitaph in der Samm-
lung Jonides vom Jahre 1053 d. F). (1645 n. Chr.) erwähnt. Später treten Datierungen
häufiger auf (vgl. u. a. eine blauweiße Schale von 1134 d. F)., 1722 n. Chr., im Fjam-
burgifchen Mufeum1), aber die Erzeugniffe ermangeln dann fcßon der künftlerifchen
Qualität und nähern fich mehr und mehr der Bazarware, die feit der Mitte des
18. Jahrhunderts die Märkte füllt und in Europa folange überfcßäßt wurde, bis man
fie als fd)wacßen Abglanz einer größeren Vergangenheit erkannte.
Die Abarten oftafiatifcß beeinflußter ßalbfayencen, die wir (bei durchftochener Ulan-
dung mit durchsichtig füllender Glafur und grau-blauer Bemalung) als „Gomrun“-
und (bei der Verwendung von Comatenrot neben Blau und Oliv) als „Kirman“-60are
bezeichnen, werden bei gründlicher Durchforfchung des zahlreich erhaltenen Materials
ficherlich ebenfalls zuverläffige chronologifd)e Anhaltspunkte ergeben2. Für die als
„Schah-Äbbäs-Keramik“ des 16. und 17. Jahrhunderts bekannte, ftark leuchtende
Lüftergattung, die letzte bemerkenswerte Äußerung diefer damals in anderen islamifchen
Ländern fcßon abgeftorbenen Cecßnik, können wir vorerft nur ein verhältnismäßig
fpätes Datum beibringen auf einer Flafdtje der Sammlung (XIallis: 1084 d. ß. (1673
n. Chr.)3. * *
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Die folgende cßronologifcße Lifte will lediglich ein erfter Verfucß fein, dokumentierte
Belege für die Gefd)id)te der perfifchen Gefäß- und Fliefen-Keramik zufammenzuftellen;
fie bedarf, wie gefagt, noch feßr der Ergänzung, zumal hinhchtlicß der fpäteren Er-
zeugniffe, und der Verfaffer h0!^» daß andere, die fich mit diefem Cßema befaßt
haben, Gelegenheit nehmen werden, auf Lücken und Fehler feiner Aufteilung auf-
merkfam zu machen.
Cljronologifdje Überfidjt
1121: Grün glaperte Fliefe . .
1134: Scßüffel aus Fjamadan . .
1210: Lüfterteller, Äbb. 1 . . .
1211: Farbige Scßale, Äbb. 9
1212: Lüfterkrug mit Verfen . .
1213: Lüfterfliefe, ornamental .
1217: Lüfterfliefen mit IJafen
1218: Lüfterfcßüffel, Äbb. 2 . .
1226: Lüftermißrab aus Kafcßan
1227: Lüfterfcßale mit Cßronfzene
1240: Lüfterfliefe, Äbb. 3 . . . .
datierter perfifdjer Fayencen
. . Sammlung Kelekian, New York.
. . Kaifer-Friedricß-Mufeum, Berlin.
. . Kunftßandel, London.
. . Sammlung O. Skalier, Berlin.
. . Sammlung Godman, Horsham (England).
. . Kunftgewerbe-Mufeum, Leipzig.
. . Sammlung Godman, Horsham.
. . Kaifer-Friedricß-Mufeum, Berlin.
. . Sammlung Preece, London.
. . Sammlung Kelekian, New York.
. . Kunftgewerbe-Mufeum, Breslau.
1 Äusftellung moßammed. Kunft. München 1910, Kat. Nr. 1367.
2 Line tgpifcße Gomrunfcßale der Sammlung Kelekian (Äusft. Caffirer 1911, Nr. 160) foll das
Datum 882 d. F). gezeigt ßaben. Die Lefung bedarf feßr der Nachprüfung: 1082 wäre waßr-
fcßeinlicßer.
CQallis, Cypical examples of pers. ceramic art, pl. II. fig. 1.
Der Cicerone, XVI. Jaljrg., Ijeft 1
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