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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Parkes, William Kineton: Frühe englische Kunst
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Basler, Adolphe: Pariser Chronik
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0061

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William Bakers. Äußer diefem Meiner von Eton gab es zwei, im wefentlidjen eng-
li[d)e, Chomas Cßaundler und John Rons. Beifpiele ihrer Miniaturkunft werden ge-
zeigt, doch arbeiteten fie auch in größerem Format. Die [ieben prachtvollen üafeln aus
St. Micßael-at-Plea in Norwid) find Schabfunde aus diefer 3^it.
Mit den genannten Künftlern und den Werken einiger Qnbekannter geht diefe Periode
glanzvoll zu Ende. Mit der Ankunft der üudors hört die primitive Malerei als folcße
von wefentlid) englifcßem Charakter auf. Es find eine ganze Anzahl Werke des frühen
16. Jahrhunderts ausgeftellt, aber ihre künftlerifd)e Fjerkunft ift ungeklärt. Das 16. Jahr-
hundert ift die 3eit des Porträts. Jean Perreal befuchte England, als Ludwig XII. die
Prinzeffin Mary üudor heiratete, und zwar, um ihre Feftkleider zu zeichnen; einige der
königlichen Bildniffe werden ihm auch zugefchrieben, aber es gibt viele andere diefer
3eit von britifchen Malern, die fich beftimmt von den vorangegangenen mittelalterlichen
Werken unterfcheiden. Die vier ausgezeichnet erhaltenen Porträts aus Windfor und die
der Könige (die natürlich keine Bildniffe nach dem Leben fein konnten) weifen einen
deutlichen Stilwandel auf und bereiten die Ankunft FJolbeins vor. Sie wurden von
der Society of Äntiquaries geliehen.
Das frühe 16. Jahrhundert fieht daher endgültig das Ende der britifchen Primitiven. Wirk-
lich bedeutende Malerei beginnt erft wieder mit den großen Meiftern des 18. Jahrhunderts.
Es ift nüßlid), flcb nach einem Überblick über die Äusftellung zu vergegenwärtigen,
daß die englifdje Malerei ihren Ausgang von der Wandmalerei nahm.
Plaftik ift nur ganz wenig ausgeftellt. Die offenbare Schuld der gefamten Britifchen
Kunft gegen die Architektur als die Mutter aller Künfte hätte durch fie vielleicht in
größerem ömfange aufgewiefen werden können. Überfe^t von Ericb «liefe.

Parifer Chronik

Von ADOLPHE BASLER / Mit
acht Abbildungen auf vier Tafeln

Fjerbftfalon / Derain / Galerie Jacques Rodrigue (Favory, Gimmi, Simon
Levy, Gernez ufw.) / Die „Folie Endjere“ / Äusftellung im FJaus Wat-
teau bei den Schweden / Das Problem der fremden Künftler in Paris /
Das graphifd)e Werk von Matiffe (Bernheim jeune) / Äusftellung Mar-
quet (Galerie Druet).
Der Fjerbftfalon, diefe fympathifche Einrichtung, bringt jedes Jahr irgendwie
angenehme Überrafchungen, fei es, daß er Überblicke über das Werk hervor-
ragender verftorbener Meifter zeigt oder nahezu allem Gaftfreundfchaft gewährt,
was in der modernen Kunft Äufmerkfamkeit beanfpruchen darf. Dies Jahr ift im
ßerbftfalon je ein Hauptwerk der Meifter ausgeftellt worden, von denen bisher retro-
fpektive Ausheilungen gemacht worden find. Ingres neben Greco, Corot neben
Renoir, Manet zufammen mit Cezanne, Daumier mit Monticelli, Bresdin (der
Chien-Cailloux, diefer große Radierer, deffen Scßickfal fo überaus tragifd) war) neben
Piffarro. Alle diefe von einer begeifterten Jugend verehrten Meifter tyaben ihrcn
Einfluß auf die Gefcßichte der modernen Malerei geübt. Greco, von den Kirchen-
dienern, die die Befucher üoledos umherführten, als „demente“ bezeichnet, findet am
Ende des 19. Jahrhunderts ebenfo viele würdige Ausleger wie Bewunderer für feine
höchft vergeiftigte Kunft, die ebenfo vielen Venetianern wie byzantinifchen Mofaik-
meiftern die Wage hält. Cezanne liebte Greco fehr. Er verdankt ihm im gleichen
Maße wie Signorelli die Kunft, die Naturformen zu erweitern. Die junge Malergene-
ration fcpeint indeffen weniger empfänglich für die gefteigerten Ausmaße in den Werken
des Meifters von Aix und findet den ebenfo großen Maßftab in Renoir, deffen „Frau

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