Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Biermann, Georg: Der Bildhauer Manolo
DOI Artikel:
Glück, Heinrich: Die Stellung Wiens in der neueren Kunst, 3. Teil
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0241

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
und weftlidjen Kunfterbes unbewußt gegenüber folcßem Äfpekt vors Äuge [teilen. (Denn
irgendwo, dann bricht auf diefen verhältnismäßig frühen Arbeiten Manolos der Sinn des
echten Plaftikers durch, für den die Form von vornherein untrennbar vom Material ift.
Diefer Manolo aber ift einer von denen, die am Borobudur mitgearbeitet haben.
Anders kann man [ich in diefer erbärmlich nüchternen 3eit den Künftler gar nicht
denken. Der müßte Dempel bauen, Dimenfionen haben, Schöpfer werden können im
Geifte des ganz Großen, das unter dem Schutte der Vergangenheit fchlummert. Anftatt
deffen fifct Manolo in dem Pyrenäenftädtchen Ceret, vergeblich ausfpähend nach den
großen Aufgaben, für die nicht einmal ein Nabob zu finden ift. Fluch über diefer
3eit, die foviel herrliche Kräfte hat und keine Möglichkeit befifet für finngemäße Aufgaben.

Die Stellung tlliens in der neueren Kunft

Von HEINRICH GLÜCK

Mit vier Abbildungen auf drei Tafeln

III. € eil

enn auch die Bedeutung der füdoftdeutfchen und öfterreid)ifcl)en mittelalterlichen


Malerei allmählich erkannt zu werden beginnt, fo ift die Stellung (Diens in diefer

* ™ noch fo viel wie unerforfcht. Aber follte \)ier, wo die Baukunft fo Merk-
würdiges zu verzeichnen hat und die Plaftik in F)auptfd)öpfungen wie etwa dem Grab-
mal Friedrich III. im Stefansdom (1479) einen trotj des eingewanderten Meifters in feiner
farbig-barocken Form ganz öfterreidjifchen Vorläufer der fpäteren deutfchen Fjochgräber
fd)uf, follte hier nicht auch die Malerei ihre befondere Stellung gehabt haben? Jeden-
falls kommen fchon hier» wie in den bereits erwähnten Bildern des Schottenklofters,
jene 3nge zur Geltung, die auch in der neueren (Diener Malerei befonders ausgebildet
wurden: finnliches Empfinden für heimatlichen Boden und Sitte und das Verarbeiten
der europäifchen 3eitftrömungen zu farbig-rhythmifchem Fluffe. (Denn die von den
internationalen italienifchen Schulen genährte Großmalerei des füddeutfdjen Barock hier
ihr 3entrum und ihre letzte Jinnlich-tranfzendentale Steigerung fand, fo ift dies nach
dem gelegentlich der Barockplaftik Gefagten nur verftändlid), fie bleibt aber als Kunft
nur dem mufikalifd) Empfindenden voll erlebbar.
Der eigentliche Keimboden der (Diener Kunft in der neueften 3eit mußte der (Diener
Kongreß zugleich mit dem Äuffchwung des Bürgertums fein. Gab erfterer den (Dienern
Gelegenheit, feinen internationalen Bedürfniffen und feiner Freude am Prunkhaften ge-
nug zu tun, fo war jener der neue Ausdruck des bodenftändigen Ortsgeiftes. So er-
wuchs im „Biedermeier“ jener wiederum fo merkwürdige und fo eigentlich wienerifche
Stil, der den kühlen Klaffizismus und das ftrenge Empire (Defteuropas zur freundlichen klein-
künftlerifchen Innenausftattung, auch hier im Sinne eines Gefamtkunftwerkes umwandelte.
Aus folcher international gefchwängerten, kleinbürgerlich lokalen Sphäre entftand jene
Blüte der (Diener Malerei, auf deren gegenftändliche Vielfeitigkeit bereits eingangs hin-
gewiefen wurde. Der vielfeitigfte unter diefen (Diener Malern war Ferdinand Georg
(Daldmüller. Läßt ihn diefe Vielfeitigkeit fchon unter feinen (Diener 3eitgenoffen als
einen Befonderen erfcheinen, fo ift fie zugleich die Grundlage für feine befondere Stel-
lung innerhalb der damaligen europäifchen Malerei und für die Blüte, die die (Diener
Malerei in ihm erlebte. Darin wiederholt fiel) wieder, was für die früheren Blütezeiten
(Diens galt: da er international war und doch (Diener blieb, wurde feine Kunft zum
Außergewöhnlichen. Als Naturalift folgte er zwar dem 3uge, der damals in (Deft-
europa beftimmend wurde. Aber dies allein war nicht ent[d)eidend. Denn wie heute
gab es in (Dien auch damals viele, die in dem internationalen Strome aufgingen, und
fo, wie man die englifchen und franzöfifchen Maler der Kongreßzeit noch nicht ver-
geffen hatte (Danhaufer und (Daldmüller felbft vor den vierziger Jahren), fo folgte

217
 
Annotationen