Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Escherich, Mela: Mainzische Madonnen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0455

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Mainzifdje Madonnen

Von MELA ESCHERICH / Mit
fünf Abbildungen auf zwei Tafeln

Es ift einigermaßen ein Klagriis, über mainzifd)e Plaftik des Mittelalters zu fprecßen;
denn der ftrengwiffenfchaftlid)e Standpunkt geftattet nur, fie als ein nod) nicht
exiftierendes Mögliches zu betrachten, da fie fiel) urkundlich nicht legitimieren
kann. Die bloßen Namen von Steinmetzen1, über deren Tätigkeit noch nichts ermittelt
ift, geben keinen Anhaltspunkt. FJypothetifcl) dagegen läßt fid) mit ziemlicher Beftimmt-
heit das Vorhandenfein einer mainzifchen Bildhauerkunft annehmen, weil die in Mainz
erhaltenen, teils im Mufeum, teils in den Kirchen und Straßen, freundlicherweife oft
fogar nod) am urfprünglid)en Äufftellungsort flehenden Skulpturen gleichfam die Knoten
bilden, an denen wir den Faden faft der gefamten Entwicklung der mittelrheinifd)en
Plaftik verfolgen und abmeffen können. Schließlich fpred)en alle äußeren ümftände
dafür, daß das goldne Mainz — geographifd) durch feine beherrfchende Lage am 3u-
fammenfluß zweier mächtiger Ströme, politifd) als Stadt der erften Kird)enfürften des
Reiches ein fefter Punkt — für das mittelrheinifche Kunftleben ein natürliches Zentrum
fein mußte. Nicht zuletzt wurden feit dem 14. Jahrhundert die Grabdenkmäler der Erz-
bifd)öfe im Dom ein fortlaufender Anlaß zu plaftifcher Betätigung innerhalb des
Burgfriedens.
Somit durch äußere FJinderniffe nicht begrenzt, liegt der Kleg frei, das vorhandene
reiche Material auf feine 3ufammenl)änge zu prüfen, wozu nachftehende Studie ein
Beitrag fein foll. Sie befd)ränkt fid) auf ein beftimmtes Gebiet: Standfigur der Stein-
plaftik, in der Auswahl von fünf Madonnen aus der 3^it von rund 1260 — 1415, da
die ftehende Madonna, von der erft kürzlich Goldfd)midt in feinen „Gotifchen Ma-
donnenftatuen“ fagte, „daß in erfter Linie fie mit dem Verlauf des gotifchen Stiles auf
das engfte verbunden ift“ in befonderem Maße geeignet fd)eint, die Entwicklung des
tgpifch Mainzifchen zu verfolgen. *
*
In der Hochblüte der altdeutfd)en Plaftik tritt der Mittelrhein nicht hervor. Die Dom-
fkulpturen von Klorms, Kümpfen, Kietzlar können fid) mit denen von Bamberg, Naum-
burg, Straßburg nicht meffen. Bei dem Dom von Mainz wurde überhaupt auf die
große figurenreiche Portalanlage verzid)tet. Es feßeint der Auftraggeber gefehlt zu

1309 Peter Ore.
1314-32 F)e>nrid), Lapicidia deBoemia, Klerk-
mei|ter der Liebfrauenkirche.
1332 Fjeinrid) Spierer.
1332 und 1340 Heinrich Craft.
1332 Fjeünian von Nafauwe.
1332 und 1349 ttlilbelm von Düren.
1332 Fjeneke) ... _
Frölich j Meifter oder Gefellen.
1332 Rode Anfze, Gefell.
1350 Schop (Schöps?).
1357 Dyle, Cüerkmeifter der Stadt.
1365 Peder von Seylffurdt, Steinme^ und
gefchworener Klerkmann der Stadt.
1372 Kleckerlin der Steinmetz (Akten des
Klofters Ciefentßal, Naffau).
1372/73 hein^e Ameis, COeckerlins Schwager
(Ciefenthaler Akten).
1372/73 Jakob (Jekele) Medetroft.

1373 Joßan Klidenblat (hat ein haus in der
weißen Gaffe).
1395 Fjenne Stegereyff.
1395 henne Klicker.
1395 Flenne von Crüfftel (Crüfftel, Ort im
Mainzifchen).
1401 henne Klife.
1424, 1431 Johann Schoppe.
1436 KJeckerlin.
1440, 1444 Kligel.
1441 Langbuch.
1443 Peder von Seylffurdt.
1446 Flenne von Fjeymbad).
1450 F)einrich von heyrnbach.
1453 F)enne Klife.
1454, 1460 Gerlach, gefchworener Klerkmann
der Stadt.
1479 Godebert der Steinmetz (vergibt in dieTem
Jaßr der Karthaufe all fein Gut und feine3infe).

Vorftehende Nachrichten von Mainzer Steinmetzen verdanke ich zum größten Ceil Flerrn Prof.
Dr. heidenheimer, Stadtarchivar zu Mainz, der mir gütigft feine aus Mainzer Urkunden angelegte
Notizenfammlung zur Verfügung [teilte. Literatur: Die Chroniken der Städte XVII. — ßegel,
Chronik von Mainz I. — Falk, Die Kunfttätigkeit zu Mainz, 1869.

Der Cicerone, XVI. Jal)rg., ^eft 10

22

431
 
Annotationen