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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Kühnel, Ernst: Datierte persische Fayencen
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0039

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Datierte perfi[d)e Fayencen

Von ERNST KÜHN EL / Mit
elf Abbildungen auf fünf Tafeln

Signierte Conwaren kommen vereinzelt zu allen 3eiten und in allen Ländern des
Islam vor. Äm häufigften finden wir bei der ägyptifdjen fogen. Foftatkeramik
des 13. bis 14. Jahrhunderts Meifternamen und TIerkftattzeichen, die der bekannte
Kairener Sammler und Forfcher Dr. Fouquet in einer ausgezeichneten Abhandlung
zufammengeftellt hat1 und denen wir auf Grund fpäterer Funde heute noch einige
weitere hinzufügen könnten. Aud) bei den perfifdjen, in Nachahmung der d)inefifd)en
Blauporzellane im 16. bis 18. Jahrhundert entftandenen Fjalbfayencen war es üblich,
Marken in mehr oder weniger oftafiatifcher Formulierung anzubringen, meift aber
augenfcheinlich in bloßer Anlehnung an die Vorbilder und feiten in der Abficht, dem
Stück damit eine eigentliche Löpferfignatur zu geben.
Ungleich wichtiger als die fo gekennzeichneten find die mit zuverläffiger Datierung
verfehenen Arbeiten, die uns allein eine genaue chronologifche Gruppierung und Rück-
fchlüffe auf die Verbreitung einzelner Techniken und 3ierformen geftatten. Die meiften
Neuerungen gingen in diefer Fjinfirfjt bekanntlich vonPerfien aus, und erfreulicherweife find
wir durch eine genügende 3ahl dokumentierter Arbeiten in der Lage, die keramifche Ent-
wicklung wenigftens in diefem Fjauptgebiet ziemlich genau zu verfolgen, wenn wir
auch bisher bei dem völligen Mangel an authentifchen Ortsangaben auf eine fichere
Lokalifierung noch immer verzichten müffen.
Die folgende Überficht kann, obwohl die einfchlägige Literatur nach Möglichkeit
berückfichtigt und eigene Notizen aus verfdpedenen Sammlungen verwertet wurden,
auf Vollftändigkeit keinen Anfpruch erheben. Denn das publizierte Material ift im
Vergleich zu dem befonders in privatem Befife befindlichen und größtenteils unbekannten
oder wenigftens ungelefenen äußerft gering, und außerdem tauchen jährlich neue Aus-
grabungsfunde auf, die den Beftand erheblich vermehren. GCIir müffen auch heu^e noch
auf große Überrafcßungen in diefer Fjinficht gefaßt fein und können mit bündigen
Folgerungen gar nicht fparfam genug umgehen. Vorauszufdücken wäre noch, daß die
Datierung in 3ahlen wol)l im allgemeinen in fpäterer 3eit [ich häufiger findet als die
in ganzen Tlorten, daß fie aber neben der letzteren auch fct)on früh vorkommt, und
ferner, daß felbftverftändlid) alle ausgefcßriebenen Jahresangaben — zum Geil nebft
Monaten und Lagen — arabifd) abgefaßt find, wenn auch im übrigen die Epigraphik
des Gegenftandes oft ausfchließlid) perfifd) fein mag.
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dm zunächft unter der Lüftermajolika ümfchau zu halten, die wegen ihrer Ver-
breitung über die ganze mohammedanifd)e TIelt von befonderer Tüchtigkeit erfcheint,
fo haben die Scherbenfunde, die bei den Ausgrabungen von Samarra gemacht wurden,
die fdjon früher ausgefprochene Vermutung, daß das Irak als die FJeimat diefer Technik
wie fo mancher anderen anzufeljen fei, zur Gewißheit erhoben. Im neunten Jahrhundert
— Samarra beftand von 838 bis 883 — wurden alfo dort nachweislich Gefäße fowoßl
wie Fliefen in leuchtenden Metalltönen dekoriert, und zwar war die Skala von einer
Mannigfaltigkeit, wie fie fpäter nirgends wieder erreicht worden ift. Diefe Luxus-
keramik, die die Abbafiden von Bagdad hcrftellen ließen, war bald in allen Ländern
des Islam begehrt; fie ift bei Ausgrabungen in Perfien und Spanien, in größerer
Menge vor allem in den Schutthügeln von Alt-Kairo zum Vorfchein gekommen, und
zweifellos haben die aus der Reichshauptftadt importierten Stücke zur Begründung von
Lüftertöpfereien in den anderen Refidenzen den erften Anlaß gegeben. In diefem 3u~
fammenhange erfcheint uns die Nachricht, daß Ibrahim II. aus dem Gefd)lechte der
1 Fouquet, Contribution ä l’etude de la ceramique orientale. Le Caire 1900.

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