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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0164

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DIE ZEIT UND DER MARKT

Sammlungen
Ämfterdam
Der neue Katalog des Rembrandtbaufes bringt
verfdbiedene belangreiche Mitteilungen zur Rem-
brandtforfcbung. Prof. Six teilt neue Befonder-
beiten über Rembrandts Ebe mit Saskia mit
und ftellt ein Gemälde Rembrandts mit feiner
Frau als ein fogenanntes Spiegelbild feft, er-
kenntlich daran, daß Rembrandt die Radiernadel
in der linken Qand hält. 3U der im Berliner
grapbifcben Kabinett befindlichen Radierung der
Caufe von Rembrandts Cocbter Cornelia wird
mitgeteilt, daß der Pfarrer Johannes Cornelisz
Sylvius ßd) einige Monate vor feinem Code für
verpflichtet hielt, Cornelia in der Riten Kirche
zu Ämfterdam zu taufen. Die Rnregung der
Radierung vom Dr. Fauft gehe entweder zurück
auf eine Cbeaterauffübrung englifcber Sdjau-
fpieler in Fjolland oder auf Marlows Drama
„Che tragical Fjistory of Doctor Faust“, das
Rembrandt auf feiner Reife in England 1640 ge-
feben haben mag.
* *
*
Durch freiwillige Spenden, welche die Ver-
einigung „Rembrandt“ auf brachte, wurden aus
der Sammlung des Großherzogs von Oldenburg
für das Reicbsmufeum folgende merke erwor-
ben: Fra Rngelico: Madonna mit dem Kind;
Pier Francesco Fiorentino: Madonna mit
dem Kind; Baftiano Mainardi: Rnbetung des
Kindes; Lorenzo di Credi: Madonna mit
dem Kind und Johannes; Jacopo Carucci da
Pontormo: Junge Dame; Jacopo da Ponte
B a f f a n o: Bildnis der Morofina Moroßni; Paolo
Veronefe: Venus mit Rmor. Die Gemälde
ßnd im Ebrenfaal des Reicbsmufeums ausgeftellt
und die Vereinigung „Rembrandt“ hofft, den
Kaufpreis auch für die übrigen italienifcben Ge-
mälde der Oldenburger Sammlung aufbringen
zu können. Fj.
Bafel
3u den wertvollften Mitteilungen aus außer-
deutfcben Mufeen gehören feit Jahren die Be-
richte des biftorifcben Mufeums zu Bafel,
deffen Konfervator Dr. R. F. Burckbardt nicht
nur eine bedeutfame Neuordnung durcbgefübrt
hat, fondern auch die Beftände der Sammlung
gerade in den letzten Jahren aufs giücklicbfte er-
weitern durfte. Ihm dankt die Kunftwiffenfcbaft
vor allem auch das koftbare Klerk über die
Bafler Bildteppicbe, diefe berrlicbften 3eugniffe
mittelalterlicher Kunftwirkerei auf Schweizer
Boden, und feinen Forfcbungen iß neuerdings
auch der Nachweis des in alle Cüinde zerftreuten
Bafler Münfterfcbafjes, von dem nur ein Ceil im
biftorifcben Mufeum erhalten iß, gelungen. Von
der Cätigkeit innerhalb der Sammlung und der

Forfcberarbeit ihres Leiters legen gerade die
beiden lebten mir vorliegenden Berichte ein be-
redtes 3eugnis ab. Der Jahresbericht von 1921,
der a. u. auch die wichtigen und glücklichen
Neuerwerbungen befcbreibt und abbildet, ift für
die Kunftwiffenfcbaft befonders bedeutfam durch
Burckbardts grundlegenden Äuffatj über den in
Bafel zwifcben 1460 und 1470 gewirkten oüand-
beßang, nachdem diefer herrliche Minnegarten-
teppich felbft dank der Initiative des Rutors end-
lich für das Bafler bißorißhe Mufeum erworben
werden konnte. Das Stüde felbft wird an diefer
Stelle auf einer großen klaren Licbtdrucktafel
abgebildet und wißen fchaftlicß eingehend er-
läutert und fixiert. Gibt diefer noch durch zahl-
reiche Einzelabbildungen unterftütjte Ruffatj
Burckßardts dem Jahresbericht von 1921 ein
befonderes Gewicht, fo iß ähnlich im Jahres-
bericht von 1922 der Beitrag des Konfervators
über „ein ßlbernes Fahnenkreuz des 14. Jahr-
hunderts mit Cieffd)nittfd)melz aus dem Bafler
Münfterfchat}“ ein nid)t minder wichtiges Doku-
ment wißenfchaftlicher Forfcßung und mufealer
Arbeit. Denn diefer Ankauf konnte der Samm-
lung ein hervorragendes Stück Bafler Gold-
fchmiedekunft, das ehemals zu dem berühmten
Münfterfcbatj gehört bat, zurückgewinnen. Clnd
mit ihm erhielt, das Mufeum „wenigßens ein
bedeutendes Beifpiel der im 14. Jahrhundert
blühenden, fpäter untergegangenen Kunß des
Cieffdjnittfcbmelzes, einer edlen Kunß, die ohne
Verwendung koftfpieligen Edelfteinbefafjcs, allein
durch Verfchmelzen an ßcb wertlofer Farben mit
Edelmetall im Feuer, die öLIirkung funkelnder
Farbenfdjönheit und hoher Koftbarkeit erzielte.“
Ruch diefer Bericht gibt außerdem textlich und
illuftrativ einen Überblick über die übrige ftatt-
liche 3abl von Neuerwerbungen, zu denen man
die Sammlung und ihren Leiter von Fjerzen
begiückwünfdjen darf. Biermann.
Den FJaag
3u den Sammlungen Römifch - Griechifdjer
Piaßik (Befifjer Lunfingb Scßeurleer) und ägyp-
tifcher Kunft (Beßrer von Bifßng) wird jetjt die
Sammlung oßafiatifcher Kunft von Baron
E. von der fjeydt treten. Diefe Sammlung
fernößlicher Plaßiken, eine der bedeutfamften,
die ßcb in Europa beßnden, wird mit den bei-
den anderen in einem Privatmufeum aufgeftelit
werden, das im F>ang errichtet und näcbßen
fjerbft auch dem öffentlichen Befucbe übergeben
wird. Über die Sammlung von der Ffeydt wjrd
ein ausführliches Cüerk unterrichten, das der
jetjt in Ämßerdam weilende Dr. Karl Klith vor-
bereitet.
KUen
In derEthnographifchen Abteilung desNatur-
bißorifchen Staatsmufeums wird eineNeu-

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