Sa mmlungen
gruppierung des Materials vorbereitet, die end-
lich dazu führen foll, die bedeutenden Schäle
diefer Sammlung aus ihrem Dornröschen[cplaf
zu erwecken und fachwiffenfchaftlich gepchtet
dem Publikum zugänglich zu machen. 3u den
wichtigften Veränderungen gehört es, daß die
Schaufammlungen, auf die zur allgemeinen Be-
lehrung notwendigen Gegenftände reduziert, in
überfichtlicher Ordnung zur Äufftellung gelangen,
und daß die Kunfterzeugnifj'e der primitiven
außereuropäifchen Völker ebenfo wie die der
Fjochkulturen gefondert von den übrigen Ob-
jekten der Völkerkunde in eigenen Räumen ver-
einigt werden. Die Säle des Ringftraßentraktes
der neuen Hofburg, in welchen die Franz Ferdi-
nand’fche Kleltreifefammlung untergebracht war,
find beftimmt, die neugeordnete Ethnographifcpe
Sammlung aufzunehmen. Diefelbe hat in den
lebten Jahren unter zielbewußter Leitung ganz
bedeutende Erweiterungen erfahren. An ganzen
Sammlungen find hinzugekommen: die Samm-
lung Dr. Cbriftian mit 75 Objekten aus Nord-
fgrien und Kleinafien, die Sammlung Frederic
Fawcett mit Gegenftänden aus dem füdlidjen
Vorderindien, die Sammlung Handel-Mazzett
mit Etfmographifchen Objekten aus Südweft-
China, darunter intereffante Bilderhandfchriften
der Mofoftämme, die Sammlung Oldenburg mit
200 Gegenftänden aus Franzöfifch-Guinea und
ein Ceil des Nadjlaffes Artbauer mit Völker-
kundlichem aus Nordafrika. Überdies wurden
erworben: völkerkundliche Gegenftände von den
Salomoin fein, darunter intereffante Flechtarbeiten
mexikanifche Altertümer und alte füdamerika-
nifche Congefäße, Fjoizfchniijereien aus Neufee-
land, alttürkifcße und perßfche Klaffen, zwei
kunftvoll gefchnifete Elfenbeingeräte aus dem
17. Jahrhundert von der Küfte von Guinea und
eine Reihe chinepfcher und japanifcher Kunft-
gegenftände, die mit zu den wichtigften 3u-
gängen gehören. Denn gerade diefe Ankäufe
ermöglichten es, wenigftens die Grundlage für
eine nach ethnographifchen Gefichtspunkten auf-
zubauende Sammlung opapatifcher Kunftgegen-
ftände zu fchaffen, durch welche die Kunft als
ein Fjöhepunkt der Gefamtkultur zur Geltung
gebracht werden foll. Bei der Anlage diefer
Sammlung war man bemüht, die Gegenftände
fo zu wählen, daß bei einer fpäteren Äusgeftal-
tung in erfter Linie der Entwicklungsgang der
chinepfchen Kunft verfolgt werden könne. Es
wurden unter anderem erworben: ein dreifüßiges
Libationsgefäß mit Cigerkopffchnauze, Bionze
aus der Cfcßouzeit (1122—256), eine Reihe über-
aus intereffanter Kleinbronzen aus der Vor-Fjan-
periode, die den 3ufammenhang mit dem fky-
tifch-pbirifdjen Kunftkreis erkennen laffen, eine
Steinplatte mit Reliefs aus einer Grabkammer
der Fjanzeit, drei Steinfkulpturen aus den Fjöblen-
tempeln vonLung-men, die den Stil der Grotten-
plaftik des 5.-8. Jahrhunderts veranfchaulidjen,
eine kniende Conftatuette aus einem Grabe der
C’angperiode (618—907), für welche man Paral-
lelen in Statuen der Nirwanagiuppe im Co des
FJoriuji ßnden kann, eine Bodhifatvapgur aus
Holz, frühe Sungzeit (960—1279), die auf Grund
der Funde Pelliots in Cun-huang näher zu be-
ftimmen fein wird, ein Buddhakopf aus Eifen-
guß, fowie einige Porzellane der Biauweiß- und
Fünffarbengruppe aus der Mingperiode (1368
bis 1644). An japanifchem Kunftgut find einige
frühe Cfuba und ein Schreibkaften, Lack mit
Metali- und Perlmuttereiniagen aus dem 17. Jahr-
hundert zugegangen. Sehr erfreulich ift es, daß
auch die Bibliothek der Sammlung mit diefen
Neuerwerbungen Schritt gehalten hat. Es wur-
den faft alle während des Krieges ausgebliebenen
Jahrgänge ausländifcher S^ltfebrlften nachge-
fcpafft und auch die wichtigften einfchlägigen
Erfcheimmgen auf dem Büchermärkte, teils als
Rezenfionsexemplare, teils durch Ankauf erwor-
ben. Es bleibt nur zu wünfcßen, daß die Pläne
der Sammlungsleitung, durch welche im Sinne
der von Cietje gegebenen Anregungen wirklich
eine Kliederbelebung toter Sammlungsbeßände
erfolgen könnte, auch tatfächlich zur Ausführung
gelangen. # *
*
Die Bildergalerie des kunftl)iftorifd)en
Staatsmufeums hat koftbaren3uwadhs zu
verzeichnen. Hofrat Glück, der Direktor der Ga-
lerie, hat ein Frauenbiidnis von Dürer neu er-
worben und ein vor langer 3eit aus der Samm-
lung entferntes und feither verfchollenes Porträt
von Velasquez wiedergefunden.
Das Dürerbild ift in der Literatur nicht ange-
führt, trägt aber die unzweifelhaft echte Signatur
des Meifters und die Datierung 1505. Die kleine
FJolztafel, 32,3X24,2, zeigt auf fchwarzem Hinter-
gründe das Porträt einer Venezianerin, das fti—
liftifd) Ähnlichkeiten mit den beiden Berliner
Bildern von 1506 und 1507 aufweift.
Der Velasquez ift das Porträt der Infantin
Margarete Cherepa aus dem Jahre 1659. Es
hing zuletzt hoch oben an der Kland eines
Stiegenhaufes in der Hofburg, während in der
Galerie die Kopie von Don Juan Careno lange
3eit als das Original geführt wurde. Vor kurzem
wurde das echte Bild aus feinem Verfteck ge-
holt und ganz zufällig in das Bureau des Ga-
lerieleiters gebracht, der es trolj des barocken
Rahmens, in den es im 18. Jahrhundert gezwängt
worden war, erkannte und das „Verfehen“ der
kaiferlichen Kämmerer und Galerieinfpektoren
gutmachte. _ * Stiaßny.
*
Die Staatsgalerie erwarb foeben von Andre
Derain: Der Cifch, von Haller die Büfte Flecht-
heim und von ReneeSintenis die Büfte Ringel-
natj, das Selbftbildnis und den Efel.
141
gruppierung des Materials vorbereitet, die end-
lich dazu führen foll, die bedeutenden Schäle
diefer Sammlung aus ihrem Dornröschen[cplaf
zu erwecken und fachwiffenfchaftlich gepchtet
dem Publikum zugänglich zu machen. 3u den
wichtigften Veränderungen gehört es, daß die
Schaufammlungen, auf die zur allgemeinen Be-
lehrung notwendigen Gegenftände reduziert, in
überfichtlicher Ordnung zur Äufftellung gelangen,
und daß die Kunfterzeugnifj'e der primitiven
außereuropäifchen Völker ebenfo wie die der
Fjochkulturen gefondert von den übrigen Ob-
jekten der Völkerkunde in eigenen Räumen ver-
einigt werden. Die Säle des Ringftraßentraktes
der neuen Hofburg, in welchen die Franz Ferdi-
nand’fche Kleltreifefammlung untergebracht war,
find beftimmt, die neugeordnete Ethnographifcpe
Sammlung aufzunehmen. Diefelbe hat in den
lebten Jahren unter zielbewußter Leitung ganz
bedeutende Erweiterungen erfahren. An ganzen
Sammlungen find hinzugekommen: die Samm-
lung Dr. Cbriftian mit 75 Objekten aus Nord-
fgrien und Kleinafien, die Sammlung Frederic
Fawcett mit Gegenftänden aus dem füdlidjen
Vorderindien, die Sammlung Handel-Mazzett
mit Etfmographifchen Objekten aus Südweft-
China, darunter intereffante Bilderhandfchriften
der Mofoftämme, die Sammlung Oldenburg mit
200 Gegenftänden aus Franzöfifch-Guinea und
ein Ceil des Nadjlaffes Artbauer mit Völker-
kundlichem aus Nordafrika. Überdies wurden
erworben: völkerkundliche Gegenftände von den
Salomoin fein, darunter intereffante Flechtarbeiten
mexikanifche Altertümer und alte füdamerika-
nifche Congefäße, Fjoizfchniijereien aus Neufee-
land, alttürkifcße und perßfche Klaffen, zwei
kunftvoll gefchnifete Elfenbeingeräte aus dem
17. Jahrhundert von der Küfte von Guinea und
eine Reihe chinepfcher und japanifcher Kunft-
gegenftände, die mit zu den wichtigften 3u-
gängen gehören. Denn gerade diefe Ankäufe
ermöglichten es, wenigftens die Grundlage für
eine nach ethnographifchen Gefichtspunkten auf-
zubauende Sammlung opapatifcher Kunftgegen-
ftände zu fchaffen, durch welche die Kunft als
ein Fjöhepunkt der Gefamtkultur zur Geltung
gebracht werden foll. Bei der Anlage diefer
Sammlung war man bemüht, die Gegenftände
fo zu wählen, daß bei einer fpäteren Äusgeftal-
tung in erfter Linie der Entwicklungsgang der
chinepfchen Kunft verfolgt werden könne. Es
wurden unter anderem erworben: ein dreifüßiges
Libationsgefäß mit Cigerkopffchnauze, Bionze
aus der Cfcßouzeit (1122—256), eine Reihe über-
aus intereffanter Kleinbronzen aus der Vor-Fjan-
periode, die den 3ufammenhang mit dem fky-
tifch-pbirifdjen Kunftkreis erkennen laffen, eine
Steinplatte mit Reliefs aus einer Grabkammer
der Fjanzeit, drei Steinfkulpturen aus den Fjöblen-
tempeln vonLung-men, die den Stil der Grotten-
plaftik des 5.-8. Jahrhunderts veranfchaulidjen,
eine kniende Conftatuette aus einem Grabe der
C’angperiode (618—907), für welche man Paral-
lelen in Statuen der Nirwanagiuppe im Co des
FJoriuji ßnden kann, eine Bodhifatvapgur aus
Holz, frühe Sungzeit (960—1279), die auf Grund
der Funde Pelliots in Cun-huang näher zu be-
ftimmen fein wird, ein Buddhakopf aus Eifen-
guß, fowie einige Porzellane der Biauweiß- und
Fünffarbengruppe aus der Mingperiode (1368
bis 1644). An japanifchem Kunftgut find einige
frühe Cfuba und ein Schreibkaften, Lack mit
Metali- und Perlmuttereiniagen aus dem 17. Jahr-
hundert zugegangen. Sehr erfreulich ift es, daß
auch die Bibliothek der Sammlung mit diefen
Neuerwerbungen Schritt gehalten hat. Es wur-
den faft alle während des Krieges ausgebliebenen
Jahrgänge ausländifcher S^ltfebrlften nachge-
fcpafft und auch die wichtigften einfchlägigen
Erfcheimmgen auf dem Büchermärkte, teils als
Rezenfionsexemplare, teils durch Ankauf erwor-
ben. Es bleibt nur zu wünfcßen, daß die Pläne
der Sammlungsleitung, durch welche im Sinne
der von Cietje gegebenen Anregungen wirklich
eine Kliederbelebung toter Sammlungsbeßände
erfolgen könnte, auch tatfächlich zur Ausführung
gelangen. # *
*
Die Bildergalerie des kunftl)iftorifd)en
Staatsmufeums hat koftbaren3uwadhs zu
verzeichnen. Hofrat Glück, der Direktor der Ga-
lerie, hat ein Frauenbiidnis von Dürer neu er-
worben und ein vor langer 3eit aus der Samm-
lung entferntes und feither verfchollenes Porträt
von Velasquez wiedergefunden.
Das Dürerbild ift in der Literatur nicht ange-
führt, trägt aber die unzweifelhaft echte Signatur
des Meifters und die Datierung 1505. Die kleine
FJolztafel, 32,3X24,2, zeigt auf fchwarzem Hinter-
gründe das Porträt einer Venezianerin, das fti—
liftifd) Ähnlichkeiten mit den beiden Berliner
Bildern von 1506 und 1507 aufweift.
Der Velasquez ift das Porträt der Infantin
Margarete Cherepa aus dem Jahre 1659. Es
hing zuletzt hoch oben an der Kland eines
Stiegenhaufes in der Hofburg, während in der
Galerie die Kopie von Don Juan Careno lange
3eit als das Original geführt wurde. Vor kurzem
wurde das echte Bild aus feinem Verfteck ge-
holt und ganz zufällig in das Bureau des Ga-
lerieleiters gebracht, der es trolj des barocken
Rahmens, in den es im 18. Jahrhundert gezwängt
worden war, erkannte und das „Verfehen“ der
kaiferlichen Kämmerer und Galerieinfpektoren
gutmachte. _ * Stiaßny.
*
Die Staatsgalerie erwarb foeben von Andre
Derain: Der Cifch, von Haller die Büfte Flecht-
heim und von ReneeSintenis die Büfte Ringel-
natj, das Selbftbildnis und den Efel.
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