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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Neuerscheinungen
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Der Grapfyikfammler

Neuerscheinungen
Literatur
Leopold Zahn, Die Handzeichnungen des
Jacques Callot, unter besonderer Berück-
sichtigung der Petersburger Sammlung. Mit
72 Lichtdrucken und 54 Abb. im Text. O. C. Recht,
Verlag. München 1923.
Der Verfaffer bat die Befprecpung und fum-
marifche Katalogisierung der Fjandzeicpnungen
von Callot, von denen er viele, vor allen Dingen
die Petersburger, in vorzüglichen Reproduktionen
abbildet, zu einer Monographie erweitert, die
als folcpe, meinem Cext und dem vonBruwaert
folgend,imwefentlichen nicptsNeuesbietet. Leicht
und flüSSig, elegant und geistreich geschrieben,
verbindet der Cext in geschickter, ja faszinieren-
der CüeiSe KunStgeSchichte und Literarifches mit
den ihn fortlaufend begleitenden Abbildungen,
von denen viele auch in meinem Buche zu finden
find. Mein eigener, feit langem beftepender Plan,
einmal einen ausführlichen Katalog der Fjand-
zeichnungen herauszugeben, fcheiterte an den
widrigen 3eitumftänden. Das Material, das ich
im Louvre durcharbeiten und fisten konnte,
wurde unter fteter Mitarbeit von meiner Seite,
aber auch unter Abweichungen von meinen 3u-
fchreibungen in den 3eichnungskatalogen des
Louvre abgebildet und katalogifiert. Notizen
aller anderen Sammlungen blieben Manufkript,
da keine Möglichkeit beftand, die Petersburger
Beftände einzufepen. So vermag ich such den
Petersburger 32icd)nungen gegenüber, die 3a6n
abbildet, keine entfcpeidende Stellung einzu-
nehmen. Betonen mochte ich aber, daß gerade
diefer Ceil der Arbeit das Cüertvollfte und Dan-
kenswerteste der 3ahnfcben Publikation bedeutet.
Nur einigen wenigen diefer Cafeln möchte ich
unter Vorbehalt ein Fragezeichen beifetjen, näm-
lich den Cafeln 12, 29, 51, 69, die mir für Callot
nicht Leben und Energie genug zu befitjen
fcheinen.
3u den im Cext abgebildeten 3ei4)nungen
möchte ich kurzfolgendes bemerken: DieDresdner
Federfkizze (Nr. 2 der Abbildungen) fcbeint mir
fraglid). DieFederzeicpnung der Eremitage (Nr. 23)
Scheint mir für Callot zu flach und gefällig. Die
Rötelzeichnung der üffizien (Nr. 27) habe ich fcpon
bei meiner erften Durchsicht diefer, damals noch
völlig ungeordnet gewefenen, Sammlung mit
einem Fragezeichen verfepen. Nr. 29 und 30 des
„Skizzenbuches des M. de Paffe“, die3apn felbft
mit Fragezeichen verfiept, dürften ganz auszu-
fcpeiden fein.ebenfo die von 3ahn unbezweifelte
Landfcpaft des Duke of Devonspire (Nr. 31).
Abweichend von3ahn palte ich das Studien-
blatt für den fogen. Scpneckenmann, Nr. 8 des
Cextes, für fepr zweifelhaft, zumal auch die dies
Cpema behandelnde Radierung und natürlich erft
recht das Gemälde danach pöcpft verdächtig ift.

An der Echtheit der von mir in der zweiten
Auflage abgebildeten drei Berliner 3ßi<hnungen
zu M. 490ff. palte ich feft, trotj 3ahns energi-
fcpen Cüiderfprucps. Sie find dem ganzen Duktus
nach flüchtige erfte Entwürfe im Gegenfinn zu
den danach ausgeführten Radierungen. Ebenfo
ftammt die ümrapmung, aber nur diefe, nicht der
ganze mittlere Ceil der Frankfurter, in meiner
zweiten Auflage abgebildeten, 3eicpnung von
Callot.
Bedenken könnte man haben gegen die von
mir in beiden Auflagen abgebildete Cüiener3eicp-
nung einer Landfcpaft mit F)>rfchjagd. 14) palte
fie für einen Entwurf zu M. 119L Allerdings fiept
das Koftüm, die CIniform des Reiters vorn mehr
der Cracpt des 18. Jahrhunderts ähnlich. Doch
ift gerade dies fo undeutlich und unklar bei der
fepr flüchtig pingefetjten Figur gepalten, daß ein
abschließendes ürteil nicpt möglich Scheint. Auch
ift mir im Augenblick die Nachprüfung Sämtlicher,
von 3at>n katalogifierter Florentiner 3eicpnungen
unmöglich.
Derartige kleine oder größere Meinungsver-
schiedenheiten Sollen aber nun keineswegs den
Cüert diefer neueften, auf alle Fälle fepr ver-
dienstvollen und klugen, vom Verlag auf das
pracptvollfte ausgeftatteten, fcpon des reichen
Materials wegen wertvollen Publikation min-
dern. Auch dann nicht, wenn ich Callot nach
wie vor für den genialften Improvifator und
beweglichsten ppantafiebegabten Radierer, der
ein mitfühlender Cpronift feiner 3eit gewefen
iß, palten möchte, nicht aber für einen perzlofen
3ufcpauer, wie3ahn meint. Gerade das foziale
Element dürfte überrafcpenderweife fcpon bei
diefem Künftier des 17. Jahrhunderts eine Rolle
gefpielt haben. Naffe.
Edouard Meaume, Recherches sur les
ouvrages de Jacques Callot. I. Würzburg,
Libraire — Editeur J. Frank’s Antiquariat Ludwig
Lazarus. 1924. Gm. 25.—.
Das zuerft 1860 bei Renouard in Paris er-
schienene grundlegende Cüerk über Callot erfährt
hier in dankenswerter Cüeife einen Neudruck,
und zwar einen verkürzten infofern, als der
erfte Ceil über das Leben des Meifters fortfiel
und der Citel entsprechend geändert wurde. Über
die Berechtigung diefer Kürzung werden die
Meinungen auseinandergehen, kaum über die
Notwendigkeit der Neuausgabe überhaupt. Denn
Meaumes Cüerk ift nach wie vor, trotj aller Spä-
teren Berichtigungen und Bereicherungen des
Stoffes durch andere Autoren (vor allem Bru-
waert, Paris 1912, und Naffe, Meifter der Grapik,
Bd. I) das Callot-Cüerk. Die neue Ausgabe
fcbließt fiep genaueftens, auch in der Paginierung,
an die alte an. Einstweilen liegt der erfte Ceil
des Oeuvres, die gefieberten Cüerke umfaffend,
vor (S. 1—392). Der zweite Band foll in Kürze
folgen. Cü.

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