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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0904

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DIE ZEIT UND DER MARKT

Sammlungen
Vom Kun[tI}iftori[d)en Inftitut
in Florenz
Das im Oktober vorigen Jahres wiedereröffnete
Inptitut bat nun ein Verwaltungs-Jal)r feiner neuen
Entwicklungspbafe hinter fid), und es ift darum
vielleicht erlaubt, rückfcbauend zu betrachten,
was geleiftet worden ift, und was für Aufgaben
in der 3nkunft noch zu erfüllen bleiben.
Es konnte in dem abgelaufenen Jahre manches
gefchehen, um das Inftitut wieder zu einem ge-
cbmeidigen Werkzeug wiffenfchaftlicher For-
fchung zu machen, und man darf hoffen, daß
die vielen gelehrten Gäfte aus Deutfd)land, die
gerade in den Frühlings - Monaten das In-
ftitut befucbt und darin gearbeitet haben, den
energifcben ttlillen, das Ganze auf wiffenfchaft-
licher F)öbe zu halten, zu würdigen gewußt
haben. Die Bibliothek ift einer durchgreifenden
Neuordnung unterzogen und fo aufgeftellt wor-
den, daß, wer das Inftitut betritt, fofort imftande
ift, zu finden, was er fucht. Und die Konzen-
tration des Ganzen auf Italien und feine Kunft,
die gegen früher wefentlicb zugefpi^t worden
ift, wird hoffentlich das Ihre dazu beigetragen
haben. Än dem alten liberalen Grundfatj, den
Befuchern die Herausnahme der Bücher aus den
Geftellen ohne weiteres zu geftatten, ift feftge-
balten worden, ein Grundfatg der ftets als äußerft
angenehm empfunden wird. Die Neuordnung
der Bibliothek hat es notwendig gemacht, die
vorhandenen Kataloge den veränderten Verhält-
niffen anzupaffen, und, wer weiß, was eine Bi-
bliothek von faft 20000 Bänden an Umfang be-
deutet, der wird nicht erwarten, daß eine folcbe
Arbeit in einer knappen Spanne jeit fid) zu
Ende führen ließe. Es wird noch vieler Monate
bedürfen, bis das Inftitut foweit ift, daß auch
von den Katalogen aus jede vorhandene Schrift
fofort aufzufinden ift. Einmal aus praktifd)en
Gründen, dann aber aud), um die Unvollftändig-
keit der Kataloge nicht zu einer Gefahr werden
zu laffen, ift die nach fachlichen Gefichtspunkten
aufgeftellte Bibliothek fo durch gleitende Karten
(die zwifcben den Büchern eingefcboben find und
fachliche Eitel enthalten) aufgeftellt worden, daß
diefe Karten in ihrer Gefamtbeit fozufagen einen
lebendigen Sachkatalog darftellen, in dem die
Bücher felbft die einzelnen Eitel bilden.
Eine andere febr wichtige Aufgabe war die
Ausfüllung der Lücken, die jene faft zehnjährige
Schließung des Inftituts geriffen hat- Befonders
gilt das natürlich für die Reihen der 3eitfd)riften,
bei denen als Erftem und tüid)tigftem mit der
Ergänzung begonnen wurde. Heute find diefe
Lücken bis auf kleine Refte gefchloffen. Es be-
durfte dazu nid)t geringerMittel. Natürlich galt es

auch, die 3ahl der laufenden 3eitfd)riften wieder
auf die alte Höhe zu bringen, und wenn auch heute
diefe noch nicht ganz erreicht ift, fo darf man doch
fagen, daß der gegenwärtige 3eitfcbriftendienft,
dem 33 wiffenfchaftliche Organe zur Verfügung
fteben, immerhin einen fcbönen Schritt vorwärts
bedeutet. Darunter befinden fid) natürlich auch
die neueften italienifchen 3eitfd)riften kleineren
Umfanges, wie die Raffegna Volterrana, die
Raffegna Marchigiana, die Cronacbe d’Ärte, die
Malaguzzi Valeri feit kurzem herausgibt, von
den fchon etwas älteren 3eitfd)riften wie dem
Dedalo und dem im neuen Gewände erfchei-
nenden Bollettino d’Arte nid)t weiter zu fprechen.
Es muß hervorgehoben werden, daß von Deutfch-
land aus der 3eitfd)riftendienft unterftütjt wird.
Die Publikationen der Berliner Mufeen werden
von der Generalverwaltung zur Verfügung ge-
teilt, der Cicerone und der Kunftwanderer von
ihren Herausgebern.
Aud) auf dem Gebiete der Büd)ererfd)einungen
konnte vieles neu befchafft werden, was in der
abgelaufenen Spanne in Italien, in Deutfchland
und in anderen Ländern herausgekommen ift.
Von dem wirklich Süchtigen fehlt heute nur
wenig. Vieles ift aber aud) als Gefd)enk an
das Inftitut gelangt, teils von den Autoren felbft,
teils durch die Munifizenz alter und neuer
Gönner. So ift die Bibliothek des verdorbenen
Fritj von Harc^ als Stiftung in den Befliß des
Inftituts übergegangen und hat viel dazu bei-
getragen, fämtlicbe Abteilungen an entfcheiden-
der Stelle zu vervollkommnen. Daneben find
es aber aud) ausländifche Freunde gewefen, die
hilfreich die Hand boten, fo AM. Henry Gold-
man aus New York, der die allzu koftfpieligen
Klerke von Kingsley Porter der Inftitutsbiblio-
tbek zum Gefcbenk machte und neuerdings die
fehlenden Jahrgänge des Burlington Magazine
fpendete. Daneben haben italienifcbe und aud)
franzöfifche Gelehrte wiffenfchaftliche Gaben ge-
fandt, natürlich auch zahlreiche deutfehe Ge-
lehrte, fo Hofrat Strzygowfki feine „Arme-
nifd)e Kunft“ und zahlreiche Arbeiten feines In-
ftituts, Hofrat Julius Sd)loffer feine eben er-
fd)ienene „Kunftliteratur“, Geheimrat Slaetjold
die beiden Bände der „Deutfchen Kunfthiftoriker“
und vieles andere mehr.
Es ift vielleicht geftattet, an diefer Stelle an
alle, die es angeht, nämlich an die deutfd)en
Autoren und Verleger, die Bitte zu richten, von
ihren Arbeiten und Neuerfcheinungen (auch von
Sonderdrudten der 3eitfd)riftenauffäfee) dem In-
ftitut ein Exemplar zu widmen; denn über die
wiffenfd)aftlid)en Arbeiten hinaus erfüllt das In-
ftitut auf fremdem Boden eine bedeutungsvolle
Sendung: es wirbt und wirkt für deutfehe ttliffen-
fchaft, deutfd)en Geift und deutfehe Kultur eben
dadurch, daß es nach jeder Seite hin unpolitifd)

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