Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Tiemann, Grete: Zur Grünewaldfrage
DOI Artikel:
Alter und Ursprung indischer Kultur
DOI Artikel:
Johann Jakob Rischer, ein Vorarlberger Baumeister in der Pfalz
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#1113

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Studien und For[d)ungen

jedem Künftler Art und timfang feiner Tätig-
keit charakterifiert, nennt er „Matitjes von Afchaf-
fenburgk“ einen „Künftler vnd Maler“1. (Ind
1 Vinzenz Steinmeyer. Über die deutfdje Kunft. 3it.
nad) Sctjmid, a. a. 0., S. 296.

was wiffen wir denn tatfäd)lid) von dem Mei-
fter? Cüas wiffen wir überhaupt von dem Reiche
des Genies und feinen Grenzen? tüir können
in unferem Qnvermögen immer nur atmen, nie
begreifen.

Älter und örfprung i n d i f d) e r Kultur

Über 3ufammenbänge zwifcben Indien und
Babylonien berichtete kürzlich der General-
direktor für ard)äologifd)e Forfchung in In-
dien, Sir John Marfhall, auf Grund neuer Ent-
deckungen in der „Illuftrated London News“.
Ond zwar handelt es fid) um zwei Ausgra-
bungsftätten, die vierhundert englifcbe Meilen
voneinander entfernt liegen, eine in Fjamppa,
im Süden des Pundfcbab, die andere in Mo-
henjo-Daro in Sind. Hier fandBanerji tief unter
buddbiftifcben Baulichkeiten des 2. Jahrhunderts
n. Chr. zwei weitere Schichten von 3iegelge-
bäuden aus fehr viel früheren 3e>ten; in Fja~
rappa legte Daya Ram Sahni fieben oder acht
aufeinanderfolgende Schichten bloß, die die fort-
dauernde Befiedelung des Ortes durch viele Jahr-
hunderte vor dem 3. Jahrhundert v. Chr. bewiefen.
Bisher war unfere Kenntnis der indifchen Alter-
tümer kaum über das Jahr 300 v. Chr. zurück-
geführt worden. Die kleineren Funde an beiden
Stellen, die im allgemeinen in ihrem Charakter
durchaus übereinftimmten, umfaßten Töpfer-
waren, Spangen, Münzen oder Münzmarken,

Steinringe, tüürfel und Schachfiguren und als
tüichtigftes gravierte Siegel. Die festeren find
mit einer unbekannten Bilderfchrift bedeckt, die
keinerlei Ähnlichkeit mit irgendeinem bisher be-
kannten indifchen Alphabet haben, die aber eine
deutliche Verwandtfchaft mit Bilderfchriften des
mykenifchen 3ekalters im Mittelmeergebiet zei-
gen. Prof. Sayce, der fiel) über diefe Ent-
deckungen äußert, fchreibt dazu, daß die mit
Schriftzeichen bedeckten Siegel identifd) feien
mit den proto-elamitifchen Buchhaltungstafeln,
die Morgan in Sufa entdeckt hat. Es fei da-
nach augenfcheinlich, daß in fo ferner Ver-
gangenheit wie dem 3. Jahrtaufend v. Chr. ein
Äustaufcb zwifchen Sufa und dem Nordweften
Indiens ftattgefunden habe. Andere Forfcher,
die ebenfalls zu den Funden Stellung nehmen,
kommen zu dem Schluß, daß das Volk, das die
indifchen Siegel herftellte, in fehr naher Be-
rührung mit der fumerifchen Kultur geftanden
haben muß und feinen künftlerifchen Stil und
die Grundlage feiner Schrift von den Sumeriern in
der 3eit um 3000—2800 v.Chr. übernommen habe.

Johann jakob Rifdjer, ein Vorarlberger Bauraeifter in der Pfalz

Karl Lohmeyer, Direktor des kurpfälzifchen
Mufeums in Heidelberg, dem die Kunftgefchichte
des füddeutfchen Barock fchon fo viele For-
fcbungsergebniffe dankt, hat foeben im Kur-
pfälzifchen Jahrbuch 1925 (Heidelberg, bei Paul
Braus) grundlegend auf einen wichtigen Meifter
hingewiefen, der gegen Ende des 17. Jahrhun-
derts in der Umgebung des Baumeifters der
Raftatter Refidenz, Domenico E. Roffi erftmalig
erfcßeini, auf den Vorarlberger Rifeber. Diefer
verließ indes den auf fein Können eiferfüchtigen

Italiener und wandte pcb der neu aus den Trüm-
mern auffteigenden kurpfälzifchen Refidenz Hei-
delberg zu, die ihm eine Reihe wichtiger, zum
Teil leider längft zerftörter Bauten (wie den
Kanzleibau im Mönchhof) dankt, unter denen
als ein Hauptwerk das Hofpital St. Anna in
der Plöck zu gelten hat. Über das Leben und
öüerk diefes ausgezeichneten Baumeifters gibt
Lohmeyer einen grundlegenden Quellenbericht,
dem es an farbenprächtigen Details nicht
fehlt. B.

1081
 
Annotationen