Der Grapßikfammler
Charles M. Briquet: Les filigranes. Die-
tionaire ßistorique des marques du papier des
leur apparition vers 1282 jusq’uen 1600.
4 Bände in Großquart. 836 S. Cext und etwa
1500 Cafeln. 2. Äuflage. — Mit einem Vor-
wort von Joßn Briquet, Genf: Notices sur la
vie et les travaux de Charles M. Briquet.
Preis Gm. 240.—. Karl D. Fjierfemann,
Verlag. Leipzig 1923.
Fjermann Struck: Die Kunft des Radierens
(Ein Fjandbucß). Fünfte erweit. Aufl. m. zwei
neuen Orig.-Radier, v. Max Liebermann u.
Fjermann Struck, einer Orig.-Litßogr. von
Oskar Kokofcßka u. einem Orig.-Fjolzfcßn.
v. Ernft Barlad). Gm. 25. — .
Paul Cafßrer, Verlag, Berlin.
Bibliophiles
(ünter diefer Rubrik werden außer bibliograpßifcber Li-
teratur nur illuftrierte bibliophile Drucke angezeigt)
Georg Schneider: Handbuch der Biblio-
graphie. Verlag K. W. Hiersemann. Leip-
zig 1923.
Der Ertrag fünfzehnjähriger Ärbeit wird mit
diefem Buch vorgelegt. Ob fo etwas heut über-
haupt noch einmal begonnen würde, begonnen
werden könnte? Man wagt, das zu bezweifeln
nicht nur im Fjinblick auf die wirtfcßaftlicßen
Verhältniffe, wenn diefe auch fchließlid) den
Ausfcßlag geben möchten. Die Dichtigkeit des
Stoffes ift ohne weiteres klar: Anleitung zur
Beherrfchung der durch den Druck feftgelegten
menfd)lichen Geiftestätigkeit — des Schrifttums.
Führerfchaft durch ein Labyrinth bietet derVer-
faffer an. Man darf fid) ihm getroft anvertrauen:
er verfügt über alle dafür nötigen Eigenfchaften,
vor allem das erforderliche Organifationstalent
und eine umfaffende Sachkenntnis. Die „Lehre
von den Literaturverzeichniffen“ teilt Schneider
in zwei Fjauptteile, einen theoretifd)-gefd)id)t-
lichen und einen praktifchen („verzeichnenden“).
Im erften dürfte kaum eine mit dem Cßema
zufammenhängende Frage unberührt geblieben
fein, von der Klärung der Begriffe, der Anleitung
zur Fjerftellung der Verzeicßniffe bis zu pßilo-
fopßifcßen und pfychologifchen Betrachtungen
über das Bücherwefen überhaupt. Gerade bei
letzteren zeigt fiel) oft, daß der Verfaffer be-
fcfjeiden über fein Können urteilt, wenn er fid)
in der Vorrede „eine größere Darftellungskunft
gewünfd)t hätte, um den fpröden Stoff klarer
und anziehender zu geftalten“. Denn feine große
Belefenheit und fein klares Urteilsvermögen
bringen Farbe und Lebendigkeit in feine Dar-
ftellung. Der praktifeße Ceil verzeichnet die
Nad)fd)lagewerke über Bücher und befeßränkt
fid), was der Brauchbarkeit des Derkes nur zu-
träglich fein kann, im allgemeinen auf die le-
benden (d. ß. praktifd) nicht veralteten) und
nationalen Bibliographien. Das Fortiaffen der
Facßbibliograpßien ift durchaus begründet. Die
Der Cicerone, XVI. Jaßrg., beft 2
Mittel zu ißrer Erfcßließung werden geboten.
Umfangreiche Eitel und Sdßlagwortregifter find
nießt der geringfte Ceil diefer großartigen und
aufopfernden Hrbeitsleiftung. Und den Verleger,
der ißr ans Ließt half, darf man mit dem Ver-
faffer in der Cat küßn nennen. Diefe.
Neue Pßantafusdrucke
Longus: Daphnis und Chloe. Mit 93 Stein-
zeichnungen von Otto Hettner. 300 Expl.
auf Zanders Lilienbütten. 8. Phantasusdruck.
Charles de Coster: Smetse, der Schmied.
Mit Federzeichnungen von Alf red Kubin, die
faksimilegetreu von Albert Fallscheer in
Holz geschnitten wurden. 130 Exemplare auf
Zanders Einhornbütten und 1300 weitere nume-
rierte Exemplare. 10. Phantasusdruck. Phan-
tasusverlag, Buchenau & Reichert, München 1923.
Der Pßantasusverlag war von Anbeginn
feines Befteßens zu den beften bibliophilen
Verlagen zu zählen. Er weicht auch mit
feinen neueften Ausgaben von diefer Linie nießt
ab. 3wei feßr verfeßiedene Dinge, Daphnis und
Smetfe, literarifcß beide unantaftbar; beide —
eben darum — von einer Anfcbaulicßkeit der
Darftellung, die zur Illuftrierung herausfordert.
Aber die Aufgabe ift nicht leicht, den gleicß-
geftimmten zeidinerifcßen Interpreten zu finden,
für die feßier überfinnlicße 3artßeit des ijirten-
romans fo wenig wie für die feft zupackende
fatirifeße Ceufeislegende Cofters. Um fo er-
freulicher ift der gelungene Verfucß. Fjettner
ßat die 3artßeit feiner Steinzeichnungen bis zur
Fjaucßdünne getrieben, mit fo differenzierten
Nüancen, daß tro§ einer gewiffen Einförmigkeit
des Vorwurfs die Ausführung fo kurzweilig
bleibt wie die Dichtung felbft. Das Leiste ift
nirgends ausgefagt, es fteßt geahnt hinter un-
gewiffen ßufeßenden Cönen. Gewagt, aber ver-
möge der angewandten fkizzierenden Cecßnik,
die weiße 3wifcßenräume nicht als folche emp-
finden läßt, vollkommen gelungen ift die Cren-
nung einer Darftellung auf zwei pcß gegen-
überfteßende Seiten in zwei 3eicßnungen; ja,
ein unbewußt fymbolifcßer Reiz wird durch diefe
3äfur mitunter erreicht, wie auf Seite 40, 41:
links die vom Ufer zufeßauende Cßloe, rechts
die im Fluß badende Daphnis, zwifeßen ißnen
das Vakuum als Crennendes. — Denn teeßnifeh
an dem in einer kriftallklaren Fleifcßmann-An-
tiqua von Fjegner gedruckten Derk etwas aus-
zufeljen ift, fo wäre es dies, daß der Äbftand
zwifeßen Cype und Illuftration oft ein etwas
größerer, zumindeft der des 3eilenabftandes,
fein könnte. — Kubin und Smetfe: das ift eine
andere Delt als Arkadien. Die Ceufelskücße
des Fjieronymus Bofcß und Jakob Fjeffels, der
Fjerzog Alba und der König von Spanien „re-
gieren“ ßier. Kubin füßlt pich in diefem Enfemble
läuft von allein. Das find alles Kerle! Die tun
zu Fjaus. Er ßat fie alle gefeßen. Die Feder
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Charles M. Briquet: Les filigranes. Die-
tionaire ßistorique des marques du papier des
leur apparition vers 1282 jusq’uen 1600.
4 Bände in Großquart. 836 S. Cext und etwa
1500 Cafeln. 2. Äuflage. — Mit einem Vor-
wort von Joßn Briquet, Genf: Notices sur la
vie et les travaux de Charles M. Briquet.
Preis Gm. 240.—. Karl D. Fjierfemann,
Verlag. Leipzig 1923.
Fjermann Struck: Die Kunft des Radierens
(Ein Fjandbucß). Fünfte erweit. Aufl. m. zwei
neuen Orig.-Radier, v. Max Liebermann u.
Fjermann Struck, einer Orig.-Litßogr. von
Oskar Kokofcßka u. einem Orig.-Fjolzfcßn.
v. Ernft Barlad). Gm. 25. — .
Paul Cafßrer, Verlag, Berlin.
Bibliophiles
(ünter diefer Rubrik werden außer bibliograpßifcber Li-
teratur nur illuftrierte bibliophile Drucke angezeigt)
Georg Schneider: Handbuch der Biblio-
graphie. Verlag K. W. Hiersemann. Leip-
zig 1923.
Der Ertrag fünfzehnjähriger Ärbeit wird mit
diefem Buch vorgelegt. Ob fo etwas heut über-
haupt noch einmal begonnen würde, begonnen
werden könnte? Man wagt, das zu bezweifeln
nicht nur im Fjinblick auf die wirtfcßaftlicßen
Verhältniffe, wenn diefe auch fchließlid) den
Ausfcßlag geben möchten. Die Dichtigkeit des
Stoffes ift ohne weiteres klar: Anleitung zur
Beherrfchung der durch den Druck feftgelegten
menfd)lichen Geiftestätigkeit — des Schrifttums.
Führerfchaft durch ein Labyrinth bietet derVer-
faffer an. Man darf fid) ihm getroft anvertrauen:
er verfügt über alle dafür nötigen Eigenfchaften,
vor allem das erforderliche Organifationstalent
und eine umfaffende Sachkenntnis. Die „Lehre
von den Literaturverzeichniffen“ teilt Schneider
in zwei Fjauptteile, einen theoretifd)-gefd)id)t-
lichen und einen praktifchen („verzeichnenden“).
Im erften dürfte kaum eine mit dem Cßema
zufammenhängende Frage unberührt geblieben
fein, von der Klärung der Begriffe, der Anleitung
zur Fjerftellung der Verzeicßniffe bis zu pßilo-
fopßifcßen und pfychologifchen Betrachtungen
über das Bücherwefen überhaupt. Gerade bei
letzteren zeigt fiel) oft, daß der Verfaffer be-
fcfjeiden über fein Können urteilt, wenn er fid)
in der Vorrede „eine größere Darftellungskunft
gewünfd)t hätte, um den fpröden Stoff klarer
und anziehender zu geftalten“. Denn feine große
Belefenheit und fein klares Urteilsvermögen
bringen Farbe und Lebendigkeit in feine Dar-
ftellung. Der praktifeße Ceil verzeichnet die
Nad)fd)lagewerke über Bücher und befeßränkt
fid), was der Brauchbarkeit des Derkes nur zu-
träglich fein kann, im allgemeinen auf die le-
benden (d. ß. praktifd) nicht veralteten) und
nationalen Bibliographien. Das Fortiaffen der
Facßbibliograpßien ift durchaus begründet. Die
Der Cicerone, XVI. Jaßrg., beft 2
Mittel zu ißrer Erfcßließung werden geboten.
Umfangreiche Eitel und Sdßlagwortregifter find
nießt der geringfte Ceil diefer großartigen und
aufopfernden Hrbeitsleiftung. Und den Verleger,
der ißr ans Ließt half, darf man mit dem Ver-
faffer in der Cat küßn nennen. Diefe.
Neue Pßantafusdrucke
Longus: Daphnis und Chloe. Mit 93 Stein-
zeichnungen von Otto Hettner. 300 Expl.
auf Zanders Lilienbütten. 8. Phantasusdruck.
Charles de Coster: Smetse, der Schmied.
Mit Federzeichnungen von Alf red Kubin, die
faksimilegetreu von Albert Fallscheer in
Holz geschnitten wurden. 130 Exemplare auf
Zanders Einhornbütten und 1300 weitere nume-
rierte Exemplare. 10. Phantasusdruck. Phan-
tasusverlag, Buchenau & Reichert, München 1923.
Der Pßantasusverlag war von Anbeginn
feines Befteßens zu den beften bibliophilen
Verlagen zu zählen. Er weicht auch mit
feinen neueften Ausgaben von diefer Linie nießt
ab. 3wei feßr verfeßiedene Dinge, Daphnis und
Smetfe, literarifcß beide unantaftbar; beide —
eben darum — von einer Anfcbaulicßkeit der
Darftellung, die zur Illuftrierung herausfordert.
Aber die Aufgabe ift nicht leicht, den gleicß-
geftimmten zeidinerifcßen Interpreten zu finden,
für die feßier überfinnlicße 3artßeit des ijirten-
romans fo wenig wie für die feft zupackende
fatirifeße Ceufeislegende Cofters. Um fo er-
freulicher ift der gelungene Verfucß. Fjettner
ßat die 3artßeit feiner Steinzeichnungen bis zur
Fjaucßdünne getrieben, mit fo differenzierten
Nüancen, daß tro§ einer gewiffen Einförmigkeit
des Vorwurfs die Ausführung fo kurzweilig
bleibt wie die Dichtung felbft. Das Leiste ift
nirgends ausgefagt, es fteßt geahnt hinter un-
gewiffen ßufeßenden Cönen. Gewagt, aber ver-
möge der angewandten fkizzierenden Cecßnik,
die weiße 3wifcßenräume nicht als folche emp-
finden läßt, vollkommen gelungen ift die Cren-
nung einer Darftellung auf zwei pcß gegen-
überfteßende Seiten in zwei 3eicßnungen; ja,
ein unbewußt fymbolifcßer Reiz wird durch diefe
3äfur mitunter erreicht, wie auf Seite 40, 41:
links die vom Ufer zufeßauende Cßloe, rechts
die im Fluß badende Daphnis, zwifeßen ißnen
das Vakuum als Crennendes. — Denn teeßnifeh
an dem in einer kriftallklaren Fleifcßmann-An-
tiqua von Fjegner gedruckten Derk etwas aus-
zufeljen ift, fo wäre es dies, daß der Äbftand
zwifeßen Cype und Illuftration oft ein etwas
größerer, zumindeft der des 3eilenabftandes,
fein könnte. — Kubin und Smetfe: das ift eine
andere Delt als Arkadien. Die Ceufelskücße
des Fjieronymus Bofcß und Jakob Fjeffels, der
Fjerzog Alba und der König von Spanien „re-
gieren“ ßier. Kubin füßlt pich in diefem Enfemble
läuft von allein. Das find alles Kerle! Die tun
zu Fjaus. Er ßat fie alle gefeßen. Die Feder
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