Studien und Forfdßungeri
tenglas, welches dem beften englifcßen Glafe an
Schönheit und Reinigkeit vollkommen gleid)
kommt, in der Vergoldung aber alles andere
Glas iiberlrifft, fernerhin gefertigt wird, und
können Glasßändler und Liebhaber, welche da-
von verlangen, ficf) entweder an Königl. Berg-
ßandlungsadminiftration, oder an die Glasßütten-
Hdminiftratores zum Ofterwalde, als Commis-
sarius Schräder und Factor Borkenftein, oder an
die vorerft errichteten Glasniederlagen, als t)ie-
felbft bey feel. Hnton von der Vecken Erben,
in Fjamburg bey den Kaufleuten (Hinkelmann u,
3immer, in Bremen bey dem Kaufmann Carl
Ludwig Brauer und in Braunfcßweig bey dem
Kaufmann Paul Fjennann Fjerdtmann adreffiren,
und entweder von der Fjütte, ocjer den Nieder-
lagen mit allen Gattungen von Glas, als mit
(Happen, Landfcßaften, Sinnbildern u. gefeßnitten,
gefcßliffen, und vergoldeten Pokalen, Bechern
und Krügen von feinem Criftall, vergoldeten und
unvergoldeten feinen Criftall- und Kreitenglas,
(Hein-Bier und allerley Gläfern, vergoldet und
unvergoldeten Kläffer-Carafinen, gefd)liffenen,
vergoldeten und unvergoldeten Oel- und Effig-
Gläfern, Salzfäffern, Leuchter, Mild)kumpen,
3uckerfcßalen, Gelee- und Confect-Huffätjen und
Gläfern, (Hafenbecken und Gießkannen, und über-
haupt mit allen Gefäßen, fo von Glas gefertigt
werden können, gegen billige Preife verfehen
werden; wobey noch anzumerken, daß alle Gläfer
und Gefäße, welche von Criftall- und feinem
Kreitenglafe auf der Fjütte gemacht, zum 3eugniß,
daß es echt und aufrichtig ift, mit dem unterm
Fuß eingefcßnittenem aufrecht ftehenden Lauen-
fteinifchen Löwen bezeichnet, und dem, was von
Criftall ift, der Buchftabe C. angefüget, verfehen
wird, und daß, wenn jemand auf einen Pokal
oder Glafe etwas befonders gefeßnitten, oder
Gläfer von befonderer Fagon gefertiget zu haben
verlanget, davon nur ein Model, 3eichnung oder
Riß einfenden darf.
Hannover, am 24ten Oktober 1768,
Königl. Churfl. Braunfeh. Lüneb.
Berghandlungs-Ädminiftration.
Äus dem mannigfachen Inhalt diefer inter-
effanten Bekanntmachung fei zunächft ßervor-
gehoben, daß wir hier zum erfteri Male die
offenbar wießtigften und marktgängigften Er-
zeugniffe der Lauenfteiner Fjütte, in der Kriftall-
und Kreideglas erzeugt wurde, fowie ihre Fjaupt-
verkaufsftellen und-Niederlagen genauer kennen-
lernen, auf die ich aber im vorliegenden 3U"
fammenbang nicht näher eingehen möchte. So-
dann erfahren wir, daß die fjütte erft feit Än-
fang 1768, bald nach dem Code ihres Scßicßt-
meifters, des 1767 verftorbenen Conrad (Herner
Bremer, ßerrfcßaftlicß geworden ift, daßalfodie
Hngabe in dem auch von mir zitierten Äuffaß
„Das Ämt Lauenftein“ (3eitfd)r. d. Fjißor. Vereins
f. Nieder fach fen 1858, S. 294), wonach pe bereits
1757 „an die Fjerrfcßaft“ verkauft worden fei,
auf einem Irrtum berußen dürfte. Endlich aber
— und darin erblicke ich den fjauptwert diefer
Bekanntmachung — liefert fie uns nicht allein
die bislang noch fehlende endgültige Beftätigung,
daß unfere Löwengläfer in der Cat diefer Lauen-
fteiner Fjütte angehören, fondern pe gibt uns
auch zugleich die richtige Deutung des neben
der Löwenmarke bisweilen auch noch vorkom-
menden Bucßftaben C. Denn während icß felbft
f. 3- diefes C auf Calenberg deuten zu füllen
glaubte und der Meinung war, daß dasfelbe
hinzugefügt worden fei, um den Löwen noch
deutlicher als den aus dem Klappen der dem
Fürpentum Calenberg einverleibten fjerrfcßaft
Fjomburg zu kennzeichnen, erfahren wir nun-
mehr, daß diefes C einem ganz andern 3wecke,
nämlich zur näheren Bezeichnung des Glasma-
terials oder, richtiger, zur Hnterfcßeidung des
Krifrailglafes von dem Kreideglafe dienen folite.
Freilich feßeint der Hnterfcßied zwifeßen diefen
beiden Glasforten, foweit ich es augenblicklich
an der fjand eines nur befeßränkten und leider
nießt einmal ganz fehlerfreien Materials nach-
zuprüfen vermag, in (Hirklicßkeit nießt allzugroß
gewefen zu fein. Denn abgefeßen von den-
jenigen Gläfern, faj't durchgängig Pokalen, die
Neigung zur Glaskrankßeit bekunden und daßer
niemals eine gänzlich reine und glänzende Maffe,
fondern gewöhnlich eine meßr oder weniger
ftarke Mattheit und Crübung zeigen, pnd fowoßl
die nur mit der Löwenmarke verfeßenen Kreide-
gläfer wie die mit der, durch ein C erweiterten
Löwenmarke bezeießneten Kriftallgläfer faft von
der gleichen Reinheit und Brillanz, fo daß ein
wirklich erkennbarer Hnterfcßied zwifeßen beiden
kaum feftzuftellen ift. Docß läßt fieß im allge-
meinen fagen, daß das Kriftallglas mit Vorliebe
bei den meßr oder weniger feßweren und künft-
lerifcß verzierten Pokalen, das Kreideglas da-
gegen bei den einfachen Gebraucßsgläfern Ver-
wendung gefunden haben dürfte. Genaueres
hierüber zu äußern wird aber erft dann möglich
fein, wenn man an einem größeren Vergleichs-
material, als es mir gegenwärtig zur Verfügung
peßt, noch weitere Hnterfucßungen hat ariftellen
können. Vorläupg kam es mir nur darauf an,
durch die Veröffentlichung jener Bekanntmachung
die Frage nach der Fjerkunft der fog. Löwen-
oder Lauenfteiner Gläfer fowie die Deutung ißrer
Marke endgültig zur Entfcßeidung zu bringen
Der Cicerone, XVI. Jat)rg., Reft 7
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tenglas, welches dem beften englifcßen Glafe an
Schönheit und Reinigkeit vollkommen gleid)
kommt, in der Vergoldung aber alles andere
Glas iiberlrifft, fernerhin gefertigt wird, und
können Glasßändler und Liebhaber, welche da-
von verlangen, ficf) entweder an Königl. Berg-
ßandlungsadminiftration, oder an die Glasßütten-
Hdminiftratores zum Ofterwalde, als Commis-
sarius Schräder und Factor Borkenftein, oder an
die vorerft errichteten Glasniederlagen, als t)ie-
felbft bey feel. Hnton von der Vecken Erben,
in Fjamburg bey den Kaufleuten (Hinkelmann u,
3immer, in Bremen bey dem Kaufmann Carl
Ludwig Brauer und in Braunfcßweig bey dem
Kaufmann Paul Fjennann Fjerdtmann adreffiren,
und entweder von der Fjütte, ocjer den Nieder-
lagen mit allen Gattungen von Glas, als mit
(Happen, Landfcßaften, Sinnbildern u. gefeßnitten,
gefcßliffen, und vergoldeten Pokalen, Bechern
und Krügen von feinem Criftall, vergoldeten und
unvergoldeten feinen Criftall- und Kreitenglas,
(Hein-Bier und allerley Gläfern, vergoldet und
unvergoldeten Kläffer-Carafinen, gefd)liffenen,
vergoldeten und unvergoldeten Oel- und Effig-
Gläfern, Salzfäffern, Leuchter, Mild)kumpen,
3uckerfcßalen, Gelee- und Confect-Huffätjen und
Gläfern, (Hafenbecken und Gießkannen, und über-
haupt mit allen Gefäßen, fo von Glas gefertigt
werden können, gegen billige Preife verfehen
werden; wobey noch anzumerken, daß alle Gläfer
und Gefäße, welche von Criftall- und feinem
Kreitenglafe auf der Fjütte gemacht, zum 3eugniß,
daß es echt und aufrichtig ift, mit dem unterm
Fuß eingefcßnittenem aufrecht ftehenden Lauen-
fteinifchen Löwen bezeichnet, und dem, was von
Criftall ift, der Buchftabe C. angefüget, verfehen
wird, und daß, wenn jemand auf einen Pokal
oder Glafe etwas befonders gefeßnitten, oder
Gläfer von befonderer Fagon gefertiget zu haben
verlanget, davon nur ein Model, 3eichnung oder
Riß einfenden darf.
Hannover, am 24ten Oktober 1768,
Königl. Churfl. Braunfeh. Lüneb.
Berghandlungs-Ädminiftration.
Äus dem mannigfachen Inhalt diefer inter-
effanten Bekanntmachung fei zunächft ßervor-
gehoben, daß wir hier zum erfteri Male die
offenbar wießtigften und marktgängigften Er-
zeugniffe der Lauenfteiner Fjütte, in der Kriftall-
und Kreideglas erzeugt wurde, fowie ihre Fjaupt-
verkaufsftellen und-Niederlagen genauer kennen-
lernen, auf die ich aber im vorliegenden 3U"
fammenbang nicht näher eingehen möchte. So-
dann erfahren wir, daß die fjütte erft feit Än-
fang 1768, bald nach dem Code ihres Scßicßt-
meifters, des 1767 verftorbenen Conrad (Herner
Bremer, ßerrfcßaftlicß geworden ift, daßalfodie
Hngabe in dem auch von mir zitierten Äuffaß
„Das Ämt Lauenftein“ (3eitfd)r. d. Fjißor. Vereins
f. Nieder fach fen 1858, S. 294), wonach pe bereits
1757 „an die Fjerrfcßaft“ verkauft worden fei,
auf einem Irrtum berußen dürfte. Endlich aber
— und darin erblicke ich den fjauptwert diefer
Bekanntmachung — liefert fie uns nicht allein
die bislang noch fehlende endgültige Beftätigung,
daß unfere Löwengläfer in der Cat diefer Lauen-
fteiner Fjütte angehören, fondern pe gibt uns
auch zugleich die richtige Deutung des neben
der Löwenmarke bisweilen auch noch vorkom-
menden Bucßftaben C. Denn während icß felbft
f. 3- diefes C auf Calenberg deuten zu füllen
glaubte und der Meinung war, daß dasfelbe
hinzugefügt worden fei, um den Löwen noch
deutlicher als den aus dem Klappen der dem
Fürpentum Calenberg einverleibten fjerrfcßaft
Fjomburg zu kennzeichnen, erfahren wir nun-
mehr, daß diefes C einem ganz andern 3wecke,
nämlich zur näheren Bezeichnung des Glasma-
terials oder, richtiger, zur Hnterfcßeidung des
Krifrailglafes von dem Kreideglafe dienen folite.
Freilich feßeint der Hnterfcßied zwifeßen diefen
beiden Glasforten, foweit ich es augenblicklich
an der fjand eines nur befeßränkten und leider
nießt einmal ganz fehlerfreien Materials nach-
zuprüfen vermag, in (Hirklicßkeit nießt allzugroß
gewefen zu fein. Denn abgefeßen von den-
jenigen Gläfern, faj't durchgängig Pokalen, die
Neigung zur Glaskrankßeit bekunden und daßer
niemals eine gänzlich reine und glänzende Maffe,
fondern gewöhnlich eine meßr oder weniger
ftarke Mattheit und Crübung zeigen, pnd fowoßl
die nur mit der Löwenmarke verfeßenen Kreide-
gläfer wie die mit der, durch ein C erweiterten
Löwenmarke bezeießneten Kriftallgläfer faft von
der gleichen Reinheit und Brillanz, fo daß ein
wirklich erkennbarer Hnterfcßied zwifeßen beiden
kaum feftzuftellen ift. Docß läßt fieß im allge-
meinen fagen, daß das Kriftallglas mit Vorliebe
bei den meßr oder weniger feßweren und künft-
lerifcß verzierten Pokalen, das Kreideglas da-
gegen bei den einfachen Gebraucßsgläfern Ver-
wendung gefunden haben dürfte. Genaueres
hierüber zu äußern wird aber erft dann möglich
fein, wenn man an einem größeren Vergleichs-
material, als es mir gegenwärtig zur Verfügung
peßt, noch weitere Hnterfucßungen hat ariftellen
können. Vorläupg kam es mir nur darauf an,
durch die Veröffentlichung jener Bekanntmachung
die Frage nach der Fjerkunft der fog. Löwen-
oder Lauenfteiner Gläfer fowie die Deutung ißrer
Marke endgültig zur Entfcßeidung zu bringen
Der Cicerone, XVI. Jat)rg., Reft 7
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