die fcßönfte aller bisher gefundenen Figuren ift (Äbb. 1) und die es verdient, daß
man auf fie die Äufmerkfamkeit lenkt. Saint-Perier gibt in der 3eitfcßrift „L'Antßro-
pologie“ im 32. Jahrgang, Fjeft 4, S. 361, einen Fundbericht.
Der erfte Eindruck ift die Ruße, die die Skulptur durcßftrömt, die konftruktive Sym-
metrie, die ftarke kompofitionelle Konzentration. Ganz eigentümlich die Kraft der Syn-
tßefe, das Maß der verhaltenen inneren Spannkraft. Negiert die Bewegungen der Ge-
lenke, das anatomifcß Funktionelle. Das Sichtbare der Erfcßeinung ift aufgelöft, ge-
fcßaffen ift die künftlerifcße Geftaltung der Erfcßeinung in ißrer Gefamtßeit. In ein
Rechteck eingefpannt die ganze Geftalt, gleichmäßig, einheitlich gefchaut.
Die Skulptur ift gefunden worden in der Fjößle Rideaux bei dem Ort Lespugue in
der Dordogne. Die 5ößle hat eine Länge von 18,35 m, eine Breite von 8 m, der Ein-
gang, in der Form eines Spitzbogens, ift 6 m ßocß.
1911 fcßon grub Rene de Saint-Perier hier zum erftenmal. Er berichtete in vier Ab-
handlungen1 über feine erften Grabungen. Dann kam der Krieg und mit ißm gab es
eine Unterbrechung von 1914 —1922; 1922 wurden die Grabungen wieder aufgenom-
men, und in diefem Jahre war es, daß derForfcßer das Glück des erlefenen Fundes hatte.
Die Fjößle ift bis ins Mittelalter hinein von Menfcßen aufgefucßt worden. Der Forfcßer
ergrub neuere Scherben der Fjallftattzeit. Die darunter lagernde Schießt gehörte dem
Äurignacien an, Saint-Perier fand Knochen von CIrsus spelaeus, Fjyena rocusta, Equus
caballus, Cervus elepßas und Bos spelaeus.
Plötzlich ftieß er beim Graben auf diefe Figur. Sie war durch den Spatenfticß ge-
fpalten worden. 3uerft ßob er den Kopfteil, dann den übrigen Ceil. Die Figur hatte
horizontal gelegen. Beim Durcßfieben der umgebenden Erde wurden nocß neun Stück-
chen gefunden, die durch den Spatenfticß abgeftoßen worden waren. Das Material
war aber fo zerbrechlich, daß die Splitter des Elfenbeins, aus dem die Figur geformt
ift, abbröckelten. Die üeile, die auf der Abbildung (Abb. 1) jetzt fehlen, wurden durch
das 3crt>röckeln fo klein, daß fie nicht meßr ergänzt werden konnten. Boule ßat in
Plaftilin eine Nachbildung geformt, die den urfprünglidßen 3uftand der Figur wieder-
gibt (Abb. 2).
Das Material ift ein Stüde eines Stoßzaßns des Mammuts. Die Skulptur ift feßr
patiniert, die Außenfeite ift ganz feßwarz: fie ßat meßrere Laufende von Jahren un-
berührt in der Erde gelegen. Sie mißt 14,7 cm f)öße, 6 cm Breite und an größter
Dicke etwa 3,6 cm.
Der Kopf ift eiäßnlicß. Kein 3ug des Geficßts ift dargeftellt. Das Fjaar ift ange-
deutet dureß parallele Striche, die in 2 cm Entfernung verlaufend, faft den ganzen
Kopf bedecken. Im Rücken erreichen die Fjaare faft das Schulterblatt. Die Arme,.
leid)t vorgedreßt, feßaffen gleichmäßig rollende Linien.
Aus einem deutlichen Gefühl für den Rhythmus heraus find die ungeheuren Brüfte
fehr tief ßerabgezogen, fo daß fie, faft den ganzen Leib bedeckend, das 3entrum des
Körpers bilden. Die untere Partie des Leibes ift durch einen Bruch ftark befcßädigt.
Seßr beftimmt ift der Anfatz der Oberfchenkel. Die Crennungslinie der nebeneinander
liegenden Beine verläuft durchaus fenkredßt, die önterfcßenkel find fehr verkürzt und
leicht nach vorn gebogen. Die Füße, die den einheitlichen Rßytßmus diefer Figur zer-
brochen hätten, fehlen ganz.
Von der Seite gefeßen fällt der ganz flacße, dünne Oberkörper auf, die Fjaltung der
Arme, die rechtwinklig auf den Brüften aufliegen und das nach hinten ausladende Gefäß.
In der Rückanficßt ift das Bemerkenswerte das eigentümliche Gewand, das unter dem
Gefäß angedeutet ift. Oben in einer Art Bordüre angelegt — es find zwei Striche ge-
zeichnet, die wagerecßt in einem Abftand von 3 mm verlaufen — bedeutet die Fülle
1 Erftens: Bulletins et Memoires de la Societe d’Antßropologie de Paris, 1912, S.48. 3weitens:
Ibid. 1912, S. 149. Drittens: Bulletin de la Societe preßistorique fran^aise. 1912, S.210. Viertens::
Revue de Comminges. 1920, S. 150.
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man auf fie die Äufmerkfamkeit lenkt. Saint-Perier gibt in der 3eitfcßrift „L'Antßro-
pologie“ im 32. Jahrgang, Fjeft 4, S. 361, einen Fundbericht.
Der erfte Eindruck ift die Ruße, die die Skulptur durcßftrömt, die konftruktive Sym-
metrie, die ftarke kompofitionelle Konzentration. Ganz eigentümlich die Kraft der Syn-
tßefe, das Maß der verhaltenen inneren Spannkraft. Negiert die Bewegungen der Ge-
lenke, das anatomifcß Funktionelle. Das Sichtbare der Erfcßeinung ift aufgelöft, ge-
fcßaffen ift die künftlerifcße Geftaltung der Erfcßeinung in ißrer Gefamtßeit. In ein
Rechteck eingefpannt die ganze Geftalt, gleichmäßig, einheitlich gefchaut.
Die Skulptur ift gefunden worden in der Fjößle Rideaux bei dem Ort Lespugue in
der Dordogne. Die 5ößle hat eine Länge von 18,35 m, eine Breite von 8 m, der Ein-
gang, in der Form eines Spitzbogens, ift 6 m ßocß.
1911 fcßon grub Rene de Saint-Perier hier zum erftenmal. Er berichtete in vier Ab-
handlungen1 über feine erften Grabungen. Dann kam der Krieg und mit ißm gab es
eine Unterbrechung von 1914 —1922; 1922 wurden die Grabungen wieder aufgenom-
men, und in diefem Jahre war es, daß derForfcßer das Glück des erlefenen Fundes hatte.
Die Fjößle ift bis ins Mittelalter hinein von Menfcßen aufgefucßt worden. Der Forfcßer
ergrub neuere Scherben der Fjallftattzeit. Die darunter lagernde Schießt gehörte dem
Äurignacien an, Saint-Perier fand Knochen von CIrsus spelaeus, Fjyena rocusta, Equus
caballus, Cervus elepßas und Bos spelaeus.
Plötzlich ftieß er beim Graben auf diefe Figur. Sie war durch den Spatenfticß ge-
fpalten worden. 3uerft ßob er den Kopfteil, dann den übrigen Ceil. Die Figur hatte
horizontal gelegen. Beim Durcßfieben der umgebenden Erde wurden nocß neun Stück-
chen gefunden, die durch den Spatenfticß abgeftoßen worden waren. Das Material
war aber fo zerbrechlich, daß die Splitter des Elfenbeins, aus dem die Figur geformt
ift, abbröckelten. Die üeile, die auf der Abbildung (Abb. 1) jetzt fehlen, wurden durch
das 3crt>röckeln fo klein, daß fie nicht meßr ergänzt werden konnten. Boule ßat in
Plaftilin eine Nachbildung geformt, die den urfprünglidßen 3uftand der Figur wieder-
gibt (Abb. 2).
Das Material ift ein Stüde eines Stoßzaßns des Mammuts. Die Skulptur ift feßr
patiniert, die Außenfeite ift ganz feßwarz: fie ßat meßrere Laufende von Jahren un-
berührt in der Erde gelegen. Sie mißt 14,7 cm f)öße, 6 cm Breite und an größter
Dicke etwa 3,6 cm.
Der Kopf ift eiäßnlicß. Kein 3ug des Geficßts ift dargeftellt. Das Fjaar ift ange-
deutet dureß parallele Striche, die in 2 cm Entfernung verlaufend, faft den ganzen
Kopf bedecken. Im Rücken erreichen die Fjaare faft das Schulterblatt. Die Arme,.
leid)t vorgedreßt, feßaffen gleichmäßig rollende Linien.
Aus einem deutlichen Gefühl für den Rhythmus heraus find die ungeheuren Brüfte
fehr tief ßerabgezogen, fo daß fie, faft den ganzen Leib bedeckend, das 3entrum des
Körpers bilden. Die untere Partie des Leibes ift durch einen Bruch ftark befcßädigt.
Seßr beftimmt ift der Anfatz der Oberfchenkel. Die Crennungslinie der nebeneinander
liegenden Beine verläuft durchaus fenkredßt, die önterfcßenkel find fehr verkürzt und
leicht nach vorn gebogen. Die Füße, die den einheitlichen Rßytßmus diefer Figur zer-
brochen hätten, fehlen ganz.
Von der Seite gefeßen fällt der ganz flacße, dünne Oberkörper auf, die Fjaltung der
Arme, die rechtwinklig auf den Brüften aufliegen und das nach hinten ausladende Gefäß.
In der Rückanficßt ift das Bemerkenswerte das eigentümliche Gewand, das unter dem
Gefäß angedeutet ift. Oben in einer Art Bordüre angelegt — es find zwei Striche ge-
zeichnet, die wagerecßt in einem Abftand von 3 mm verlaufen — bedeutet die Fülle
1 Erftens: Bulletins et Memoires de la Societe d’Antßropologie de Paris, 1912, S.48. 3weitens:
Ibid. 1912, S. 149. Drittens: Bulletin de la Societe preßistorique fran^aise. 1912, S.210. Viertens::
Revue de Comminges. 1920, S. 150.
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