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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Noack, Friedrich: Des Kardinals Albani Beziehungen zu Künstlern, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0482

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keit. Cardon fei derart von Gläubigern bedrängt, daß er pcß jetff vor ißnen nad)
Neapel geßüdffet habe. Diefer Brief hatte endlich den Erfolg, daß der Graf, wie er
am 22. Februar an Älbani fcßrieb, fid) entfcßloß, nicht allein die Penßon weiterzu-
zaßlen, fondern noch etwas zuzulegen, um die Lage des Künftlers zu verbeffern. Da-
rauf dankte der Kardinal am 9. März, indem er mitteilte, er wiffe nicht, ob Cardon
aus Neapel zurück fei, er werde ißn jedenfalls ermaßnen, pcß der Gunft des Grafen
Cobenzl würdig zu zeigen.
Im Oktober 1762 fandte der üliener Fjof den Bildhauer Cßriftian Ädelmann nach
Italien, wo er pcß zum Modelleur für die Porzellanfabrik ausbilden follte. Äm Anfang
November ftellte er pcß mit einer Empfehlung des Gefandten Graf Rofenberg dem
Kardinal vor, der in einem Schreiben an den Grafen darüber berichtete und die Studien-
zeit in Rom länger zu bemeffen riet. Aus den Niederlanden kam 1764 der Maler
Andries Cornelisz Lens (geb. 1739 in Antwerpen, geft. 1822), ein Penponär des
Statthalters Karl von Lothringen. Am 13. Juli 1765 fcßrieb der Kardinal an den Grafen
Cobenzl, der an ißn empfohlene Künftler habe ißm in den lebten Cagen ein woßl-
gelungenes Gemälde gezeigt, und ftellte ißm ein gutes 3eugnis aus. Von einem Maler
Johann Franz Sales Stapff, den der Fürftbifcßof von Augsburg anAlbani empfohlen
hatte, berichtete diefer am 31. Oktober 1767, derfelbe habe bereits nach einigen Monaten
römifcßen Studiums einen Preis von der Akademie San Luca davongetragen, aber feine
Mittel feien fo befcßränkt, daß er nicht für feine leiblichen Bedürfniffe forgen könne;
der Fürftbifcßof möge daßer gütigft auf Abhilfe denken. Über Beziehungen zu Anton
Maron, der als Schüler und Schwager des Mengs oßne 3weifel mit Albani perfönlicß
bekannt war, enthalten die üliener Akten nichts außer einem Brief des Kardinals an
Muzell-Stofcß, der am 7. Januar 1769 aus Berlin gebeten hatte, ißm das Bildnis
Klinckelmanns zu fenden. Gemeint ift das letzte treffliche Bildnis, welches Maron kurz
vor des Gelehrten verhängnisvoller Abreife von Rom 1768 vollendet hatte. Der Kar-
dinal antwortete am 28. Januar, er wolle das Gemälde von dem Künftler felbft ver-
packen laffen, damit es keinerlei Schaden leide; derfelbe habe es nocß unterlaßen, weil
er glaubte, das Bild bliebe beffer nocß offen, um völlig auszutrocknen. Einen Bettel-
brief zugunften des Bildhauers Karel van Poucke (geb. 1740 in Dixmuden, geft. 1809
in Gent), der mit Unterftütjung des Prinzen Karl von Lothringen nad) Rom gekommen
war, fcßrieb Albani am 11. Februar 1769 an den Grafen Cobenzl in Brüffel, erklärte
darin den Poucke für einen vielverfprecßenden Künftler, der aber nicht länger mit den
bisherigen Mitteln in Rom befteßen könne, und bat, die Freigebigkeit Seiner Königlichen
Fjoßeit möge ißm aus der Klemme helfen. Von dem Freiherrn Karl Fjeinricß von Gleichen,
dänifcßen Gefandten in Paris, eingeführt, erfcßien am 14. März 1766 bei dem Kardinal der
Bildßauer Andreas (Heidenßaupt (geb. 1738, geft. 1805), damals Penponär des Königs
von Dänemark, fpäter ßofbildßauer und Akademiemitglied in Kopenhagen: im Oktober
1770 der Miniaturmaler Joßann Eufebius Alpßen (geb. 1741 in Klien, geft. 1772)
mit einer Empfehlung des Fürften Kaunffj, nachdem er bereits die Niederlande und
Paris befucßt und in Deutfcßland einen guten Ruf erworben hatte. Ebenfalls von
Kaunitj empfohlen kamen 1775 Krafft und Fernande. Martin Krafft trieb die Me-
daillenkunft, ftudierte einige 3eit in Mailand und Florenz und traf im April 1775 in
Rom ein, wo er die Sammlungen der päpftlicßen Münze benutzen und felbft einige
Arbeiten ausführen wollte. Jofef Fernande (geb. 1741 in Brügge, geft. 1799) be-
fucßte Italien mit einer Penpon der Kaiferin Maria Cerefia und wurde unter die Obßut
des Kardinals geftellt. Diefer meldete am 3. Mai 1775 dem Fürften Kaunit^, daß der
Bildßauer Fernande eine Marmorbüfte der Annunziata vollendet habe, die feßr gut
ausgefallen fei; diefelbe fei am 25. April über Crieft nach Klien abgegangen.
Ob die ßier mitgeteilten Korrefpondenzen des Kardinals feine Befcßäftigung mit frem-
den Künftlern, die nach Rom gefcßickt wurden, völlig erfcßöpfen, darf gezweifeit werden;
aber auch wenn pe nur eine Auswahl darftellen, fo legen fie docß 3eugnis dafür ab,

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