Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0559
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Leonhardt, Karl Friedrich: Gianbatista dale Pale, die Amazonenbotega, und Meister S.: ein Beitrag zur Kenntnis der Istoriatimajoliken
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anzuneßmen i[t. Jedes Stück wandert von der Ausformung bis zur Befcßriftung von
ßand zu Fjand, fo daß der Cöpfer nicht mit dem 3eid)ner, diefer nid}t mit dem Maler
identifd) zu fein braucht. Diefer Qmftand bedarf der Fjervorßebung wegen der Be-
wertung der Signaturen. Die Gefcßäftsmarke oder ein perfönlicßes 3eicßen wird regel-
mäßig nur der 3ei(t)ner oder jener des Schreibens kundige öCIerkftattgenoffe anbringen,
der eine längere Befcßriftung vorzuneßmen hat. So läßt es ficß beifpielsweife erklären,
daß die wenigen mit der perfönlicßen Marke Oratio Fontanas aus den Jahren 1541
und 1542 verfeßenen Arbeiten in ißrer farbigen Fjaltung keineswegs fämtlicß zu ein-
ander ftimmen. Bei den einen auf der Schaufeite fignierten wird der fcßon von den
3eitgenoffen gefcßäljte Meifter als 3eicßner und vielleicht auch als Maler, bei den an-
deren aber möglicßerweife nur als Schreiber, allenfalls noch als 3eicßner> aber waßr-
fcßeinlicß nicßt als Maler in Betracht kommen. So muß auch bei dem Berliner Stück,
will man darin die zeicßnerifcße Eigenart Gianbatiftas erkennen, gänzlich daßingeftellt
bleiben, wieweit er für die farbige ßaltung, die ficß ftark jenem im Kunftßandel unter
dem nom de guerre „Rimini“ laufenden unerfreulichen Erzeugniffe Faenzas nähert, ver-
antwortlich zu macßen ift. Möglich, daß das Veronefer Stück von 1563 nocß An-
klänge an Faentiner Malweife aufweift, eine gewiffe Flauheit des Pßotos läßt es faft
vermuten. Stark an Faenza erinnert eine Buckelfcßale der Braunfcßweiger Sammlung
mit einer Galatßea im Spiegel und radial geteilter (Xlölbung, wie fie in der Casa Pirota
und deren Nachfolge, vornehmlich auch in Caftel Durante entftanden. Von den be-
kannten Erzeugniffen diefer Art unterfcßeidet fie ficß in auffallender (Oeife durch den
Verzicßt auf Berettinoglafur und Bemalung der Rückfeite. Es darf daßer angenommen
werden, daß das Stück nicßt meßr in Faenza entftanden ift.
Die Malweife der übrigen bislang feftzuftellenden Arbeiten ftammt zuverläfßg Hießt
aus Faenza. Sie ift aus einer venezianifeßen Cüerkftatt ßerzuleiten, in der Gianbatifta,
wie zwei kleine Celler der württembergifeßen Sammlung zeigen, eine 3eitlang gear-
beitet hat. In diefen beiden Stücken ift einerfeits völlige ülaßrung der zeießnerifeßen
Eigenarten, wie fie in den bezeießneten Arbeiten Gianbatiftas ßervortritt, ebenfo zu be-
merken, wie andererfeits die reftlofe Anpaffung an die in jener ttlerkftatt fonft übliche
Malweife.
Da diefe Botega infolge völligen Mangels an bezeießneten und datierten Arbeiten
zu den am wenigften bekannten, andererfeits aber zu den beften der fpäteren Istoriati-
malerei gehört, fo fei auch über fie hier ein weniges gefagt.
Einer ißrer eßarakteriftifeßen Vertreter findet ficß in der Berliner Sammlung in jenem
kleinen CeHer mit der Darftellung eines Arztes und der Infcßrift auf der Schaufeite
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ßand zu Fjand, fo daß der Cöpfer nicht mit dem 3eid)ner, diefer nid}t mit dem Maler
identifd) zu fein braucht. Diefer Qmftand bedarf der Fjervorßebung wegen der Be-
wertung der Signaturen. Die Gefcßäftsmarke oder ein perfönlicßes 3eicßen wird regel-
mäßig nur der 3ei(t)ner oder jener des Schreibens kundige öCIerkftattgenoffe anbringen,
der eine längere Befcßriftung vorzuneßmen hat. So läßt es ficß beifpielsweife erklären,
daß die wenigen mit der perfönlicßen Marke Oratio Fontanas aus den Jahren 1541
und 1542 verfeßenen Arbeiten in ißrer farbigen Fjaltung keineswegs fämtlicß zu ein-
ander ftimmen. Bei den einen auf der Schaufeite fignierten wird der fcßon von den
3eitgenoffen gefcßäljte Meifter als 3eicßner und vielleicht auch als Maler, bei den an-
deren aber möglicßerweife nur als Schreiber, allenfalls noch als 3eicßner> aber waßr-
fcßeinlicß nicßt als Maler in Betracht kommen. So muß auch bei dem Berliner Stück,
will man darin die zeicßnerifcße Eigenart Gianbatiftas erkennen, gänzlich daßingeftellt
bleiben, wieweit er für die farbige ßaltung, die ficß ftark jenem im Kunftßandel unter
dem nom de guerre „Rimini“ laufenden unerfreulichen Erzeugniffe Faenzas nähert, ver-
antwortlich zu macßen ift. Möglich, daß das Veronefer Stück von 1563 nocß An-
klänge an Faentiner Malweife aufweift, eine gewiffe Flauheit des Pßotos läßt es faft
vermuten. Stark an Faenza erinnert eine Buckelfcßale der Braunfcßweiger Sammlung
mit einer Galatßea im Spiegel und radial geteilter (Xlölbung, wie fie in der Casa Pirota
und deren Nachfolge, vornehmlich auch in Caftel Durante entftanden. Von den be-
kannten Erzeugniffen diefer Art unterfcßeidet fie ficß in auffallender (Oeife durch den
Verzicßt auf Berettinoglafur und Bemalung der Rückfeite. Es darf daßer angenommen
werden, daß das Stück nicßt meßr in Faenza entftanden ift.
Die Malweife der übrigen bislang feftzuftellenden Arbeiten ftammt zuverläfßg Hießt
aus Faenza. Sie ift aus einer venezianifeßen Cüerkftatt ßerzuleiten, in der Gianbatifta,
wie zwei kleine Celler der württembergifeßen Sammlung zeigen, eine 3eitlang gear-
beitet hat. In diefen beiden Stücken ift einerfeits völlige ülaßrung der zeießnerifeßen
Eigenarten, wie fie in den bezeießneten Arbeiten Gianbatiftas ßervortritt, ebenfo zu be-
merken, wie andererfeits die reftlofe Anpaffung an die in jener ttlerkftatt fonft übliche
Malweife.
Da diefe Botega infolge völligen Mangels an bezeießneten und datierten Arbeiten
zu den am wenigften bekannten, andererfeits aber zu den beften der fpäteren Istoriati-
malerei gehört, fo fei auch über fie hier ein weniges gefagt.
Einer ißrer eßarakteriftifeßen Vertreter findet ficß in der Berliner Sammlung in jenem
kleinen CeHer mit der Darftellung eines Arztes und der Infcßrift auf der Schaufeite
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