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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Leonhardt, Karl Friedrich: Gianbatista dale Pale, die Amazonenbotega, und Meister S.: ein Beitrag zur Kenntnis der Istoriatimajoliken
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0563

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die Bezeichnung SFORZA . D . P. 1567 in den Charakteren der PISAVRI-Marke trägt,
fcßeint die Frage nad) Namen und Wirkungskreis des fruchtbaren Meifters einigermaßen
geklärt. Es läßt [ich aber doch noch einiges ergänzend dazu fagen. Es muß auf-
fallen, daß die Arbeiten aus den Jahren 1575 und 76, die in höherem Maße die un-
erfreulichen Kennzeichen einer oberflächlichen Maffenproduktion aufweifen, was ihrer
Fjäußgkeit entfprießt, fid) vorwiegend in folcßen Sammlungen finden, die ßd) fonft ganz
oder nahezu ausfcßließlich aus fpäter Venezianer Ware zufammenfeßen. Nun gibt es in
Braunfchweig einen kleinen üeller, der ßch farbig durchaus der Amazonenbotega ein-
reiht, zeid)nerifch aber mit deren regelmäßigen Erzeugniffen fo wenig verträgt, wie die
beiden Bebenßaufer üeller Gianbatifta dale Pales, die nach Format und Gegenftand der
gleichen Folge angehören könnten, der dagegen den Arbeiten Sforzas fo nahe ftel)t,
daß angenommen werden darf, auch diefer fei hier vorübergehend tätig gewefen. Damit
würde ßd) eine Erklärung für das Ausfeßen der ßgnierenden Tätigkeit Sforzas bieten. Er
hätte alfo Pefaro verlaßen und ßd) wie andere Majolikamaler diefes Ortes nach Venedig
gewandt, und erft nad) jahrelangem verborgenen Arbeiten in fremden Werkftätten mag
es ihm dann hier noch einmal geglückt fein, eine eigene Botega zu erößnen, in der er
die alte Marke wieder aufleben läßt. Und auch feinen eigenen Stil. Denn wenn das,
was wir nun bis in die Mitte der ßebziger Jahre wieder bei ihm ßnden, ßüfßger,
leichtfertiger, oft bis zur Unerträglichkeit oberßäd)lid) geworden ift, fo ßnden wir dod)
nichts, was er ftiliftifd) hinzugelernt haben könnte, überall kommt feine alte Art zum
Durchbruch, in der er mit dem längft begrabenen Nicolo Pellipario zu wetteifern, den
er hie und da auch malerifd) zu kopieren fud)t, ein Mann aus alter 3eit» der ßd) nach
jahrelanger felbftändiger Tätigkeit wohl nur notgedrungen einer fremden Malweife an-
gepaßt hat. Im Gegenfaß zu ihm hat Gianbatifta ßch Wefentlid)es aus der Amazonen-
werkftatt zu eigen gemacht und felbftändig verarbeitet. Daß die Stücke der Braun-
feßweiger und Württemberger Sammlung in Verona entstanden find, muß, wie feßon
angedeutet, bezweifelt werden. Wahrfd)einlid)er fcßeint mir, daß Gianbatifta nad)
kurzer (felbftändiger?) Tätigkeit von dort erft nach Venedig gekommen ift, daß er hier
durch die Amazonenbotega gegangen ift, um dann fein Glück in einer eigenen Werk-
ftatt zu verfud)en, von der uns die bezeichneten Stücke in Braunfchweig und Stuttgart
3eugnis geben, der aber ebenfowenig eine längere Dauer befdßeden gewefen ift, wie
der künftlerifd) ungleich wertvolleren Amazonenbotega.
Ende der fed)ziger Jahre beßerrfeßt die Botega der Kekropstöcßter und wenigftens
für das näcßfte Jahrzehnt der aus ihr hervorgegangene Domenengo Becer nahezu
konkurrenzlos den Venetianer Majolikamarkt.

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