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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Sauerlandt, Max: Ein deutsches Frittenporzellan des 18. Jahrhunderts
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0588

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Ein deutfcßes Frittenporzellan des 18. Jahrhunderts

Mit einer Tafel

Von MAX SAUERLANDT

Vor Jahren1 hat Ernft 3immermann unter diefem Eitel einen wertvollen Bericht über
vier von il)m in dem berühmten Porzellankabinett des Ärnftädter Scßloffes auf-
gefundene kleine Ijenkellofe Eäßcßen mit üntertaffen veröffentlicht, die im Stil der
(ßinefifcßen famille-rose-Porzellane dekoriert und mit der Gabelmarke der Volkftedter
Manufaktur bezeichnet find.
Mit Recht vermutete 31mmermann in diefen verfprengten Einzelftücken Verfucl)serzeug-
niJTe der tßüringifchen Fabrik, über deren Begründer Georg Fjeinrid) Macheleid, einen
der typifcßen Porzellanlaboranten des 18. Jahrhunderts, wir aus den von Elilhelm Stieda
veröffenlichten Äkten hinlänglich unterrid)tet find. Den vier Eaffen fcßloß 3immermann
feinerzeit die in der Dresdner Porzellanfammlung bewahrte Porträtbüfte eines Fürften
mit dem fäcßfifcßen Illappen am Sockel als gleichfalls jlcheres Erzeugnis aus der 3^it
der Vorverfuche der Volkftedter Fabrik an, in der zunächft, da es an Kaolin fehlte,
echtes Porzellan nicht hergeftellt werden konnte.
Eine willkommene Beftätigung für 3immermanns Vermutung bringt nunmehr ein
glattrundes, dreifüßiges, barockgehenkeltes Deckelgefäß aus Frittenmaffe, das kürzlich
von dem FJamburgifcßen Mufeum für Kunft und Gewerbe erworben worden ift, nach-
dem es fid) längere 3^ im Kunßßandel umgetrieben ßatte. Das Stück ift nämlich auf
der abgeflacßten Qnterfeite zwifcßen den Änfäßen der Eaßenfüße außer mit der fenk-
red)t fteßenden Gabel noch mit einem, doch wohl ficher auf Georg FJeinrid) Mackeleid
zu deutenden M in blaffem Manganviolett markiert:

Der in lebhaften, fpiegelnd in die weiche Glafur eingefchmolzenen Farben
flott ausgeführte Dekor fdjließt fiel) im allgemeinen wie der der Eäßcßen im
Ärnftädter Kabinett an den Dekor der eßineßfeßen famille-rose-Porzellane an,
doch unterfeßeidet er fid) in der 3eicßnung im einzelnen durchaus von dem
deckenden Mufter der von 3immermann Ißider nur befeßriebenen, auch von
Graul-Kurzwelly nicht abgebildeten Stücke.


■--—• Die bei unferem Dreifußnapf die Dedtelwölbung und die bauchige Ge-
fäßwandung von einer größeren ßellpurpurnen Mittelblüte aus frei fymmetrifd) über-
fpinnenden, in eine violette und eine gelbe Blüte endigenden Ranken find durchaus
wefteuropäifd) im Gefühl und auch die Farben, befonders das leuchtende Chrom-
gelb und ein tiefes Malachitgrün haben ißren eigenen, den Eon der eßinefifeßen
Porzellanfarben vertiefenden Klang.
Über die Einzelheiten des Dekors gibt die Abbildung hinreichenden Äuffcßluß, die
wir ßier beifügen, weil es fid) um das einzige Gefcßirrftück der offenbar nur ganz
kleinen Gruppe von Verfuchserzeugniffen der Volkftedter Manufaktur handelt, der bis-
her in öffentlichen Befiß übergegangen ift.
3um Schluß gefteße id) mit Befcßämung, daß id) das auch in der goldfd)miedemäßigen
Präzifion feiner Form reizvolle Gefäß vor 13 Jahren fchon einmal in der Fjand gehalten
habe, oßne feine Bedeutung für die Gefd)id)te der deutfeßen Keramik des 18. Jahr-
hunderts zu erkennen. In der Eile eines Scßloßbefucßes habe ich die feßwere, nicht
dureßfeßeinend weid) glafierte Maffe der eben damals feftgeftellten Marke wegen für
Äbtsbeffinger Fayence gehalten und die Marke in meinem Auf faß im Cicerone III (1911)
auf S. 12 — Markentafel 12 — notiert.
1 Monatshefte für Kunßwiffenfcßaft I (1908), S. 300ff.

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