grund; eine bergige Landfd)ap füllt den Fond (H- 3,50 m, L. 3,70 m). Die beiden
letzten Behänge find 3wifd)enfenfterftücke — mit größerer tflaßrfdjeinlicßkeit Fragmente
eines großen Ceppicßs. Putten drehen pd) im Reigen, zwei kleine Burfcßen fdpeppen
fcpwer an einer mächtigen üraube, ein Kater fpaziert liebefcpnurrend auf dem von
Blattwerk überzogenen Gitter (Fj. 3,35 m, L. 1,00 m; H- 3,54 m, L. 1,05 m). Bordüren
find in keinem Falle vorhanden; die Dispoßtion des Wappenfcpildes legt die Vermutung
nahe, daß die Folge nie Räumungen befeffen ßat. Mit der Serie wird ein Bedang in
Verbindung gebracht, der aus der Salting Collection in den Beftand des Londoner
Victoria and Älbert Museum überging1. Er bringt die teilweife Wiedergabe einer
Giulio Romano zugefdjriebenen Sepiazeicßnung — gleichfalls aus der Sammlung Sal-
ting —. Ein Hoheitszeichen, das auf den urfprünglichen Befitjer deutet, ift nicht vor-
handen. Die nahe Verwandtfchaft mit den voraufbefprochenen Behängen ift unver-
kennbar; trotjdem will mir die Gewißheit, daß es fid) um ein Erzeugnis der Kardjer-
feßen Werkftatt handelt, nicht fonderlich geßchert erfcheinen. Insbefondere fpricht die
ßämifche Löfung der Bordüre, die fid) unter der Hand eines Mantuaner Meifters
zweifelsohne anders geftaltet hätte, nicht für die 3ufd)reibung an Ferrara oder Mantua.
Die engen Verbindungen Giulio Romanos mit den führenden Manufakturen Brüffels
denen er in zahlreichen Fällen Bildteppicpentwürfe — aud) Puttenferien — zur Ver-
fügung ftellte, laffen eher an eine Entftepung in einem brabantifchen Atelier denken'2.
Eine in der Gefamtanordnung ftark abweichende Puttenferie im Dome zu Mailand,
die pch in ihrer Gliederung — die kleinen Burfchen treiben auf einer fd)weren Frud)t-
girlande ihr heiteres Spiel — mehr dem bekannten „Schlafzimmer Leos X.“ an-
fd)ließt, das nach den Entwürfen Giovanni da Udines in der Brüffeler Werkftatt des
Pieter van Äelft nach 1520 entftand3, trägt gleichfalls das Wappen der Gonzaga, über-
höht von der offenen Krone (Äbb. 4). Crotj des Hoheitszeichens fpricht die größere
Wahrf<heinlid)keit für die Entfteßung in der, in weit bedeutfamerem Maße ausgebauten
Manufaktur der Karcßer zu Ferrara. Das gleiche gilt von der Mofesfolge (8 Be-
hänge), die als Gefcßenk des Herzogs Guglielmo Gonzaga (1550—1573) in den Befits
des Kardinals Karl Borromäus überging und gleichfalls zu dem Beftande der Mai-
länder Kathedrale zählt (Äbb. 5, 6).
Mit dem Code Nikolaus Karchers fcheint die Bildwirkerei in Mantua erlofchen zu
fein. 1569 reift Giorgio Pietro della Sala zum Wandteppicheinkauf nach Mailand.
Ippolito Ändreafi wird 1579 mit dem Entwurf einer nicht näher bezeichneten Serie be-
traut, die Durchführung vermittelt der Venetianer Jude Salomone Levi. 1586 fteht der
Venetianer Bildwirker Bartolomeo del Calice mit dem Mantuaner Hofe zwecks Über-
nahme von fünf nicht näher benannten Wandteppichen in fd)rißlichen Verhandlungen*.
Die Belege, die pch noch erweitern laffen, beweifen zur Genüge, daß Mantua als Fabri-
kationsort endgültig ausgefdpeden ift. Es liegt nicht der geringfte Beweis vor, die nicht unin-
tereffante Heilandsfolge, die Patricolo in einem kurzen Äuffape behandelt, einer eingefef-
fenen Manufaktur zuzufchreiben5, ebenfowenig ift mit Gewißheit Ändreafi als Patronen-
maler feftzuftellen. Stiper ift Francesco Gonzaga, Bifchof von Mantua; die Schenkungs-
urkunde datiert vom 18. März 1599. Die Folge ift noch vollftändig im Schatje der
Kathedrale erhalten geblieben. Sie umfaßt vier große Behänge — Chrifti Himmelfahrt,
der Äuferftandene erfcheint den Äpofteln, Ausgießung des Heiligen Geiftes, Verklärung
— und zwei fcßmale — die vier Schutzheiligen S. Änfelmo, der Äpoftel Paulus, S. Ber-
1 A. F. Kendrick, Catalogue of Capestries. London 1914, S.63p.
1 Abbildung s. in H> Göbel, töandteppicbe. I. Ceil, 2. Band, Nr. 101.
1 H- Göbel, a. a. O. 1. Ceil, l.Band, S. 136, 313.
2 Schreiben vom 20. XII. 1586. „Quanto alla piezzaria che l'Ä. S.S. ricerche da M.ro Alessandro,
pamengo egli mi responde d)e in Mantova non ha che dare per tal prezzo ma d)e in Venetia le
fara molto volontiero“. (A. Bertolotti, a. a. O )
3 Acbüle Patricolo, Gli arazzi del Duomo di Mantova in: Rassegna d’Arte 1904, S. 119ff.
595
letzten Behänge find 3wifd)enfenfterftücke — mit größerer tflaßrfdjeinlicßkeit Fragmente
eines großen Ceppicßs. Putten drehen pd) im Reigen, zwei kleine Burfcßen fdpeppen
fcpwer an einer mächtigen üraube, ein Kater fpaziert liebefcpnurrend auf dem von
Blattwerk überzogenen Gitter (Fj. 3,35 m, L. 1,00 m; H- 3,54 m, L. 1,05 m). Bordüren
find in keinem Falle vorhanden; die Dispoßtion des Wappenfcpildes legt die Vermutung
nahe, daß die Folge nie Räumungen befeffen ßat. Mit der Serie wird ein Bedang in
Verbindung gebracht, der aus der Salting Collection in den Beftand des Londoner
Victoria and Älbert Museum überging1. Er bringt die teilweife Wiedergabe einer
Giulio Romano zugefdjriebenen Sepiazeicßnung — gleichfalls aus der Sammlung Sal-
ting —. Ein Hoheitszeichen, das auf den urfprünglichen Befitjer deutet, ift nicht vor-
handen. Die nahe Verwandtfchaft mit den voraufbefprochenen Behängen ift unver-
kennbar; trotjdem will mir die Gewißheit, daß es fid) um ein Erzeugnis der Kardjer-
feßen Werkftatt handelt, nicht fonderlich geßchert erfcheinen. Insbefondere fpricht die
ßämifche Löfung der Bordüre, die fid) unter der Hand eines Mantuaner Meifters
zweifelsohne anders geftaltet hätte, nicht für die 3ufd)reibung an Ferrara oder Mantua.
Die engen Verbindungen Giulio Romanos mit den führenden Manufakturen Brüffels
denen er in zahlreichen Fällen Bildteppicpentwürfe — aud) Puttenferien — zur Ver-
fügung ftellte, laffen eher an eine Entftepung in einem brabantifchen Atelier denken'2.
Eine in der Gefamtanordnung ftark abweichende Puttenferie im Dome zu Mailand,
die pch in ihrer Gliederung — die kleinen Burfchen treiben auf einer fd)weren Frud)t-
girlande ihr heiteres Spiel — mehr dem bekannten „Schlafzimmer Leos X.“ an-
fd)ließt, das nach den Entwürfen Giovanni da Udines in der Brüffeler Werkftatt des
Pieter van Äelft nach 1520 entftand3, trägt gleichfalls das Wappen der Gonzaga, über-
höht von der offenen Krone (Äbb. 4). Crotj des Hoheitszeichens fpricht die größere
Wahrf<heinlid)keit für die Entfteßung in der, in weit bedeutfamerem Maße ausgebauten
Manufaktur der Karcßer zu Ferrara. Das gleiche gilt von der Mofesfolge (8 Be-
hänge), die als Gefcßenk des Herzogs Guglielmo Gonzaga (1550—1573) in den Befits
des Kardinals Karl Borromäus überging und gleichfalls zu dem Beftande der Mai-
länder Kathedrale zählt (Äbb. 5, 6).
Mit dem Code Nikolaus Karchers fcheint die Bildwirkerei in Mantua erlofchen zu
fein. 1569 reift Giorgio Pietro della Sala zum Wandteppicheinkauf nach Mailand.
Ippolito Ändreafi wird 1579 mit dem Entwurf einer nicht näher bezeichneten Serie be-
traut, die Durchführung vermittelt der Venetianer Jude Salomone Levi. 1586 fteht der
Venetianer Bildwirker Bartolomeo del Calice mit dem Mantuaner Hofe zwecks Über-
nahme von fünf nicht näher benannten Wandteppichen in fd)rißlichen Verhandlungen*.
Die Belege, die pch noch erweitern laffen, beweifen zur Genüge, daß Mantua als Fabri-
kationsort endgültig ausgefdpeden ift. Es liegt nicht der geringfte Beweis vor, die nicht unin-
tereffante Heilandsfolge, die Patricolo in einem kurzen Äuffape behandelt, einer eingefef-
fenen Manufaktur zuzufchreiben5, ebenfowenig ift mit Gewißheit Ändreafi als Patronen-
maler feftzuftellen. Stiper ift Francesco Gonzaga, Bifchof von Mantua; die Schenkungs-
urkunde datiert vom 18. März 1599. Die Folge ift noch vollftändig im Schatje der
Kathedrale erhalten geblieben. Sie umfaßt vier große Behänge — Chrifti Himmelfahrt,
der Äuferftandene erfcheint den Äpofteln, Ausgießung des Heiligen Geiftes, Verklärung
— und zwei fcßmale — die vier Schutzheiligen S. Änfelmo, der Äpoftel Paulus, S. Ber-
1 A. F. Kendrick, Catalogue of Capestries. London 1914, S.63p.
1 Abbildung s. in H> Göbel, töandteppicbe. I. Ceil, 2. Band, Nr. 101.
1 H- Göbel, a. a. O. 1. Ceil, l.Band, S. 136, 313.
2 Schreiben vom 20. XII. 1586. „Quanto alla piezzaria che l'Ä. S.S. ricerche da M.ro Alessandro,
pamengo egli mi responde d)e in Mantova non ha che dare per tal prezzo ma d)e in Venetia le
fara molto volontiero“. (A. Bertolotti, a. a. O )
3 Acbüle Patricolo, Gli arazzi del Duomo di Mantova in: Rassegna d’Arte 1904, S. 119ff.
595