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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0655

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DIE ZEIT UND DER MARKT

Sammlungen
Brüffel
Qnter den Neuankäufen, die das Mufeum
für moderne Kunft in leister 3eit vornabm,
muß an erfter Stelle das große Gemälde „Frauen
aus dem Amfterdamer Jordaan“ von CÜ.Breitner
erwähnt werden. Von James Enfor erwarb
das Mufeum eins der frübeften merke des Ma-
lers: „Koblköpfe“. Enfor malte es mit knapp
20 Jahren. Von allen lebenden Malern ißt er
im Brüffeler Mufeum am reicbbaltigften vertreten.
Von Georges Latinis erwarb das Mufeum das
Bild „Pflaumentorte“, nachdem diefes auf einer
großen Anzahl Ausheilungen Bewunderung ge-
weckt batte. Freunde des unlängft geftorbenen
Marcel Jefferys febenkten dem Mufeum eine
franzöfifdje Landfdjaft von deffen Fjand. Jefferys
gehört mit Enfor zu den gefebeiteften und fein-
fübligften belgifcben Impref|loniften. Am meiften
kennzeichnend für ihn ßind feine Blumenftilleben.
p. Fj.
Hannover
Das Provinzial-Mufeum erwarb kürzlich
aus der Galerie Matthiefen, Berlin, Blecbens
„Badende im Park des Grafen Graziani bei Cerni“.
Das Gemälde weicht von dem bekannten Bilde
der Berliner Nationalgalerie nur durch eine 3u-
fammenziebung der Kompofition in die Vertikale
ab. Das Breitenmaß ift dementfpreebend etwas
kleiner.
N ürnberg
Durd) das Entgegenkommen der Kircbenver-
waltungen von St. Lorenz und St. Sebald ßmd
zur 3Git im ehemaligen Koftümfaal des Ger-
manifeben Mufeums die im Beptje diefer
beiden Kirchen befindlichen Gobelins aus den
3eiten der Gotik und der beginnenden Renaif-
fance ausgeftellt. Es wird hierdurch Gelegen-
heit geboten, diefe einzigartigen Schäle in ihrer
Gefamtbeit zu ftudieren und einen 3weig der
Nürnberger Kunft kennenzulernen, der durch den
faßt gänzlichen Verluft der Fresken bisher fo gut
wie unbekannt geblieben ift: die Monumental-
maleiei der erften Fjälfte des 15. Jahrhunderts.
Rotterdam
Dem Mufeum Boymans wurde die Samm-
lung A. J. Domela Nieuwenbuis, über deren
Schenkung im Cicerone bereits früher berichtet
wurde, am 31. Mai feierlich übergeben. Die
Sammlung, zu deren Aufhellung das gefamte
Mufeumsgebäude vonnöten wäre, kann dem
Publikum in zwei befonderen Sälen nur etappen-
weife vorgeführt werden. Die Lücken, die im
Grapbifcben Kabinett des Mufeums durch den
Brand von 1864 geriffen wurden, find durch die
Schenkung vollkommen ausgefüllt; die Kollektion
Nieuwenbuis umfaßt allein an FJolzfcbnitten 3000.
Die Eröffnungsrede hielt der Kultusminifter. Fj.

Ulm
Das Mufeum erwarb bei Golb in München
eine größere Anzahl grapbifeber Blätter von Co-
rintb und Kokofdjka. Es erhielt das für die Ge-
fchichte der Ülmer Miniaturmalerei wichtige
„Fundenbuch“ des Spitals zur Ausheilung.
Ausftellungen
Große Berliner Kunft-
ausftellung 1924
Die febaurige Öde der Glashallen am Lehrter
Bahnhof ift diesmal durch eine an diefer Stelle
fchon ganz ungewohnte Sorgfalt der äußeren
Verrichtung ziemlich überwunden worden, der
ein allgemein fpürbarer ttlille zur nicht wahllos
bingeftapelten, fondern felbßtkritißcben und über-
f (baubaren, zur attraktiven und beberrfebten
Ausftellung entfpriebt. Es zeigt ficb. daß die
hohen, kahlen Säle fogar ihren befonderen Vor-
zug der Neutralität haben und febr fachlich auf
die tüerke einftellen. ürfprünglicb beftand die
Abßcbt, in diefem Sommer alle Gruppen und
Richtungen unter einen Vut zu bringen und eine
wirklich repräfentative Schau zu machen. Dann
aber begann das Abfpringen, fo daß fcbließlicb
wieder die paradox bewährte Konftellation her-
auskam, die zwanzig Säle zwifeben dem kon-
fervativ gerichteten „Verein Berliner Künft-
ler“ und der extrem fortfchrittlichen „Novem-
bergruppe“ repartiert, um durch eine retrofpek-
tive Ausjiellung arebitektonifeber 3eicbnungen
und Modelle, veranftaltet vom „Bund deut-
feber Architekten“, etwas wie ein Bindeglied
einzufcbalten. Da aber auf der einen Seite das
noch allzu Experimentelle, auf der anderen das
völlig Äbgedrofcbene diesmal auf ein Minimum
reduziert worden ift. fo vertragen (Ich die Gegen-
fätje einigermaßen gut, d. h- jede Seite beßebt
in und für pcb, ohne doch geradezu von den
Provokationen der Antipoden zu leben. Eine
folche 3ufallskombination bleibt freilich unbe-
friedigend, hat aber mindeftens den pädagogi-
schen Vorzug, eine große 3abl von Befuchern
mit dem Neuen zu konfrontieren, das ßie fon|t
zu erreichen und zu irritieren (darauf kommt es
nämlich an) wenig Gelegenheit hätte.
Freilich ändert die Anerkennung eines durch
Sichtung und Begrenzung eingehaltenen Nivt aus
bei den mehr konventionell Gepnnten nichts an
derEatfache, daß geißtiges (Dagnis, feböpferifebe
Energie, gefcbichtsbildende Bedeutung durchaus
nur bei den Künftlern der „Novembergruppe“
zu finden find, die ja nicht unbedingt gefchloffen
in der Intention erfebeint, aber um fo lebendiger,
farbenreicher wirkt und mit gar nicht febr vielen
Objekten in nur vier Sälen alle fürwiljigen Ne-
krologe Lügen (traft, üleniger denn je geht es
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