nur gelangt zum lebendigen Klert der Kunft, die meßr ift als bloß äußerliches Können;
der Schauende ßat pcß vom Reizwert des einzelnen Dinges losgemacßt und dringt in die
anfcßaulicße Erkenntnis von der Ärt des Nebeneinanderfeins in der fießtbaren Kielt, in
die intuitive Erfaffung und Darftellung ißres Kiefens! — Diefe langfame Fortentwick-
lung oder Auswicklung legt die Frage naße, ob nießt eine glückließ fortfeßreitende
geiftige Entwicklung eine Malerei ßervorbringen muß, die der ißr immer meßr zu eigen
gewordenen Kielt der Dinge immer freier gegenübertritt und dem Äuge einen für die
ßeutigen Begriffe rein ornamentalen Scßmuck von nießt meßr abfcßätjbarer innerer Be-
deutung bietet.“
Voll Vorgefüßl find aueß einige weitere Stellen in der „Neuen Malerei“, die die
Verwandtfcßaft von Stufe I und IV andeuten (S. 94), die Überwindung der realiftifeßen
Perfpektive am Beifpiel Ägyptens und Cßinas aufzeigen (S. 82) und von der „rätfel-
ßaften, wecßfelvollen und unbefriedigenden Natur um uns“ ausfagen, daß fie uns zwar
„zuvor zum unendlicßen Stoff unferer Caten beftimmt ift — daß fie aber durch-
brochen werden muß von denen, die ßeute zum Bewußtfein ißrer Vollkraft, zum Voll-
bewußtfein ißres Selbft gelangen wollen“ (S. 56).
Klie Nie^fcße, deffen „gigantifcß perverfes Ärtiftentum“ und dogmatifcß feßiefe, trü-
gerifcß fcßillernde Scßlagworte kraftvoll zu bekämpfen Czapek als einer der erften den
Mut fand, auf den Namen eines „Änti-Cßriften“ Klert legte, fo darf Czapek nießt nur
als Kunfttßeoretiker und Pßilofopß, fondern auch als Künftler auf den Namen eines
Änti-Realiften Änfprucß erßeben. Denn aueß die künftlerifcße Entwicklung Czapeks
ftellt eine waeßfende Befreiung aus den realiftifeßen Hemmungen der Leßrjaßre dar.
Naturaliftifcße und neoimpreffioniftifcße Klerke der Anfangszeit werden zwifeßen 1910
und 1914 dureß tranfzendent gerichtete Kompofitionen abgelöft, wozu u. a. eßinepfeße
Motive wertvolle Anregung gaben, fo auf den Bildern „Lao üfe“, „Verßeißung“,
„Kummerlied“ (Litaipo), „Mondfaßrt“. Derfelben 3eit entftammen Stücke wie „Jefter
und Lie“, „Mignons üanz“, „Parcivals Blumenmädchen“, „Pendelfcßlag“. Der expref-
poniftifeßen Ärt näßern pcß die 1915 und 1916 entftandenen Klerke, z. B. „Dom am
ßafen“, „Nacßtftück“, „Nebelland“; der Cransparenzwirkung angenäßert find Kompofi-
tionen der Jaßre 1917 und 1918 (Allgegenwart; Mariae Verkündigung; Blifeftraßl und
Lilie; Äbendglocken; Frauenbad; Verfpottung Cßrifti; Golgatßa).
1919/20 entfteßt die erfte grapßifcße Fjauptferie: F>eimfendung, Jagd, Gebet, Joßannes
üauler, Dreikönige I, Kleg zum Ließt, Lefete Stunde; 1921 folgt die zweite grapßifcße
Serie: Dreikönige II, Bergpredigt, Kreuzestod, Erlöfung. Aueß einige Ölbilder (Regen-
bogen; Einpedler und ßindin) find für 1921 zu nennen. Für 1922 gewinnen Miniatur-
bilder (Öl auf Gold) und Buntpapierfcßnitte, für 1923 einige Madonnendarftellungen
von außerordentlicher Scßönßeit der Farbe Bedeutung. — Auf Aufteilungen trat Czapek
bisßer wenig ßervor (1907 in der Berliner Sezefpon, 1916 im Salon Goltj in München;
Juryfreie Berlin 1921, große Kunftausftellung Düffeldorf 1921 und 1922, Separataus-
ftellung Klürzburg 1923).
Die künftlerifcße Eigenart Czapeks erßellt aus den dem Äuffatj beigegebenen Ab-
bildungen; der erlefene Stimmungswert der in Cempera ausgefüßrten farbigen Keile
der Kompofition kann freilich nur geaßnt werden, fo etwa auf dem Bild „Mond und
Fifcßer“, wo pcß die ßarmonifeße Spracße der Linien mit den Farbenklängen Kleißgelb,
Rofa, Scßwarz- und Dämmerblau zu einer märcßenßaften, zeitfernen Klirkung zu-
fammenfcßließt und der Verzicht auf grobrealiftifcße Deutlichkeit und aufdringliche Per-
fpektive als Kloßltat empfunden wird. Von reicher Pßantafie zeugt aueß die Kompo-
ption „Gelber Berg“ mit den pßantaftifcß vorüberßufeßenden Figuren zweier feßwarzer
Reiter, die die monumentale ünverrückbarkeit des Bergmafpvs zum Bewußtfein bringen,
immer wieder aufs neue die önruße des Vordergrundes fteigern. Das „Nacßtftück“,
in der Kriegszeit entftanden, wirkt wie der Inbegriff aller Verlaffenßeit: eine verßärmte
Mädcßengeftalt verpnkt in der aufdringlichen Maffe eines Sofas. Einzelne reaüßifd)
750
der Schauende ßat pcß vom Reizwert des einzelnen Dinges losgemacßt und dringt in die
anfcßaulicße Erkenntnis von der Ärt des Nebeneinanderfeins in der fießtbaren Kielt, in
die intuitive Erfaffung und Darftellung ißres Kiefens! — Diefe langfame Fortentwick-
lung oder Auswicklung legt die Frage naße, ob nießt eine glückließ fortfeßreitende
geiftige Entwicklung eine Malerei ßervorbringen muß, die der ißr immer meßr zu eigen
gewordenen Kielt der Dinge immer freier gegenübertritt und dem Äuge einen für die
ßeutigen Begriffe rein ornamentalen Scßmuck von nießt meßr abfcßätjbarer innerer Be-
deutung bietet.“
Voll Vorgefüßl find aueß einige weitere Stellen in der „Neuen Malerei“, die die
Verwandtfcßaft von Stufe I und IV andeuten (S. 94), die Überwindung der realiftifeßen
Perfpektive am Beifpiel Ägyptens und Cßinas aufzeigen (S. 82) und von der „rätfel-
ßaften, wecßfelvollen und unbefriedigenden Natur um uns“ ausfagen, daß fie uns zwar
„zuvor zum unendlicßen Stoff unferer Caten beftimmt ift — daß fie aber durch-
brochen werden muß von denen, die ßeute zum Bewußtfein ißrer Vollkraft, zum Voll-
bewußtfein ißres Selbft gelangen wollen“ (S. 56).
Klie Nie^fcße, deffen „gigantifcß perverfes Ärtiftentum“ und dogmatifcß feßiefe, trü-
gerifcß fcßillernde Scßlagworte kraftvoll zu bekämpfen Czapek als einer der erften den
Mut fand, auf den Namen eines „Änti-Cßriften“ Klert legte, fo darf Czapek nießt nur
als Kunfttßeoretiker und Pßilofopß, fondern auch als Künftler auf den Namen eines
Änti-Realiften Änfprucß erßeben. Denn aueß die künftlerifcße Entwicklung Czapeks
ftellt eine waeßfende Befreiung aus den realiftifeßen Hemmungen der Leßrjaßre dar.
Naturaliftifcße und neoimpreffioniftifcße Klerke der Anfangszeit werden zwifeßen 1910
und 1914 dureß tranfzendent gerichtete Kompofitionen abgelöft, wozu u. a. eßinepfeße
Motive wertvolle Anregung gaben, fo auf den Bildern „Lao üfe“, „Verßeißung“,
„Kummerlied“ (Litaipo), „Mondfaßrt“. Derfelben 3eit entftammen Stücke wie „Jefter
und Lie“, „Mignons üanz“, „Parcivals Blumenmädchen“, „Pendelfcßlag“. Der expref-
poniftifeßen Ärt näßern pcß die 1915 und 1916 entftandenen Klerke, z. B. „Dom am
ßafen“, „Nacßtftück“, „Nebelland“; der Cransparenzwirkung angenäßert find Kompofi-
tionen der Jaßre 1917 und 1918 (Allgegenwart; Mariae Verkündigung; Blifeftraßl und
Lilie; Äbendglocken; Frauenbad; Verfpottung Cßrifti; Golgatßa).
1919/20 entfteßt die erfte grapßifcße Fjauptferie: F>eimfendung, Jagd, Gebet, Joßannes
üauler, Dreikönige I, Kleg zum Ließt, Lefete Stunde; 1921 folgt die zweite grapßifcße
Serie: Dreikönige II, Bergpredigt, Kreuzestod, Erlöfung. Aueß einige Ölbilder (Regen-
bogen; Einpedler und ßindin) find für 1921 zu nennen. Für 1922 gewinnen Miniatur-
bilder (Öl auf Gold) und Buntpapierfcßnitte, für 1923 einige Madonnendarftellungen
von außerordentlicher Scßönßeit der Farbe Bedeutung. — Auf Aufteilungen trat Czapek
bisßer wenig ßervor (1907 in der Berliner Sezefpon, 1916 im Salon Goltj in München;
Juryfreie Berlin 1921, große Kunftausftellung Düffeldorf 1921 und 1922, Separataus-
ftellung Klürzburg 1923).
Die künftlerifcße Eigenart Czapeks erßellt aus den dem Äuffatj beigegebenen Ab-
bildungen; der erlefene Stimmungswert der in Cempera ausgefüßrten farbigen Keile
der Kompofition kann freilich nur geaßnt werden, fo etwa auf dem Bild „Mond und
Fifcßer“, wo pcß die ßarmonifeße Spracße der Linien mit den Farbenklängen Kleißgelb,
Rofa, Scßwarz- und Dämmerblau zu einer märcßenßaften, zeitfernen Klirkung zu-
fammenfcßließt und der Verzicht auf grobrealiftifcße Deutlichkeit und aufdringliche Per-
fpektive als Kloßltat empfunden wird. Von reicher Pßantafie zeugt aueß die Kompo-
ption „Gelber Berg“ mit den pßantaftifcß vorüberßufeßenden Figuren zweier feßwarzer
Reiter, die die monumentale ünverrückbarkeit des Bergmafpvs zum Bewußtfein bringen,
immer wieder aufs neue die önruße des Vordergrundes fteigern. Das „Nacßtftück“,
in der Kriegszeit entftanden, wirkt wie der Inbegriff aller Verlaffenßeit: eine verßärmte
Mädcßengeftalt verpnkt in der aufdringlichen Maffe eines Sofas. Einzelne reaüßifd)
750