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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Martinie, Henri: Pariser Kunstsommer 1924: Ausstellungen Matisse /
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Jean, René: Der Bildhauer Mateo Hernandez
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0788

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in hervorragender UJeife die Reihe gültiger Formen erweitert. In der Skulptur — und
das kann man nicht oft genug fagen — hat er einige der fcpönften tüerke der Mo-
derne ins Leben gerufen. Das pnd fcpöne und dauernde Ruhmestitel.
Die Äusftellung von öüerken von Conftantin Guys (Aquarelle, Sepiamalerei, Cufcp-
zeicpnungen) in der Galerie Druet war [ehr intereffant. Die zahlreichen Blätter in
großer Auswahl ermöglichten ein ernfthaftes CIrteil über das üalent des Künftlers als
Beobachter und Schilderen
Er ift ein unvergleichlicher ßiftoriker der Sitten feiner Seit, infoweit es [ich um die
Sitten der reichen Gefellfcpaft in ihren Vergnügungen und um die Liebe in allen ihren
Abftufungen handelt. Im Gegenfatj zu Degas beobachtet Guys mit UJoplwollen jedes
Scpaufpiel, das pcp ihm bietet; alles, was pcp als Szene für feine 32icpnung darftellt,
begeiftert ihn. Der Moral fteht er unparteiifcp oder vielleicht gleichgültig gegenüber.
Seine perfönlichfte Gabe, fein Stil ift es, auf das Papier alles zu übertragen, was ihn
intereffiert und den Stempel feiner angeborenen Vornehmheit daraufzudrücken, ohne
die Ulaprpeit zu fälfcpen. Auch iß er nicht mehr Modekünftler, wenn er das Leben
der Stuwer und Damen feiner 3^it fcpildert, als wenn er eine Alkovenfzene zeichnet
oder einen Streit zwifcpen Dirnen und Soldaten. In einem wie dem anderen Fall bleibt
er ein wahrhaftiger 3euge, ohne pch von dem, was er peht, beperrfcpen zu laffen.
•Durch diefe Unabhängigkeit in der Beobachtung konnte er vornehme und doch unge-
künftelte Schilderungen geben.
So bleibt das Urteil von Baudelaire über ihn das richtigfte und verftändnisvollfte.
Jedoch fagen wir, daß uns Conftantin Guys mehr der Illuftrator als der Maler des
modernen Lebens ift! Und im Gegenfatj zu Cpeoppile Gautier, der ißn „tiefen Beob-
achter“ und „vollkommenften ßumoriften“ nennt, erfcpeint er uns als ein Reporter,
ein Chronift — glänzend und geiftvoll und dabei von größter (Uahrpeitstreue.

Überf. L. P.

Der Bildbauer Mateo ßernandez

Von RENE JEAN

Mit sechs Abbildungen auf drei Tafeln

nter den franzöpfcpen Künftlern, die regelmäßig in den Parifer Salons ausftellen,


pndet man fepr wenige ausländifcpe Bildhauer. Das kommt wohl daher, daß die

Skulptur, meßr noch als die Malerei, feit der Renaiffance von franzöpfcpen Künftlern
beherrfcßt wurde. Bildhauer erften Ranges pnd immer feiten gewefen. Jede Generation
zählt nur wenige, und es fcpeint, daß Frankreich der klafpfcpe Boden der Bildhauer
geblieben ift, denn ihre Reii)e läuft, um nur von Coten zu reden, ununterbrochen von
den romanifchen Meiftern bis Rodin.
Spanien hatte feit Älonzo Cano keinen Bildner in Stein oder Bronze. Fjeut ift unter
denen, die für die plaftifcpe Kunft begeiftert find, Mateo fjernandez einer der interef-
fanteften, einer der feltenen, die nicht unter unmittelbarem franzöpfcpen Einßuß ftepen.
Er ift in Bejar, nicht weit von Salamanca, geboren, in einer rauhen Gegend, deren
Granitberge bis zu 2750 m aufßeigen. Der Stein ift alfo in gewiffer Uleife von vorn-
herein die Grundlage feiner Geftaltungen gewefen.
Unter allen zeitgenöfpfchen Bildhauern gibt es außer Jofeph Bernard kaum einen,
der in gleichem Maße das Gefüßl für die Verwendung des Steins, für feine Einbeziehung
ins UIerk hat. Die härteften Arten fcprecken Fjernandez nicht, im Gegenteil, pe ziepen
ipn an. Er fcpeint mehr Vergnügen darin zu pnden, Granit, felbft Bafalt, zu bear-
beiten als irgend ein weicheres 'Geftein. Ift auch das Fjolz ipm vertraut, fo glaube
ich doch nicht, daß er je ein Stück Marmor berührt pat. Aber man pat von ipm in
den Salons der Societe Nationale, dem ßerbftfalon und dem der Unabhängigen zapl-

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