Äusftellungen — Von Künftlern und Gelehrten
Einzelnes aus dem „Bauernkrieg“, Blätter zu der
groß gefeßenen „Kriegs“-Folge, eindringliche
Selbßbildniffe und Plakate, zeigt eine Künftlerin
von feltener Konfequenz in der Entwicklung.
In den 90er Jahren in ihrer Formenfprache bis-
weilen von Mund) beeinflußt, von dem ße aud)
die Cechnik ihrer eindrucksvollen IJolzfcßnitte
(das IJerausßolen der Helligkeiten aus dem
P)olz und Steßenlaffen breiter Schwarzflächen)
entlehnt l)at, in manchen Blättern ihrer mitt-
leren 3eit, darunter folchen aus dem „Bauern-
krieg“ („Die Pflüger“, „Losbruch“) von Lieber-
mann, während ßd) im „Kriegs“ -3yklus in der
Gefchloffenheit des ßguralen Aufbaues die nach-
haltige (bis zuletzt anhaltende) Einwirkung Bar-
lachs äußert, hat ße gleichwohl ftets ihre künß-
lerifche Eigenart gewahrt, die ße zu einer Mitt-
lerin zwifchen Naturalismus und Expreffionismus
gemacht hat. Cendenzkünftlerin (von allem An-
fang an) verleiht ße ihrem den Armen und
Bedrückten gewidmeten ttlerk durch ihre Aus-
drucks- und Formkraft allgemeine Gültigkeit.
Cüas ihre früheften, nod) der Periode des Na-
turalismus angehörenden Arbeiten mit ihren
legten verknüpft, was Szenen des Alltags ihre
ergreifende ttlirkung verleiht, iß das ihr inne-
wohnende, mütterlich ftarke Mitgefühl mit der
leidenden Kreatur, das im Verein mit ihrer auf
Großförmigkeit und möglicbfte Vereinfachuug
der Kompofition ausgehenden Geßaltung zur
Qeroißerung des Proletariers führt. P-N.
Wiesbaden
Die Bücherßube am Mufeum-Graphifcße
Kunft bringt aus tüiesbadner Privatbefig eine
Ausftellung des Nürnberger Radierers Johann
Adam Klein (1792 — 1875), die in trefflichen
Exemplaren die beften Arbeiten des Künßlers
enthält, über den an diefer Stelle noch eingehend
berichtet wird.
Außerdem verdient eine Kollektion von Dah-
ier fchell, Mittenwald, Beachtung; Gemälde von
koloriftifchem Reiz bei fehr prägnantem Vortrag
und Radierungen, die durch Formenklarheit des
Aufbaues, befonders in architektonifcben Mo-
tiven und Steigerungsfähigkeit des Ausdrucks
feffeln. * * <h.
*
Am 3. Auguft haben der Naffauifche Kunß-
verein und die ttliesbadener Gefellfchaft
für Bildende Kunft ihre große F)e,hftausßel-
lung eröffnet. Von der Galerie Ernft Arnold,
Dresden, wurde die Ausftellung „Kunß der
Gegenwart“ übernommen und noch erweitert.
Die Kollektion umfaßt Impreffioniften und Ex-
prefßoniften von Max Liebermann bis zu Paul
Klee. — Außerdem zeigt der Verein eine Ge-
mäldekollektion des Frankfurter Malers (Igi Bat-
tenberg und eine große Anzahl von Aquarellen
und Graphiken der Gruppe „Dresdener Kunft-
genoffenfchaft“.
3ürid)
Im Kunßfalon ttlolfsberg wurde am 1. Auguß
mit Dauer bis 15. September eine Ausßellung
bolländifcßer Kunß eröffnet. Etwa 100 Künftler
mit insgesamt 700 Klerken, grapbifcße Blätter,
3eid)nungen und Aquarelle, vermitteln einen um-
faffenden Überblick holländifcher Kunfttendenzen
während den legten 30 Jahren. Der Beteiligung
verfchiedenerholländifchenKünftlervereinigungen
iß es zu verdanken, daß die Ausftellung in diefem
ömfange gezeigt werden kann.
Von Künftlern und Gelehrten
Cßeodore Reinad), der bekannte Parifer
Archäologe und Mitglied der Parifer Akademie
der Infchriften, wurde zum Profeffor für Numis-
matik des Altertums am College de France er-
nannt. — Im Stabe des Britifchen Mufeums
haben in diefem Jahre bereits verfchiedene wich-
tige Änderungen ftattgefunden. Am 9. April iß
nach einerDienfttätigkeit von 41 Jahren Sir Erneß
Klallis Budge, der Kußos der ägyptifcßen und
affyrifchen Abteilung zurückgetreten; am 24. Juli
ünterfekretär Mr. A. R. Dryhurß. Ferner iß
in den legten Cagen Mr. J. A. J. de Villiers,
Vizekuftos der Abteilung für gedruckte Bücher
und Auf feber der Karten fammlung, zurückgetreten.
Am 14. Auguß wird Mr. Ä. KI. Pollar d, Kußos
der gedruckten Bücher, abdanken.
Neue Bücher
W. R. Valentiner, Nicolaes Maes. Mit 75Ab-
bildungen im Text und 68 Tafeln. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart, Berlin u. Leipzig. 1924.
Von Nicolaes Maes ßnd heute ungefähr 500
Gemälde bekannt, von denen der größte Ceil
aus der Spätzeit als begehrter Modemaler ßammt.
Die künftlerifcbe Entwicklung liegt heute ziem-
lich klar vor und iß von Valentiner febr ver-
dienßlicb zufammengeßellt worden. Nachdem
die Darßellung des Kinderfegens in der Lon-
doner National Galerie und eine Reiße anderer
Bilder (Kindergruppe mit einer 3iege, englifcßer
Privatbeßg, badende Knaben, Louvre, Baccßanten-
zug, früher Sammlung Caveris, Brüffel) ßcß als
Früßwerke erkennen ließen, fteßt zu hoffen, daß
im Laufe der Jahre nod) meßr Jugendbilder des
Maes ans Ließt kommen werden, Hofßede de
Groot erwähnt in feinem kritifeßen Verzeichnis
zeßn Gemälde religiöfen Inhaltes, die heute nod)
nicßt wieder nachweisbar ßnd und die zweifel-
los aus der Früßzeit ftammen. Valentiner ver-
fteßt es in fünf knappen, aber treffenden Ab-
feßnitten den Entwicklungsgang des Künßlers
und feine Beziehungen zu Rembrandt, feine Ab-
hängigkeit und feine tlnterfcßiede von dem gro-
ßen Lebrmeifter darzußellen. Maes kam 1640
zu Rembrandt, wo er u. a. feinen Stadtgenoffen
S. v. googftrateri als Scßüler vorfand. Das Hell
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Einzelnes aus dem „Bauernkrieg“, Blätter zu der
groß gefeßenen „Kriegs“-Folge, eindringliche
Selbßbildniffe und Plakate, zeigt eine Künftlerin
von feltener Konfequenz in der Entwicklung.
In den 90er Jahren in ihrer Formenfprache bis-
weilen von Mund) beeinflußt, von dem ße aud)
die Cechnik ihrer eindrucksvollen IJolzfcßnitte
(das IJerausßolen der Helligkeiten aus dem
P)olz und Steßenlaffen breiter Schwarzflächen)
entlehnt l)at, in manchen Blättern ihrer mitt-
leren 3eit, darunter folchen aus dem „Bauern-
krieg“ („Die Pflüger“, „Losbruch“) von Lieber-
mann, während ßd) im „Kriegs“ -3yklus in der
Gefchloffenheit des ßguralen Aufbaues die nach-
haltige (bis zuletzt anhaltende) Einwirkung Bar-
lachs äußert, hat ße gleichwohl ftets ihre künß-
lerifche Eigenart gewahrt, die ße zu einer Mitt-
lerin zwifchen Naturalismus und Expreffionismus
gemacht hat. Cendenzkünftlerin (von allem An-
fang an) verleiht ße ihrem den Armen und
Bedrückten gewidmeten ttlerk durch ihre Aus-
drucks- und Formkraft allgemeine Gültigkeit.
Cüas ihre früheften, nod) der Periode des Na-
turalismus angehörenden Arbeiten mit ihren
legten verknüpft, was Szenen des Alltags ihre
ergreifende ttlirkung verleiht, iß das ihr inne-
wohnende, mütterlich ftarke Mitgefühl mit der
leidenden Kreatur, das im Verein mit ihrer auf
Großförmigkeit und möglicbfte Vereinfachuug
der Kompofition ausgehenden Geßaltung zur
Qeroißerung des Proletariers führt. P-N.
Wiesbaden
Die Bücherßube am Mufeum-Graphifcße
Kunft bringt aus tüiesbadner Privatbefig eine
Ausftellung des Nürnberger Radierers Johann
Adam Klein (1792 — 1875), die in trefflichen
Exemplaren die beften Arbeiten des Künßlers
enthält, über den an diefer Stelle noch eingehend
berichtet wird.
Außerdem verdient eine Kollektion von Dah-
ier fchell, Mittenwald, Beachtung; Gemälde von
koloriftifchem Reiz bei fehr prägnantem Vortrag
und Radierungen, die durch Formenklarheit des
Aufbaues, befonders in architektonifcben Mo-
tiven und Steigerungsfähigkeit des Ausdrucks
feffeln. * * <h.
*
Am 3. Auguft haben der Naffauifche Kunß-
verein und die ttliesbadener Gefellfchaft
für Bildende Kunft ihre große F)e,hftausßel-
lung eröffnet. Von der Galerie Ernft Arnold,
Dresden, wurde die Ausftellung „Kunß der
Gegenwart“ übernommen und noch erweitert.
Die Kollektion umfaßt Impreffioniften und Ex-
prefßoniften von Max Liebermann bis zu Paul
Klee. — Außerdem zeigt der Verein eine Ge-
mäldekollektion des Frankfurter Malers (Igi Bat-
tenberg und eine große Anzahl von Aquarellen
und Graphiken der Gruppe „Dresdener Kunft-
genoffenfchaft“.
3ürid)
Im Kunßfalon ttlolfsberg wurde am 1. Auguß
mit Dauer bis 15. September eine Ausßellung
bolländifcßer Kunß eröffnet. Etwa 100 Künftler
mit insgesamt 700 Klerken, grapbifcße Blätter,
3eid)nungen und Aquarelle, vermitteln einen um-
faffenden Überblick holländifcher Kunfttendenzen
während den legten 30 Jahren. Der Beteiligung
verfchiedenerholländifchenKünftlervereinigungen
iß es zu verdanken, daß die Ausftellung in diefem
ömfange gezeigt werden kann.
Von Künftlern und Gelehrten
Cßeodore Reinad), der bekannte Parifer
Archäologe und Mitglied der Parifer Akademie
der Infchriften, wurde zum Profeffor für Numis-
matik des Altertums am College de France er-
nannt. — Im Stabe des Britifchen Mufeums
haben in diefem Jahre bereits verfchiedene wich-
tige Änderungen ftattgefunden. Am 9. April iß
nach einerDienfttätigkeit von 41 Jahren Sir Erneß
Klallis Budge, der Kußos der ägyptifcßen und
affyrifchen Abteilung zurückgetreten; am 24. Juli
ünterfekretär Mr. A. R. Dryhurß. Ferner iß
in den legten Cagen Mr. J. A. J. de Villiers,
Vizekuftos der Abteilung für gedruckte Bücher
und Auf feber der Karten fammlung, zurückgetreten.
Am 14. Auguß wird Mr. Ä. KI. Pollar d, Kußos
der gedruckten Bücher, abdanken.
Neue Bücher
W. R. Valentiner, Nicolaes Maes. Mit 75Ab-
bildungen im Text und 68 Tafeln. Deutsche
Verlagsanstalt Stuttgart, Berlin u. Leipzig. 1924.
Von Nicolaes Maes ßnd heute ungefähr 500
Gemälde bekannt, von denen der größte Ceil
aus der Spätzeit als begehrter Modemaler ßammt.
Die künftlerifcbe Entwicklung liegt heute ziem-
lich klar vor und iß von Valentiner febr ver-
dienßlicb zufammengeßellt worden. Nachdem
die Darßellung des Kinderfegens in der Lon-
doner National Galerie und eine Reiße anderer
Bilder (Kindergruppe mit einer 3iege, englifcßer
Privatbeßg, badende Knaben, Louvre, Baccßanten-
zug, früher Sammlung Caveris, Brüffel) ßcß als
Früßwerke erkennen ließen, fteßt zu hoffen, daß
im Laufe der Jahre nod) meßr Jugendbilder des
Maes ans Ließt kommen werden, Hofßede de
Groot erwähnt in feinem kritifeßen Verzeichnis
zeßn Gemälde religiöfen Inhaltes, die heute nod)
nicßt wieder nachweisbar ßnd und die zweifel-
los aus der Früßzeit ftammen. Valentiner ver-
fteßt es in fünf knappen, aber treffenden Ab-
feßnitten den Entwicklungsgang des Künßlers
und feine Beziehungen zu Rembrandt, feine Ab-
hängigkeit und feine tlnterfcßiede von dem gro-
ßen Lebrmeifter darzußellen. Maes kam 1640
zu Rembrandt, wo er u. a. feinen Stadtgenoffen
S. v. googftrateri als Scßüler vorfand. Das Hell
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