Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924
Zitieren dieser Seite
Bitte zitieren Sie diese Seite, indem Sie folgende Adresse (URL)/folgende DOI benutzen:
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0837
DOI Artikel:
Kirchner, Joachim: Neue Bilder von Franz Heckendorf
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0837
feiner Palette noch nachwirkend neue Farbennuancen entlocken. Bei diefer Gelegenheit
mag nicht unerwähnt bleiben, daß Fjeckendorf auf feiner Reife nur aquarelliert und
fkizziert hat, und daß die Ausführung in Öl erft im Atelier nach dem Gedächtnis er-
folgte. Gleichwohl bat es der Künftler erreicht, nicht nur das Kiefen des Landfchafts-
djarakters glücklichft zu treffen und die Eigenart der Farben abfolut richtig zu über-
feinen, fondern er vermochte auch örtliche Einzelheiten fo fid)er nach der Kreidefkizze
auszuführen, daß ein Kenner jener Gegenden auf den erften Blick das dargeftellte Motiv
herausfinden wird.
Klas von den farbigen Klirkungen der Landfchaftsbilder gefagt ift, gilt natürlich aud>
von den in den leßten Schaffensjahren entftandenen Blumenftücken, die als Farbenraufcf,.
als Symphonien unendlich mannigfaltiger, lebhaft gefteigerter Farbeindrücke dem Be-
trachter unvergeßlich) bleiben. Gerade im Stilleben zeigt es fid) aufs klarfte, wie feßr
Seckendorfs ganze Natur nach einer koloriftifchen Sättigung im Bilde drängt, und wie
alles, was er malt, nur nod) von dem einem Gefühl durchdrungen ift: in der Farbe
allein ganz fcf felbft zu geben. Man kann nicht fagen, daß der Künftler mit diefer
Verlegung des Schwerpunktes von der Linie zur Farbe nunmehr als ein völlig neuer
und anderer vor uns ftünde. Dem aufmerkfamen Beobadfer feines Klerdeganges find
die Übergänge, die ein Suchen und ein allmähliches Finden des Neuen zeigen, wofl
erkennbar. Die Ausdrucksintenfität der Persönlichkeit hat mit diefer Klandlung nichts
verloren, nur ihre Auswirkungsbafis hat fd) verfd)oben. Der Kraft des linearen Sehens,
ift die Kraft koloriftifd)er Klirkungen gefolgt.
Lovis Corinth.
mag nicht unerwähnt bleiben, daß Fjeckendorf auf feiner Reife nur aquarelliert und
fkizziert hat, und daß die Ausführung in Öl erft im Atelier nach dem Gedächtnis er-
folgte. Gleichwohl bat es der Künftler erreicht, nicht nur das Kiefen des Landfchafts-
djarakters glücklichft zu treffen und die Eigenart der Farben abfolut richtig zu über-
feinen, fondern er vermochte auch örtliche Einzelheiten fo fid)er nach der Kreidefkizze
auszuführen, daß ein Kenner jener Gegenden auf den erften Blick das dargeftellte Motiv
herausfinden wird.
Klas von den farbigen Klirkungen der Landfchaftsbilder gefagt ift, gilt natürlich aud>
von den in den leßten Schaffensjahren entftandenen Blumenftücken, die als Farbenraufcf,.
als Symphonien unendlich mannigfaltiger, lebhaft gefteigerter Farbeindrücke dem Be-
trachter unvergeßlich) bleiben. Gerade im Stilleben zeigt es fid) aufs klarfte, wie feßr
Seckendorfs ganze Natur nach einer koloriftifchen Sättigung im Bilde drängt, und wie
alles, was er malt, nur nod) von dem einem Gefühl durchdrungen ift: in der Farbe
allein ganz fcf felbft zu geben. Man kann nicht fagen, daß der Künftler mit diefer
Verlegung des Schwerpunktes von der Linie zur Farbe nunmehr als ein völlig neuer
und anderer vor uns ftünde. Dem aufmerkfamen Beobadfer feines Klerdeganges find
die Übergänge, die ein Suchen und ein allmähliches Finden des Neuen zeigen, wofl
erkennbar. Die Ausdrucksintenfität der Persönlichkeit hat mit diefer Klandlung nichts
verloren, nur ihre Auswirkungsbafis hat fd) verfd)oben. Der Kraft des linearen Sehens,
ift die Kraft koloriftifd)er Klirkungen gefolgt.
Lovis Corinth.