Ausfüllungen
lität des Stoffes voraus bat und dadurch vor-
züglich geeignet erfcßeint, den mufikalifcben
Grundzug Nauenfeber Malerei zum Ausdruck zu
bringen. Im Gefamtwerk Nauens aber ftellt ein
Feil diefer Arbeiten darum eine wichtige Etappe
dar, weil Nauen fid) in ihnen zum erftenmal mit
den großen malerifcben Aufgaben auseinander-
fetp, welche die Verbindung des Landes mit
weiter (Gafferßäcbe und das (Gaffer felbft in
feinen verfeßiedenen Belichtungen und 3upän-
den in pch fcbließen. (Go diefes neue Erlebnis rein
lyrifcßen Charakters war, hat Nauen es mit dem
ganzen klingenden Reiz und der feinen Kultur
feiner malerifcben Kunft ins Bild zu bringen ge-
wußt. (Go aber ftärkere Bewegung der Elemente
ein dramatifebes Moment einfcßloß, fehlte dem
Künftler die Kraft, der (Gud)t der Erfcßeinung
anders als durch äußerlich patbetifcbe Steigerung
der Mittel zu begegnen.
Ein befonderes Verdienft um die junge Kunft,
der aus der Düffeldorfer Tradition lebhafte
Fjinderniffe erwachfen, hat fid) der „Kunftverein
für die Rheinlande und (Geftfalen“ mit feiner
Campendonk-Ausftellung erworben. Der Maler
hat diefe feine erfte Gefamtausftellung felbft zu-
fammengeftellt; denn erft jetp, nach einem fünf-
jährigen, in größter EinfamkeitvollzogenenKampf
um die Prinzipien feines Schaffens, hält er fein
(Gerk für würdig, der Öffentlichkeit gezeigt zu
werden. Ganz folgerichtig hat Fjeinrid) Cam-
pendonk, Franz Marcs größter Schüler, auf die
Kompofition des Bildes in der Fläche hingear-
beitet; zugleich bindet er mit der gleichen ftren-
gen Gefetpicßkeit den immer reicher variierenden
Farbenzauber feiner Bilder. Innere Notwendig-
keit aber empfängt diefe rein idealiftifcbe Stil-
form von den Gemütsbewegungen, den inneren
Geflehten des Künftlers, die ihre (Gurzein in der
am Rhein von jeher lebendigen Myftik haben.
Daß dabei die Geftaitungszüge jener lyrifchen
Fraumviponen den Charakter des Südfeemilieus
deutlich zur Schau tragen, beweift die innere
Nähe, die Campendonk, wie auch Nauen, zu
weftlicber Malerei befitp. Gnd Campendonk
bat pch, auch darin Nauen ähnlich, gelegentlich,
fo vor allem in feinen Glasbildern, diefer pein-
ture bis zu einem Maße verfchrieben, daß die
Syntbefe innermenfd)licber und künftlerifcber Ele-
mente im (Gerk ihm dort nicht gelingen konnte.
Ebenfo wird man vor einigen feiner Ölbilder
feftzuftellen haben, daß der Rationalismus des
kompoptioneilen Gedankens feine myftifcb-lyri-
febe Gemütsart hemmend befebattet. Doch diefe
Einwendungen können den Eindruck nicht ab-
fdbwächen, daß die rheinifebe Kunft in Campen-
donk und Nauen gegenwärtig ihre pärkpen Ver-
treter befitp und daß beiden eine künftlerifche
Qualität eignet, die pe zu den erften deutfeßen
Malern der Gegenwart Pellt. 5-(G. Keim.
Nachwort des Herausgebers. Inzwifcben
ift aus der Feder des um Düffeldorfs Kunftleben
befonders verdienten (Galter Cohen zur Ein-
führung in die Campendonk - Ausftellung eine
kleine Schrift erfchienen unter dem Eitel „ Cam-
pendonks (Gelt“, die in ihrer überzeugenden
Klarheit allen Freunden junger rbeinifd)er Kunft
fel)r willkommen fein dürfte.
M u n d) e n
Die Grapbifcbe Sammlung (Neue Pinako-
thek) zeigt eine reiche Folge von Aquarellen,
die Georg von Dillis als Begleiter des Kron-
prinzen Ludwig auf Reifen durch Südfrankreich
und Italien 1806—17 anfertigte. Die Folge hinter-
läßt beträchtlichen Eindruck durch die Freue,
mit der Landfcbaften und bedeutungsvolle Bau-
denkmäler wirklich feftgebalten wurden, fo daß
die Blätter noch heute wichtiges Material für
Archäologen und Arcbitekturbißoriker fein dürf-
ten. Darüber hinaus aber offenbaren pe den
weltfrommen Sinn jener 3eit, mit dem groß-
räumig und dabei andächtig im einzelnen ge-
feben wurde. Dillis erreicht allerdings nicht
ganz die männliche Größe des feßeinbar unan-
febnlicberen, abprakteren (G. von Kobell. Er
bleibt etwas eklektifcßer in feinem lyrifchen Fon,
mit dem er die zartere Palette des 18. Jahr-
hunderts mit der gegenftändlichen Gebaltenbeit
feiner eigenen 3eit verbindet, manchmal in mil-
dem, malerifchem Glanze auch ins weitere
19. Jahrhundert vorausweifend.
Von Intereffe waren auch die 3eicßnungen
neuerer Maler, die das Kupferftid) kabinett
gleichzeitig ausftellte, Arbeiten faft durebgeßends
erjter Güte, von Marees, Karl Haider, E. Lugo,
Fhoma, Leibi, 3ügel, Gßde, A. Langhammer,
L. v. Löffg, Steppes, Habermann, (Geishaupt,
Meyer-Bafel, Voellmy, R. Piebfd), Liebermann,
Kollwiß, F. Baer, Becker-Gundahl, Landenberger,
Pankok, Altheim, Boeßle. Befonders beachtens-
wert erfeßeint, wie hier auch manchem fekun-
dären Maler eine herausfallend gute Arbeit ab-
gewonnen wurde, und wie eine folcße 3eicb-
nung manchmal beffer als eine ganze Folge der
Malerei einiger diefer Leute ip.
Der Münchner Kunftverein zeigte zuerft
„Münchner Malerei von 1850—75“, daraufhin
„von 1875 bis zur Jahrhundertwende“. Ein
lockerer Äusfchnitt aus vielfältigen Beftrebungen
jener 3eit gemäßigten Vortrages und einer ma-
lerifcben „Kultur“. Es ift unmöglich, hier die
vielen Namen aufzuzählen, die in verfeßiedenen
Katalogenfepgeßalten wurden. Im großen Ganzen
hat man aber den Eindruck, daß jener 3eit bei
aller Pßege eines guten Fönes, einer ßarmlofen
Natur- und Erzählerfreude, gefcbmackvollen, vor-
ßeßtigen Genußfähigkeit jeder 3ug zur Größe
gefehlt habe, einer Größe, die, wenn pe einmal
auftauchen will, immer wieder in die Verßarm-
jofung verfällt. Mindepens macht dieÄuspel-
lung diefen Eindruck, die freilich nur Ergänzung
derjenigen der Staatsgalerie vorftellt. Von Be-
831
lität des Stoffes voraus bat und dadurch vor-
züglich geeignet erfcßeint, den mufikalifcben
Grundzug Nauenfeber Malerei zum Ausdruck zu
bringen. Im Gefamtwerk Nauens aber ftellt ein
Feil diefer Arbeiten darum eine wichtige Etappe
dar, weil Nauen fid) in ihnen zum erftenmal mit
den großen malerifcben Aufgaben auseinander-
fetp, welche die Verbindung des Landes mit
weiter (Gafferßäcbe und das (Gaffer felbft in
feinen verfeßiedenen Belichtungen und 3upän-
den in pch fcbließen. (Go diefes neue Erlebnis rein
lyrifcßen Charakters war, hat Nauen es mit dem
ganzen klingenden Reiz und der feinen Kultur
feiner malerifcben Kunft ins Bild zu bringen ge-
wußt. (Go aber ftärkere Bewegung der Elemente
ein dramatifebes Moment einfcßloß, fehlte dem
Künftler die Kraft, der (Gud)t der Erfcßeinung
anders als durch äußerlich patbetifcbe Steigerung
der Mittel zu begegnen.
Ein befonderes Verdienft um die junge Kunft,
der aus der Düffeldorfer Tradition lebhafte
Fjinderniffe erwachfen, hat fid) der „Kunftverein
für die Rheinlande und (Geftfalen“ mit feiner
Campendonk-Ausftellung erworben. Der Maler
hat diefe feine erfte Gefamtausftellung felbft zu-
fammengeftellt; denn erft jetp, nach einem fünf-
jährigen, in größter EinfamkeitvollzogenenKampf
um die Prinzipien feines Schaffens, hält er fein
(Gerk für würdig, der Öffentlichkeit gezeigt zu
werden. Ganz folgerichtig hat Fjeinrid) Cam-
pendonk, Franz Marcs größter Schüler, auf die
Kompofition des Bildes in der Fläche hingear-
beitet; zugleich bindet er mit der gleichen ftren-
gen Gefetpicßkeit den immer reicher variierenden
Farbenzauber feiner Bilder. Innere Notwendig-
keit aber empfängt diefe rein idealiftifcbe Stil-
form von den Gemütsbewegungen, den inneren
Geflehten des Künftlers, die ihre (Gurzein in der
am Rhein von jeher lebendigen Myftik haben.
Daß dabei die Geftaitungszüge jener lyrifchen
Fraumviponen den Charakter des Südfeemilieus
deutlich zur Schau tragen, beweift die innere
Nähe, die Campendonk, wie auch Nauen, zu
weftlicber Malerei befitp. Gnd Campendonk
bat pch, auch darin Nauen ähnlich, gelegentlich,
fo vor allem in feinen Glasbildern, diefer pein-
ture bis zu einem Maße verfchrieben, daß die
Syntbefe innermenfd)licber und künftlerifcber Ele-
mente im (Gerk ihm dort nicht gelingen konnte.
Ebenfo wird man vor einigen feiner Ölbilder
feftzuftellen haben, daß der Rationalismus des
kompoptioneilen Gedankens feine myftifcb-lyri-
febe Gemütsart hemmend befebattet. Doch diefe
Einwendungen können den Eindruck nicht ab-
fdbwächen, daß die rheinifebe Kunft in Campen-
donk und Nauen gegenwärtig ihre pärkpen Ver-
treter befitp und daß beiden eine künftlerifche
Qualität eignet, die pe zu den erften deutfeßen
Malern der Gegenwart Pellt. 5-(G. Keim.
Nachwort des Herausgebers. Inzwifcben
ift aus der Feder des um Düffeldorfs Kunftleben
befonders verdienten (Galter Cohen zur Ein-
führung in die Campendonk - Ausftellung eine
kleine Schrift erfchienen unter dem Eitel „ Cam-
pendonks (Gelt“, die in ihrer überzeugenden
Klarheit allen Freunden junger rbeinifd)er Kunft
fel)r willkommen fein dürfte.
M u n d) e n
Die Grapbifcbe Sammlung (Neue Pinako-
thek) zeigt eine reiche Folge von Aquarellen,
die Georg von Dillis als Begleiter des Kron-
prinzen Ludwig auf Reifen durch Südfrankreich
und Italien 1806—17 anfertigte. Die Folge hinter-
läßt beträchtlichen Eindruck durch die Freue,
mit der Landfcbaften und bedeutungsvolle Bau-
denkmäler wirklich feftgebalten wurden, fo daß
die Blätter noch heute wichtiges Material für
Archäologen und Arcbitekturbißoriker fein dürf-
ten. Darüber hinaus aber offenbaren pe den
weltfrommen Sinn jener 3eit, mit dem groß-
räumig und dabei andächtig im einzelnen ge-
feben wurde. Dillis erreicht allerdings nicht
ganz die männliche Größe des feßeinbar unan-
febnlicberen, abprakteren (G. von Kobell. Er
bleibt etwas eklektifcßer in feinem lyrifchen Fon,
mit dem er die zartere Palette des 18. Jahr-
hunderts mit der gegenftändlichen Gebaltenbeit
feiner eigenen 3eit verbindet, manchmal in mil-
dem, malerifchem Glanze auch ins weitere
19. Jahrhundert vorausweifend.
Von Intereffe waren auch die 3eicßnungen
neuerer Maler, die das Kupferftid) kabinett
gleichzeitig ausftellte, Arbeiten faft durebgeßends
erjter Güte, von Marees, Karl Haider, E. Lugo,
Fhoma, Leibi, 3ügel, Gßde, A. Langhammer,
L. v. Löffg, Steppes, Habermann, (Geishaupt,
Meyer-Bafel, Voellmy, R. Piebfd), Liebermann,
Kollwiß, F. Baer, Becker-Gundahl, Landenberger,
Pankok, Altheim, Boeßle. Befonders beachtens-
wert erfeßeint, wie hier auch manchem fekun-
dären Maler eine herausfallend gute Arbeit ab-
gewonnen wurde, und wie eine folcße 3eicb-
nung manchmal beffer als eine ganze Folge der
Malerei einiger diefer Leute ip.
Der Münchner Kunftverein zeigte zuerft
„Münchner Malerei von 1850—75“, daraufhin
„von 1875 bis zur Jahrhundertwende“. Ein
lockerer Äusfchnitt aus vielfältigen Beftrebungen
jener 3eit gemäßigten Vortrages und einer ma-
lerifcben „Kultur“. Es ift unmöglich, hier die
vielen Namen aufzuzählen, die in verfeßiedenen
Katalogenfepgeßalten wurden. Im großen Ganzen
hat man aber den Eindruck, daß jener 3eit bei
aller Pßege eines guten Fönes, einer ßarmlofen
Natur- und Erzählerfreude, gefcbmackvollen, vor-
ßeßtigen Genußfähigkeit jeder 3ug zur Größe
gefehlt habe, einer Größe, die, wenn pe einmal
auftauchen will, immer wieder in die Verßarm-
jofung verfällt. Mindepens macht dieÄuspel-
lung diefen Eindruck, die freilich nur Ergänzung
derjenigen der Staatsgalerie vorftellt. Von Be-
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