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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0907

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Äus ftellungen

St. Peter in Kärnten
In St. Peter im Holz (in der Nähe von Spit-
tal a. d. Drau), der Stätte der römifcben Siede-
lung Ceurnia, wurde ein Mufeum römifcher und
frübcbriftlicber Altertümer eröffnet. Die Frucht
feit 1910 unter der Leitung Prof. R. Eggers
durd)gefübrter Grabungen. Ihr bemerkenswer-
teftes Ergebnis bedeutete die Bloßlegung der
mit Vorhalle, Umgang, Seitenkapellen und zwei
Äppden verfetyenen, einfd)iffigen Friedbofsbap-
lika (aus dem 5. Jahrhundert), deren wefentlicb
jüngeres Fußbodenmofaik in feiner Befcbränkung
auf Cierdarßellungen den ftarken Einßuß öß-
lid)er, bi!dnisfeindlid)er Änfcbauungsweife be-
kundet (vgl. R. Egger, Frübcbriftlicbe Kird)en-
bauten im füdlicben Norikum. Älfred Holder.
tUien 1916). P.-N.
Bodjum
Die Städtifd)e Gemäldegalerie, deren
Räume infolge des Einbruchs der Franzofen und der
Befcblagnabme ßädtifcber Verwaltungsgebäude
feit Juni vorigen Jahres für Verwaltungszwecke
hatten in Änfprucb genommen werden müffen,
iß nunmehr nach dem Abbau der ßädtifcben Ver-
waltung wieder eröffnet worden. Da die Räu-
mung fcbneller erfolgte, als erwartet worden war,
fo konnte keine gefcbloffene Äusftellung vor-
bereitet, fondern nur eine fcbnell bereitgeftellte
Sammlung Münchner Bilder gezeigt werden. Be-
fonderes Intereffe verdient aus den eigenen Be-
ftänden der Neuerwerb an Äldegrever-Sticben,
der die vorhandene Sammlung erfreulich ergänzt,
und an verfcbiedenen Kleinmeiftern. Die Leitung
der Galerie hat wieder Dr. Reiche in Barmen
übernommen.
Karlsruhe
Ein bisher unbekanntes Gemälde von 5ans
Baidung Grien wurde von der Badifcben
Kunftballe erworben. Es handelt pcb um eine
Darpeilung des „ungleichen Liebespaares“; das
Bild ift bezeichnet und 1528 datiert. Die Samm-
lung von Bildern des Fjans Baidung in der Ba-
difcben Kunftballe hat durch diefe Neuerwerbung
eine glückliche Bereicherung erfahren.
3ürid)
Im April diefes Jahres iß im Südßügel des
von Uemper erbauten Gebäudes des Polytech-
nikums in fcbönen neuhergerichteten Räumen
die Kupferftich- und Fjandzeicbnungs-Sammlung
der Eidgenöfpfcben Uecbnifcben Hocbfcbule neu
eröffnet und durch tägliche Benutzungsmöglicb-
keit fowie durch einen regelrechten Lefefaal-
dienft auch einem weitern Publikum von Kunft-
freunden zugänglich gemacht worden. Äußer
einem geräumigen Studienfaal mit über 40 Ar-
beitsplänen, um den das Inftitut von mancher
Univerfitätsbibliotbek beneidet werden könnte,
und den in einer Flucht liegenden hellen Äus-

ßellungsräumen, die eine Gefamtfcbau der Gra-
phik birgt, beptß das Inftitut ein Katalog- und
Sitzungszimmer, Räume für den Konfervator und
den Äfpftenten, eine Buchbinderei ufw., kurzum
es iß hier von den Behörden einmal ganze Ar-
beit geleiftet worden und alle die Bedingungen
pnd erfüllt, welche für die Entwicklung eines
folchen Inßitutes ausfcblaggebend find. Die
Sammlung, welche Kupferpiche, FJandzeich-
nungen, Reproduktionswerke, Photographien und
eine gut ausgeftattete Handbibliothek umfaßt,
ift fchon feit langem den in- und ausländifcben
Kunftfreunden bekannt und dürfte zu den größ-
ten der Schweiz gehören. Die Leitung des In-
ftitutes liegt in den Händen des lange Jahre in
der Bibiiotbek des Berliner Kunßgewerbe-
mufeums tätig gewefenen und als Erforfcher
der franzöpfcben Architektur des Mittelalters
bekannten Basler Gelehrten Dr. Rud. Bernoulli,
der es in der kurzen 3eit feiner Cätigkeit ver-
ßanden hat, nicht nur eine den modernen An-
forderungen entfprecbende mußergültige Äuf-
ßellung und Anordnung der Sammlungsbeftände
durchzuführen, fondern der auch den Katalog
einer gründlichen Durcbßcbt und Revipon unter-
zogen hat, deren Früchte pcb in der erleich-
terten Benutzbarkeit der Sammlungen zeigen.
Die Eröffnungsausftellung, in welcher in über-
pchtlicher 3ufammenftellung die Meißerwerke
der Graphik in den lebten vier Jahrhunderten
vereinigt worden pnd, bedeutet einen ver-
heißungsvollen Auftakt für künftige Cätigkeit
und läßt die Hoffnung als berechtigt erfcbeinen,
daß die fdbweizerifcben Kunftkreife von dem
neuen Konfervator, der in der kurzen 3eit To
vieles geleiftet hat, Bedeutendes erwarten dürfen.
Bodmer.
Anstellungen
Bafel / Erße fchweizerifcbe Äusftellung
für chriftlicbe Kunß
Die Basler Kunftballe, die gegenwärtig zu
einer großen Gedäcbtnisausftellung für den früb-
verftorbenen Bildhauer Carl Burckbardt rüftet
und das Gewerbemufeum faben nach einer
längeren Äusftellungspaufe in den Monaten Juli
und Äuguft die erfte fchweizerifche Äus-
ftellung für cbrißliche Kunß. — töie über-
all, haben auch in der Schweiz die kirchlichen
Kreife beider Konfefponen der neuzeitlichen
Kunßbewegung nur wenig Beachtung gefchenkt.
Nirgends ßeben pcb Kunft und Publikum fo
fremd gegenüber wie gerade hier. Und doch
iß nirgends Belebung und Äuffrifcbung fo
dringend notwendig wie in der gefamten Kunft-
übung, die mit dem Gottesdienft zufammen-
hängt, wenn pe nicht an Erftarrung und Blut-
leere völlig zugrunde gehen foll. Das Gefühl,
daß man pch dem Leben nicht mehr ganz ent-

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