Verfdtjiedenes — Der Kunftmarkt
Jahresberichte der öffentlichen Kunft-
fammlung Bafel.
G.Dehio, Gefd)ichte der deutfchen Kunft.
3. Bd. 1. Geil.
Glalter de Gruyter & Co., Berlin.
Künftle, Die Kunft des Klofters Reichenau.
Verlag Ijerder & Co., Freiburg.
Les Ärts de la Maison 1924. Edit. Albert
Morance, Paris.
Verfd)iedenes
Berliner Sommer-Äufregungen
denn diefe F)efte es auch vermeiden, bloßen
Gagesftreit weiterzutragen, fo berührt die 3ei-
tungsfehde zwifchen Jufti, dem Leiter der Na-
tionalgalerie, undLiebermann, demPräfidenten
der preußifchen Hkademie der Künfte, die all-
gemeinen Intereffen denn doch zu empfindlich,
um einfach ftillfchweigend hingOTommen werden
zu können. Es war keineswegs herzerhebend,
in wie ungezügeltem Gon an allerungeeignetfter
Stelle die beiden hochverdienten Männer ein-
ander angefeindet haben. Vielleicht ift ihnen
felbft etwas bedenklich zumute geworden, als
dann prompt die kleinen Stänker aus den Ecken
gekrochen kamen, um fo unfachlich wie möglich
kläffend ihr Mütchen zu kühlen. Jufti hat den
erften Äusfall getan; und man kann nicht um-
hin, pch zu fragen, ob er feine heftigen Vor-
würfe gegen den Präfidenten eines Rats, in dem
er felbft Sit* und Stimme hat, wirklich vor die
plattefte Öffentlichkeit fd)ütten mußte. Aber es
ift ihm zugute zu halten, daß er fiel) fchwer durch
den Verfuch Liebermanns bedroht fühlen konnte,
dem Direktor der Nationalgalerie eine ihn abfolut
kalt peilende Kommiffion vor die Nafe zu fetten
und ihn praktißh unter die Botmäßigkeit der
Hkademie zu zwingen. Man hat diefe auf Dis-
kreditierung Juftis gerichtete, die fchärffte Ab-
lehnung feiner Mufeumspolitik nicht allein übende,
fondern zugleich dem Minißerium zumutende
Aktion im 3ufammenhange jahrelanger kon-
zentrifcher Angriffe und verfteckter Creibereien
zu vergehen. So fei bei diefem Anlaß doch ein-
mal recht unumwunden gejagt, daß Jufti, mag
Mißtrauen iljm noch fo viele Schwankungen des
Urteils oder Schwächen Vorhalten zu müffen
glauben, das unendliche Verdienft hat, aus den
ihm anvertrauten Mufeen lebendige Pfleg-
ftätten der Kunft, aktive Inftitute gemacht zu
haben. Freuen wir uns, auf diefem entfcheidenden
Poften einen Mann zu wißen, dem der Mut zu
Experimenten nicht fehlt und deßen Unterneh-
mungsgeift den Schapenden der 3®it Refonanz
gewährt. Um Gotteswillen keine Kommiffion,
alfo Schlappheit, Kuhhandel, Diktatur der Durd)-
fchnittsmeinung, organiperte Dreinrederei. Nach
den ehedem weidlich gemachten Erfahrungen
ftellt jedes derartige Projekt, zumal bezüglich
der Sammlung der Gegenwartskunß, einen Verrat
an der Produktivität dar, einen unerträglichen
Rückfall in das lähmende Regime der Honora-
tioren. Daß außerdem gerade die Akademie
fd)on die Potenz erwiefen hätte, die folcpe Herr"
fcheranfprüche rechtfertigte, wird fid) auch von
dem nicht gut behaupten laßen, der weder mit Jufti
die Inßitution der Akademie in Baufch und Bogen
ablehnen, noch gar mit einem feiner Sekundanten
Liebermann für die Ruinierung der Hkademie
perfönlid) verantwortlich machen kann. Es liegt
vielmehr fo, daß Liebermann die völlig fterile
Akademie wieder aus einem toten Staatsrequipt
zu einem öffentlichen Kulturorgan zu machen
wenigftens die erften Schritte getan hat, und
daß allein feiner Initiative die einzigen halb-
wegs das Gefamtfchaßen der 3eit repräfentie-
renden, durch ihren unkommerziellen Charakter
und den ofpziellen Nachdruck für die Ulirkung
der neuen Kunft in entlegenere Schichten des
Publikums unfchäjjbaren Aufteilungen Berlins
zu danken pnd, deren Mängel und Verfager nichts
gegen ihr Prinzip bedeuten. Es ift wiederum
zurückzuweifen, wenn Jufti die Kritik an diefen
Äusftellungen fo weit treibt, die Künftler zum
Boykott derfelben aufzuputfchen.
Die beiden Gegner in diefem bedauerlichen
3wift haben auf ihrem Gebiet höchft Erfprieß-
liches geleißet und wetteifern jetß in dem Be-
ftreben, dafür die Arbeit des Andern zu erdroßeln.
Das künftlerifche Leben kann daraus nicht viel
gewinnen, und in feinem Intereße müßen wir
beiderfeits 3urückhaltung und Refpekt fordern.
Das einzig Befriedigende an der Angelegenheit
iß, daß die Behörde Neutralität in diefem Sinne
zu üben und allen die perfönliche (Hirkfamkeit
dezimierenden Projekten ablehnend gegenüber-
zuftehen fdjeint. tüilli Ulolfradt.
Braunfd) weig
Hier hat pch auf Anregung des Sammlers Herrn
Otto Ralfs unter dem Beifein Kandinfkys die
„Gefellfchaft der Freunde junger Kunft“ gebildet.
Die Vereinigung macht pch den Ankauf von
Ulerken der jungen bildenden Kunft zwecks
Schaßung einer Modernen Galerie zur Aufgabe,
die der Ößentlichkeit zugänglich gemacht werden
foll. Regelmäßige Äusftellungen und Veranßal-
tungen, die den künftlerifchen COillen unferer
3eit zum Ausdruck bringen, find geplant. Die
Beftrebungen der Vereinigung pnd geeignet, das
Kunftleben der Stadt Braunfchweig wefentlid)
zu fördern.
Der Kunftmarkt
Über die bevorftehenden Verweige-
rungen finden unfereLefer diesmal die
orientierenden Berichte in der diefem
Heft beigegebenen Sonderbeilage
„Verfteigerungsergebniffe“.
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Jahresberichte der öffentlichen Kunft-
fammlung Bafel.
G.Dehio, Gefd)ichte der deutfchen Kunft.
3. Bd. 1. Geil.
Glalter de Gruyter & Co., Berlin.
Künftle, Die Kunft des Klofters Reichenau.
Verlag Ijerder & Co., Freiburg.
Les Ärts de la Maison 1924. Edit. Albert
Morance, Paris.
Verfd)iedenes
Berliner Sommer-Äufregungen
denn diefe F)efte es auch vermeiden, bloßen
Gagesftreit weiterzutragen, fo berührt die 3ei-
tungsfehde zwifchen Jufti, dem Leiter der Na-
tionalgalerie, undLiebermann, demPräfidenten
der preußifchen Hkademie der Künfte, die all-
gemeinen Intereffen denn doch zu empfindlich,
um einfach ftillfchweigend hingOTommen werden
zu können. Es war keineswegs herzerhebend,
in wie ungezügeltem Gon an allerungeeignetfter
Stelle die beiden hochverdienten Männer ein-
ander angefeindet haben. Vielleicht ift ihnen
felbft etwas bedenklich zumute geworden, als
dann prompt die kleinen Stänker aus den Ecken
gekrochen kamen, um fo unfachlich wie möglich
kläffend ihr Mütchen zu kühlen. Jufti hat den
erften Äusfall getan; und man kann nicht um-
hin, pch zu fragen, ob er feine heftigen Vor-
würfe gegen den Präfidenten eines Rats, in dem
er felbft Sit* und Stimme hat, wirklich vor die
plattefte Öffentlichkeit fd)ütten mußte. Aber es
ift ihm zugute zu halten, daß er fiel) fchwer durch
den Verfuch Liebermanns bedroht fühlen konnte,
dem Direktor der Nationalgalerie eine ihn abfolut
kalt peilende Kommiffion vor die Nafe zu fetten
und ihn praktißh unter die Botmäßigkeit der
Hkademie zu zwingen. Man hat diefe auf Dis-
kreditierung Juftis gerichtete, die fchärffte Ab-
lehnung feiner Mufeumspolitik nicht allein übende,
fondern zugleich dem Minißerium zumutende
Aktion im 3ufammenhange jahrelanger kon-
zentrifcher Angriffe und verfteckter Creibereien
zu vergehen. So fei bei diefem Anlaß doch ein-
mal recht unumwunden gejagt, daß Jufti, mag
Mißtrauen iljm noch fo viele Schwankungen des
Urteils oder Schwächen Vorhalten zu müffen
glauben, das unendliche Verdienft hat, aus den
ihm anvertrauten Mufeen lebendige Pfleg-
ftätten der Kunft, aktive Inftitute gemacht zu
haben. Freuen wir uns, auf diefem entfcheidenden
Poften einen Mann zu wißen, dem der Mut zu
Experimenten nicht fehlt und deßen Unterneh-
mungsgeift den Schapenden der 3®it Refonanz
gewährt. Um Gotteswillen keine Kommiffion,
alfo Schlappheit, Kuhhandel, Diktatur der Durd)-
fchnittsmeinung, organiperte Dreinrederei. Nach
den ehedem weidlich gemachten Erfahrungen
ftellt jedes derartige Projekt, zumal bezüglich
der Sammlung der Gegenwartskunß, einen Verrat
an der Produktivität dar, einen unerträglichen
Rückfall in das lähmende Regime der Honora-
tioren. Daß außerdem gerade die Akademie
fd)on die Potenz erwiefen hätte, die folcpe Herr"
fcheranfprüche rechtfertigte, wird fid) auch von
dem nicht gut behaupten laßen, der weder mit Jufti
die Inßitution der Akademie in Baufch und Bogen
ablehnen, noch gar mit einem feiner Sekundanten
Liebermann für die Ruinierung der Hkademie
perfönlid) verantwortlich machen kann. Es liegt
vielmehr fo, daß Liebermann die völlig fterile
Akademie wieder aus einem toten Staatsrequipt
zu einem öffentlichen Kulturorgan zu machen
wenigftens die erften Schritte getan hat, und
daß allein feiner Initiative die einzigen halb-
wegs das Gefamtfchaßen der 3eit repräfentie-
renden, durch ihren unkommerziellen Charakter
und den ofpziellen Nachdruck für die Ulirkung
der neuen Kunft in entlegenere Schichten des
Publikums unfchäjjbaren Aufteilungen Berlins
zu danken pnd, deren Mängel und Verfager nichts
gegen ihr Prinzip bedeuten. Es ift wiederum
zurückzuweifen, wenn Jufti die Kritik an diefen
Äusftellungen fo weit treibt, die Künftler zum
Boykott derfelben aufzuputfchen.
Die beiden Gegner in diefem bedauerlichen
3wift haben auf ihrem Gebiet höchft Erfprieß-
liches geleißet und wetteifern jetß in dem Be-
ftreben, dafür die Arbeit des Andern zu erdroßeln.
Das künftlerifche Leben kann daraus nicht viel
gewinnen, und in feinem Intereße müßen wir
beiderfeits 3urückhaltung und Refpekt fordern.
Das einzig Befriedigende an der Angelegenheit
iß, daß die Behörde Neutralität in diefem Sinne
zu üben und allen die perfönliche (Hirkfamkeit
dezimierenden Projekten ablehnend gegenüber-
zuftehen fdjeint. tüilli Ulolfradt.
Braunfd) weig
Hier hat pch auf Anregung des Sammlers Herrn
Otto Ralfs unter dem Beifein Kandinfkys die
„Gefellfchaft der Freunde junger Kunft“ gebildet.
Die Vereinigung macht pch den Ankauf von
Ulerken der jungen bildenden Kunft zwecks
Schaßung einer Modernen Galerie zur Aufgabe,
die der Ößentlichkeit zugänglich gemacht werden
foll. Regelmäßige Äusftellungen und Veranßal-
tungen, die den künftlerifchen COillen unferer
3eit zum Ausdruck bringen, find geplant. Die
Beftrebungen der Vereinigung pnd geeignet, das
Kunftleben der Stadt Braunfchweig wefentlid)
zu fördern.
Der Kunftmarkt
Über die bevorftehenden Verweige-
rungen finden unfereLefer diesmal die
orientierenden Berichte in der diefem
Heft beigegebenen Sonderbeilage
„Verfteigerungsergebniffe“.
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