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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

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Die Zeit und der Markt
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https://doi.org/10.11588/diglit.41564#0973

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Bevorftepende Verweigerungen

Rofa Bonheur, Delacroix, Guys, Legros, Monet,
Pißarro, Croyon, Steinlen, dlillette u. a., während
die deutfdje Abteilung (Jodler ift feltfamerweife
unter die Äusländer einbezogen!) ganz groß nur
in Repräfentanten wie Feuerbad), Marees, Co-
rintb, Menzel und Cboma erfcbeint.
Cüie gefagt, die Fülle des Ganzen ift beinahe
verwirrend. Unmöglich, in einer knappen An-
zeige auch nur das tüicbtigfte namhaft zu machen.
Infolgedeffen wird der koftbare Katalog dem
Studium jedes Kunftfreundes doppelt empfohlen
und der Deutfcbe diefer 3eit kann nur bedauern,
daß es offenbar nicht gelungen ift, gerade eine
folcbe Sammlung in ihrer Gefcbloffenbeit und
vorbildlichen Cendenz der Öffenlidpkeit zu er-
halten. Über das Ergebnis diefer Verweigerung
wird felbftverftändlicb eingehend an diefer Stelle
berichtet werden. B.
3ur Verfteigerung der ruffifdjen
Kunftfdjätje
3u diefer in der gefamten europäifchen Preffe
völlig entftellt mitgeteilten Frage fchreibt unfer
Moskauer Vertreter:
Die fenfationelle Nachricht einer bevorfteben-
den Verfteigerung von ca. 4000 Kunftwerken in
der Eremitage, welche die ganze europäifcbe
Preffe ohne weiteres abgedruckt zu haben
fcbeint, beruht natürlich auf einem Mißver-
ständnis, obwohl in der Meldung ein wahrer
Kern enthalten ift.
Eine derartige Kunftauktion in großem Maß-
gabe wird in der Cat von der Sfowjetregierung
vorbereitet, doch tangiert die Sache die Eremi-
tage und deren Sammlungen in keiner CUeife.
Vor allem foll die Verfteigerung, deren Datum
noch gar nicht fixiert ift, nicht in Leningrad
(Petersburg), fondern in Moskau ftattßnden, und
zwar in den Räumen des fog. Staatlichen Be-
hälters („Gocbran“). Letzterer dient bereits feit
Jahren als obligater Ablieferungsort für alle aus
diverfen Nationaliperungen und Requiptionen
ftammenden Schmuck-, Gold- und Silberfachen,
fowie überhaupt der tüerke angewandter Kunft
von bedeutendem Metallwert. Im „Gocbran“
wurden u. a. die feinerzeit zugunpen der hunger-
leidenden Gouvernements aus Kirchen, Klöftern
und Synagogen entnommenen Koftbarkeiten kon-
zentriert, und in diefer 3entralßelle hat fich im
Laufe der 3eit eine unendlich große Anzahl ver-
fcbiedenartiger Kunft- und (Ilertgegenftände an-
gefammelt.
An ihrer Sortierung nahm und nimmt be-
ftändig eine fpezielle, aus Mufeumsleuten be-
hebende Kommi[pon teil — an erßer Stelle be-
tätigen fich hier die Fjerren Dmitrij D. Iwanoff,
Kupos der fogen. ttlaffenkammer („Orufbej-
naja Palata“) im Kreml, und Sfergej N.Croj-
niijkij, Direktor der Eremitage, welchen das
Recht zuftebt, CHerke von biporifcb - mufealer
oder rein künftlerifcher Bedeutung auszufcheiden

und der ßaatlicben Mufeumsverwaltung zu über-
weifen. Diefe Kommifpon hat hier eine unge-
heure Arbeit verrichtet und hatte manchen fd)we-
ren Kampf mit den Finanzleuten des „Gocbran“
auszufteben, um den einen oder andern, mate-
riell befonders wertvollen Gegenpand für die
Mufeen zu retten. Im ganzen pnd den letzteren,
fowobl den bauptftädtifcben als auch vielen pro-
vinziellen Sammlungen, bisher von den in den
„Gocbran“ gelangten Schäden nicht weniger als
25000 Gegenpände zugewiefen worden.
Cro^dem ift aber noch eine Maffe von Gold-
und Silberarbeiten, Bibelots und fonpigen Gegen-
ftänden von größerem oder geringerem Sammel-
interepe im „Gocbran“ verblieben, und die oben
genannten Fjerren Crojnitjkij uud Iwanop haben
davon ca. 4000 Nummern ausgewählt, welche
den Stop zu der geplanten großen Kunftauktion
bieten follen. Ein ausführlicher, illuftrierter Ka-
talog bepndet pcb in Vorbereitung und foll in
deutfcber, franzöfifdjer und englifcber Sprache
erfcbeinen. Es unterliegt wohl keinem 3weifel,
daß die bevorftehende Verfteigerung auch in
diefer Geftalt überall ftarkes Intereße erwecken
wird. —
Daß die Eremitage in der Meldung mit der
Sache in Verbindung gebracht wurde, mag wol)l
an der Perfon des Direktors Grojnitjkij liegen,
der ja einer der Leiter der ganzen Aktion ift
und von dem unlängft eine diesbezügliche Notiz
in der ruffifcben PrePe ausging. Letztere wurde
dann in verunpalteter Form ins Ausland weiter-
gegeben. P. E.
Leipzig
Die Verfteigerung von Kupferfticben und
Fjandzeicbnungen meift älterer Meifter, die
C. G. Boerner in Leipzig für Mitte November
vorbereitet, verfpricbt wiederum ein großes Er-
eignis auf dem Kunftmarkt zu werden, da äußerft
koßbare Sammlungen zum Verkauf kommen,
nämlich Dubletten der Albertina in ÜLIien und
des Britifcben Mufeums in London. Die
erfte Verßeigerung umfaßt ausgewählte Blätter
von Scbongauer und Meckenem, herrliche Stiebe
primitiver italienifcber Meißer, wie pe im FJandel
fogut wie nicht mehr Vorkommen. Ferner wer-
den Dürer und die deutfeben Kleinmeifter mit
febönen Serien vertreten fein. Im Rembrandt-
Klerk glänzen Koftbarkeiten erßen Ranges, wie
pe feit den Auktionen Davidfobn und Bufcb
nicht verfteigert wurden. Aus den Blättern des
18. Jahrhunderts feien koftbare Farbfticbe her"
vorgehoben, und von Goya kommt das erlefene
tüerk der Radierungen, das Dr. Julius Fjofmann
in (Xlien, der bekannte Sammler und Goya-
Spezialiß, zufammengebraebt hatte, unter den
Jammer.
Der andere Katalog — über Fjandzeicbnungen
— wird ein gleichfalls febr reiches und gutes
Material befebreiben. Dabei eine treplicbe Spe-
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