Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers (16.1924)

In der flachen Ebene der Bilder jonglieren fie ein böfes allzu labiles Spiel mit dem
Gerät. Im Orchefter war die Mufik verftummt. Nur die Crommeln wirbeln, leife, un-
heimlich nah- ünd plötzlich t)ört aucl) das Urommeln auf. Die Pierrots agieren weiter,
fdtjlagen, jagen fiel). Die Pritfdje klatfd)t. Eine Maske fällt. Es ift lähmend ftill.
hinter der Maske war eine Puppe. Eine dumme, mit Stroh gefüllte Puppe. Daneben
hängt ein albernes üotengerippe. Das 3eltdad) ift durchlöchert und fällt in Fe^en.
Dies ift eins der lebten Fjoferfchen Bilder. Es war in Berlin zu fefyen zufammen
mit einem Stilleben, darftellend ein paar Schachteln, zerriffenes Papier und ein Stück
Kordel.
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Es ift wahrlich nicht unfere Sache, darüber zu Gericht zu fitzen, daß ßier ein Künftler
tief in die Not und in das Unheil feiner Stunde verftrickt wird. Klir, die wir ge-
zwungen find, feinem Kampf beizuwohnen, dürfen nicht glauben, auf den Rängen zu
fteßen und unbeteiligt zu fein. Dort, dort taumelt er mitten unter uns, mit weißer
Stirn, mit dem nie lächelnden Mund. Klo geriet das alles hin, das füße, atmende
Fleifd), der frifcße Fjaud) des Lebens, der Duft, die morgendliche Kühle?
Einft hatten wir geträumt, wir fchritten dahin, ahnungsvoll, fehnfüchtig; und wan-
delten unter verhängteren Fimmeln, bleicheren Sonnen. Jetjt ift um uns die Nacht.
Die Erde ift kahl und wartet regungslos. Kler wird uns ein Erwachen fdjenken?


Karl Sofer. Frauenkopf,