Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Eberlein, Kurt Karl: Caspar David Friedrichs Zeichenkunst
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#1165

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


j ■

Ä$ yj *'v
\V--vfs .ft T.
■ /vf;Ä, ;
ft . ; P-r.
// i l ■-, / r, / V &>,
!i \ u “ ; *W-V; / i-fil5 ■ 'v.'
' llb{ ]llf' -U4 »\
//; i i/j r H- * P
/yj I iij i\J!j j- ; : | V|\
c't 1 s ‘ if n I [ I f ! ' \r)
K4 / \i L/
•' f/fi J
■ Ij jl
i fl *<k | / i J
•0‘ bi VftS
V" <>


ij I i i «>
//•i : tU


S~/ ..^o-rF
• < ■ v.

<—tv
W ; "V '.jk*
M //"• *. . V- /
% V ^
l
: ft
' Ä ; 'K'J'i
| s
f- , di / ; • ,
ptv? ä*$’;! 5

ft V;

Z '< j/ vür» f; ?

/ 7
/ //\\

,w >

i L._

C. D. Friedrid). Modellftudien. Paufe. Federzeichnung. Sammlung tu. Gurlitt, Berlin.
allen weiteren Forfcßungen nid)t widerfprecßen, wenn meine Änfcßauung richtig war.
— Rückblickend und zufammenfaffend ift zu [agen: Friedrid) war ein Kind des 18. Jahr-
hunderts -—■ er war es nod) lange — und fand in der Jugend in Scßwedifcß-Pommem
(das von Schweden l)er franzöpfcßen, von Deut[d)!and l)er deutfd)-l)olländifd)eri Kunft-
geift aufnahm) in Quiftorps Schule die Grafffd)e Kunftlehre. In Kopenhagen fand er
die akademifch-franzöfifd)e Kunftlehre des fterbenden Barock, neben dem Einfluß des
nordi[d)en Klafpzismus, der die lebten Formen der Südkultur mit neuem, germanifcßem
Gefühlsgehalt belebte. Dies erklärt feine fchwankende Ced)nik, die wechfelnden Kunft-
mittel, den öüiderftreit von malerifch-graphifcßem Con und plaftifd)-graphifd)er Linie.
In Dresden findet er die akademifcße, mit 3ingg aus Paris importierte Seicßenleßre,
die er fid) umbildet und neu befeelt. Diefe, aus ülilles Parifer Schule vererbte deutfcß-
holländifche 3eid)enmanier, die, von neuen Naturftudien ausgehend, in der Klengelei
entartet, entwickelt er durd) neues Naturerleben zu einer eigenen 3eichen-Sd)rift, die er
bald für feine 3wecke meifterlid) beherrfcht. Seine Sepiated)nik, feine Aquarelltechnik
berußt, wie feine lafierende öltecßnik, ganz auf diefer ficßcren 3eicßenfaktur, die trotj
aller Naturnäße docß immer Kunft bleibt. In den 20er Jahren wäcßft dann das male-
rifcße Element, daß fid) in weicherer Belichtung und Modellierung, in toniger Schraffur
und fleckiger Innenzeicßnung füßlbar macßt, in den 3eicßnungen wieder meßr über den
linearen, rhytßmifcßen Bau feiner 3eicßen-Kunft. Das Bild, das grapßifcße Bild ge-
winnt, was das 3eicßen, was die Linie verliert. Schließlich beßält eine Art von Frei-
licht und Sonnigkeit die Oberßand und zerfetzt tonig die Linie, die ißre Sd)ärfe und
ißre Ausdruckskraft einbüßt. Damit ift das Scßickfal der Einzelperfönlicßkeit wie der
Maffenperfönlicßkeit jener 3ßit angedeutet. Immer gehört das einer Gemein-
fcßaft und lebt durch Übereinkommen einer Gemeinfcßaft in Lehre und Scßule fort.
Es wäcßft und kann nicht gemacht werden. Das Kunftzeicßen, die kanonifcße Formel
des Barock, wurde durch das Naturzeicßen, die neuentdeckte Geiftform der Romantik
abgeiöft, nachdem die gelaffene, objektive ümrißlinie des internationalen Klafpzismus

1133
 
Annotationen