Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 16.1924

DOI Artikel:
Die Zeit und der Markt
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.41564#1196

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Stattgeßabte Versteigerungen

Stattgefyabte Verweigerungen
Die Boerner-Äuktionen
Die großen Verweigerungen, die C. G. Boerner
vom 13.—15. November erftmalig in den Räu-
men des Leipziger Kuri ft Vereins abhielt, be-
wiefen wiederum eine außerordentliche An-
ziehungskraft und hatten Liebhaber und Händler
des In- und Äuslandes angelockt, wie es aller-
dings bei der Reichhaltigkeit der Auktionsfamm-
lungen und deren Provenienz nicht anders zu
erwarten war.
Die Nachfrage nach Qualitätsware war ftark.
Bei den 3eidjnungen wurden vor allem die
Meifterwerke deutfcber Künftler des 19. Jahr-
hunderts — aller Geldknappheit zum Crolj —
fehr hoch gefteigert. So gingen die Preife für
die fchönfte der Menzelzeichnungen (Nr. 282)
und die beiden Richteraquarelle (Nrn. 392 und
393) nicht unbeträchtlich über dieüaxen; ja von
Cboma brachte das reizende Mädchenporträt
(Nr. 467) ein Vielfaches der Caxe. Es zeigte
fich b’ter alfo eine ähnlicheCendenz wie beider
jüngften Berliner Fjandzeicbnungsauktion. Von
anderen Blättern fanden z. B. der große Dela-
croix (Nr. 135), die meiften der niederländifchen
3eid)nungen aus der Köfterfammlung, die Mi-
niaturen von Chodowiecki, die ungewöhnlichen
Serien der 3eict)nunge11 Freudenbergers und
3inggs ein ihrer Bedeutung entfprechendes In-
tereffe. Nicht ganz fo lebhaft waren die übrigen
älteren 3eiG)nungen gefucht, am wenigften die
von italienifchen Meiftern. Die Qualität blieb
aber meiftens auch hier der Maßftab für die
ttlertfcbäljung. So erreichte, um ein lehrreiches
Beifpiel zu nennen, die Barbara des Brofamer
(Nr. 97) bei einer Caxe von M. 1500.— den Preis

von M. 1200.— : 1914 hatte dasfelbe Blatt auf
der Pelzauktion nur M. 510.— erzielt.
In der Stich auktion wurde die Fjauptnummer,
die prachtvolle frühe Ausgabe der Biblia Pau-
perum, von einem englifchen Händler bfs
M. 21000.— gefteigert. Die eigentliche Senfa-
tion aber waren die hohen Preife für die bril-
lanten Qualitäten bei Rembrandt und Goya.
Sie lagen in beiden Fällen zum Ceil noch hoch
über den entfprechenden Preifen der Inflations-
zeit, wie pe im April 1921 bei der dritten Da-
vid fotm-Verweigerung und im November des-
felben Jahres beim Verkauf der Goyafammlung
Eißlers erzielt worden waren. Ebenfo wurden
auch bei den weniger bedeutenden Meiftern die
brillanten Druckqualitäten hoch bewertet, wäh-
rend geringere Drucke — wie fchon im ver-
gangenen Frühjahr bei der Ehlersauktion —
durchschnittlich gerechter bezahlt wurden als es
in den Jahren der Inflation üblich geworden war.
Als befonders erfreulich fei hier noch die Ceil—
nähme einer Anzahl deutfcher Kabinette ge-
bucht, die pdb — entfprechend den noch immer
fern fchwierigen Geldverhältniffen — faßt aus-
schließlich auf den Ankauf rein germanifcher
Kunftblätter befchränkten, aber alle recht fchöne
Neuerwerbungen machen konnten. So kauften
die graphifchen Sammlungen von München,
Dresden und Nürnberg deutfche Stiche und
fjolzfcßnitte des 16. Jahrhunderts; die Leipziger
graphifche Sammlung erwarb das Hauptblatt
von Dürer mit der Darftellung des verlorenen
Sohns in einem wundervollen Abdruck; das
Berliner Kabinett erftand drei Fjolzfchnitte des
feltenen frühen niederländifchen Meifters Cor-
nelisz van Ooftzanen. (Vgl. die Beilage „Ver-
fteigerungsergebniffe“.) Cr.

Erfcßeinungstermin
Heft 24. 18. Dezember
» 1 (XVII. Jaßrg.) ... 7. Januar
„ 2.21. Januar

Redaktionsfcßluß
jgeft 24.11. Dezember
„ 1 (XVII. Jahrg.) . . . 30. Dezember
„ 2.14. Januar

Herausgeber Prof. Dr. GEORG BIERMANN, Charlottenburg, Boyenallee 10.
Celefon: Amt ttlilhelm 10194.
.... Redaktionelle Vertretungen des „Cicerone*: IIlBatfllllllllBMIIIIIKIlIIICISIlIlIIIIIIIIIISIBBIlIIII
BERLIN: Dr. Güilli Rlolfradt, Berlin-fjalenfee, Kurfiirftendamm 91, II / MÜNCHEN: Dr. F. Rol), München, fjelm-
trudenftraße 9, III / DRESDEN: Dr. tüill Grotjmanri, Dresden-Ä., Klormfer Straße 84 / FRANKFURT a. M.:
Dr. Safd)a Sdjwabadjcr, Frankfurt a. M„ Savignyftraße 5 / ÖSTERREICH: Dr. St. Poglagen-Neuwall,
Rlienll, Kurzbauergaffe 5 / NIEDERLANDE u. BELGIEN i Dr. F. M. fjuebner, Den ffaag, Louise de Coliqnyplein 11 /
SCHWEIZ: Dr. Jacob Hielt!, 3ürid), Vogelfangftr. 46 / FRANKREICH: Adolphs Basler, Paris, 4 Rue des
Cbartreux / ENGLAND: Dr. Friß Bödmet, London KIC1, 34 Rloburn Square / ITALIEN: Dr. Augußo
Calabi, Mailand, Via Petrarca 16 / SPANIEN: Alfred Demiani, Madrid, Almagro 12 / DÄNEMARK:
Dozent Charlotte HIeigert, Kopenhagen, ßotel Belvedere, Raadbuspladfen / SCHWEDEN: Dr. Gunnar
Mascoll Silfverstolpe, Stockholm, Königl. Sd)loß / TSCHECHOSLOWAKEI: Dr. Oskar Sd)iirer, Prag,
Str6sdvice, Bielohorska 446 / NORD-AMERIKA: Frank E. ttlashburn Freund, 50 Rieft 90th Street, New York
City / SÜD-AMERIKA: Dr. Ludwig IDeber, Buenos Aires (Argentinien), Pietras 361 / RUSSLAND: Paul
Ettinger, Moskau, 10 Nowaja Basmannaja Qu. 92 / INDIEN: Frau Dr. Stella Kramrifd), Calcutta, CIniverßtät.
Verlag, Gefchäftsftelle und Propaganda-Abteilung KLINKHÄRDT & BIERMANN, Kommandit-
Gefellfchaft a. Ä., Leipzig, Liebigßr. 6d. Celefon 13467
Für unverlangt eingesandte Beiträge übernimmt die Schriftleitung keinerlei Gewähr. Rücksendung erfolgt nur gegen
Beigabe des Portos in Briefmarken.

1164
 
Annotationen