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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 5
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Fritsch, Gustav: Ueber die graphischen Methoden zur Bestimmung der Verhältnisse des menschlichen Körpers [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0025

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Inhalt: G. Fritsch: Ueber die graphischen Methoden zur Bestimmung der Verhältnisse des menschtichen Kör-
pers. (2 Fortsetzung.) — Vom Grundieren der Holztafeln und Leinwänden. (4. Fortsetzung.) — Noch
einmal „Neue Kunst". Von M. St. — Unverwaschbare Tuschen,

G. Fritsch: Ueber die graphischen Methoden zur Bestimmung der Verhältnisse
des menschlichen Körpers.
- (2. Fortsetzung.)

Diese entwicklungsgeschichtliche Grundlage
scharf ins Auge gefasst zu haben, ist das Ver-
dienst zweier Männer: eines Naturforschers, C. Ca-
rus* *) und eines Künstlers, C. Schmidt**). Ich
konstatiere mit Vergnügen, dass der Maler darin
vorangegangen ist (1849 gegen l8$ß) und ausser-
dem allein eine Erweiterung der Grundlage, eben-
falls nach naturwissenschaftlichen Grundsätzen ge-
geben hat.
C. Carus ging bei der Konstruktion von dem
Stamm als der ersten Anlage aus, benutzte aber
nur die „freie Wirbelsäule" (vom Hinterhauptloch
bis zum Becken) als Grundmass, welche er ge-
mäss der natürlichen Einteilung in Hals-, Brust-
und Lendenwirbelsäule in drei Teile zerlegte, die
er „Moduli" nannte (Modul beim erwachsenen Manne
etwa = 18 cm). Mit diesem Mass verglich er
die übrigen Proportionen des Körpers, z. B. die
Gliedmassenlängen, und es ergibt, sich, dass die
Einheit auch in ihnen verhältnismässig recht oft
vorkommt, die Abhängigkeit ihrer Entwicklung
vom Stamm selbst bestätigend (Fig. 4).
Noch glücklicher aber und weitersehend war
C. Schmidt in der Aufstellung seines viel zu
wenig beachtetenSystems. Offenbar liegt beiCarus,
der von der frühesten Anlage des Embryo aus-
gehen will, eine gewisse Inkonsequenz in dem Um-
stande, dass er schliesslich nur die „freie Wirbel-
säule" zu Grunde legt, während der vertebrale
Kopfabschnitt und ebenfalls vertebrale Beckenab-

*) C. G. Carus. Symbolik der menschlichen Ge-
stalt. Leipzig 1853.
*) Carl Schmidt. Proportionsschlüssel. Neues
System der Verhältnisse des menschlichen Körpers.
Stuttgart r849.

schnitt doch gleichfalls so frühe angelegt sind.
Schmidt verfährt also folgerichtiger, wenn er nicht
drei, sondern vier, bezw. fünf Hauptabschnitte des


Fig. 4. Carus' Gliederung des Körpers nach Moduls.
Rumpfes festlegt, nämlich Scheitelhöhe bis Anfang
der Halswirbelsäule (unteres Ende der Nase beim
Lebenden, gerade von vorne gesehen), Anfang der
 
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