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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 8
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [8]
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[Rezension von: Jacques Blockx, Kompendium für Kunstmaler und Gemäldeliebhaber]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0046

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46

Münchner kunsttechnische matter

Nr. 8

spanne sie auf, befestige sie mit Fäden an dem
Holze, worauf du sie mit Farben, die mit Leim-
oder Eistoff oder Gummi bereitet wurden, be-
malen kannst."
Man sieht, die Leinwand ist hier ohne eigent-
lichen Grund geblieben und daraus muss man
schliessen, dass es sich hier vielleicht um Lein-
wänden zu Kirchenfahnen oder für Behänge han-
deln mag; während bei Cennini zu gleichem Zwecke
schon ein der modernen Präparation ähnlicheres
Verfahren beschrieben ist, benützt der Maler des
Heraclius-Ms. die Leinwand in nur geleimtem Zu-
stande.
Ueber die „allgemeine Praxis, alle Farben zu
reiben", wie sie zur Zeit des Iß. Jahrh. im Nor-
den üblich gewesen ist, klärt das 28. Kap. auf.
Darnach können alle Farben mit reinem Wasser
gemahlen werden und sollen dann mit Eikläre, oder
Oel oder Gummiwasser, Essig, Wein oder Bier
ihre Tempera erhalten.
VII. Die ältesten deutschen Angaben für
Grundierung und der Vergoldergrund.
Wohl die meisten Quellen des frühen Mittel-
alters sind Schriften der Klosterbrüder, die ihre
technischen Erfahrungen zum besten ihrer Genossen
gesammelt hatten. Aber mit der Ausbreitung der
Kunstübung in den Städten und mit dem Entstehen
der Malergilden und dem zunftmässigen Betrieb,
also dem Handwerk, kommen die Werkbücher
auf, die vom Meister auf den Gesellen übergehen
und vom jeweiligen Eigentümer durch neue Ein-
tragungen bereichert werden.
(Fortsetzung folgt.)
Jacques Blockx: Kompendium iür
Kunstmaler und Gcmäldeliebhaber.
Die vor einiger Zeit erschienene neue deutsche
Uebersetzung des Blockx'schen Buches ist ein willkom-
mener Anlass, wieder auf diese ernste Arbeit aufmerk-
sam zu machen. Wie andere Farbenfabrikanten hat
Jacques Blockx seine jahrzehntelangen Erfahrungen auf
dem Gebiete der Künstlerfarben Bereitung gleichsam
als „Geschäftsempfehlung' veröffentlicht Die Art, in
der dies geschehen ist, bietet für den seine Fabrikate
benützenden Künstler einen ausführlichen Leitfaden,
in dem er nicht nur eine „Gebrauchsanweisung" er-
blicken kann, er ßndet vielmehr noch die eingehende
Begründung, worin gerade die Vorteile der Farbenbe-
reitung von Blockx oder das Technische seines Ma-
teriales vor anderen Arten bestehen.
Ueberblickt man das technische Prinzip als Ganzes
und vergleicht es mit dem von uns in Deutschland zu-
meist als praktisch anerkannten Verfahren, so ergeben
sich immerhin einige erhebliche Unterschiede zwischen
dem belgischen und dem unsrigen. So kommt Blockx,
nach seinen Erfahrungen, zu dem Ergebnis, dass eine
Grundierung von Bleiweiss mit Oel die einzig richtige
sei, und obwohl ihm sehr wohl die Anwendung des
Leimgrundes bei den alten Niederländern bekannt ist,
meint er, die Gemälde dieser alten Meister würden
noch einige Jahrhunderte länger halten, falls deren
Unterlage aus Oel und Bleiweiss bereitet wäre. Er be-
gründet diese Behauptung mit dem Hinweis auf die

geringere Haltbarkeit eines geleimten Grundes, weil der
tierische Leim ein hochgradig hygroskopischer Stoff
sei, der durch Feuchtigkeit leicht zersetzt werde und
seine adhäsiven Eigenschaften verliere. Dadurch werde
der aus spanischer Kreide gebildete Grund gelockert
und schäle sich um so leichter ab, als das Holz infolge
von Feuchtigkeit oder Wärme in seiner Konsistenz ver-
ändert werde.
Gegen diese Annahme muss aber eingewendet wer-
den, dass trotz der oben erwähnten üblen Eigenschaften
der Leimgrundierung die alten niederländischen Bilder
des 15. Jahrhunderts sich dennoch so vortrefflich ge-
halten haben, weil die Farbsubstanz nebst ihrem Fir-
nissüberzug eine so feste und dichte Schicht bildet,
dass sie eben gegen Feuchtigkeit unempfindlich ist.
Andrerseits würde eine Oel-Bleiweissgrundierung zwei-
felsohne jene Eigenschaft der Lichtreflexion vom Grunde
aus, der das Erkennungszeichen jener alten Meister ist,
nicht auf die Länge der Zeit in gleichem Masse bei-
behalten haben, weil erstens das Oel zum Gilben neigt
und auch das Bleiweiss dadurch in seiner Weisse ver-
ändert werden muss.
Die Feuchtigkeit, von der Blockx vor allem schä-
digende Einflüsse auf den Leimgrund befürchtet, wird
durch die dichte und wasserundurchlässige Malschicht
völlig abgehalten, um so mehr als nach alter Manier auch
die Rückseiten der Holztafeln mit Malerei (wenn auch
einfachster Art) bedeckt wurden, eine Methode, die
noch Rubens mehrfach befolgte.
Gegen die bei uns vielgebrauchten geleimten Grun-
dierungen wendet Blockx mit Recht ein, dass diese bei
der Arbeit wiederholtes Anfeuchten mit Oel oder Mal-
medium nötig machten, also in den gleichen Bedingun-
gen befinden, als ein Grund aus Oel und Bleiweiss.
Manche unserer Künstler wählen eben den Kreidegrund,
damit dieser das überschüssige Oel aus der Farbe ein-
saugen könne, und sie untermalen nur aus dem gleichen
Grunde mit Temperafarben, um die Oelmenge in der
Farbschicht zu verringern. Blockx findet (S. 26) dieses
Verfahren unzulässig, wobei er freilich von vornherein
annimmt, dass die Temperafarbe auf Oelgrund benutzt
würde, und hierdurch eine isolierende Schicht zwischen
zwei Oelfarbenschichten entstände. So unvernünftig
wird ein gewissenhafter Maler aber niemals vorgehen.
Hinsichtlich der Oele in der Oelmalerei, sagt Blockx,
liefert die Erfahrung den klaren Beweis, dass die primi-
tiven Methoden zur Bereitung und Reinigung derselben
die besten sind. Wiederholtes Waschen mit reinem
Wasser und die Einwirkung der Sonnenstrahlen, wie
es die Alten machten, sei besser als die neuere Schnell-
fabrikation unter Anwendung von Oxyd und Metall-
salzen oder die Erzeugung künstlicher Sauerstoffver-
bindungen zum Zweck schneller Trocknung. Jedes Oel,
welches künstliche Sauerstoffverbindungen eingeht,
würde nachdemTrocknen sehr gelb und brüchig. Blockx
führt als Beweis für seine Ansicht seine vielfachen Ver-
suche an, Oele künstlich zu entfärben und mit Sauer-
stoff zu versetzen; aber das Ergebnis seiner Experi-
mente war die Gewissheit, dass der Zusatz von ge-
schmolzenem Bleioxyd oder Manganoxyd das Oe! seiner
fetten Eigenschaften beraube. Solche Oele auf Glas
aufgetragen und der Luft und Sonne ausgesetzt, wer-
den nach sechs bis sieben Wochen undurchsichtig.
Nach kaum sechs Monaten waren die meisten schon
völlig mürbe geworden und zerstäubten. Proben von
reinem Oel hingegen, der gleichen Prüfung unterwor-
fen, hatten nach dieser Zeit ihren Glanz und ihre Ge-
schmeidigkeit bewahrt (S. 30). Ob unsere Farbenche-
miker die gleichen Erfahrungen gemacht haben, ist mir
nicht bekannt; es wäre aber wichtig, wenn sie sich mit
dieser grundlegenden Frage eingehend beschäftigen
würden.
Im entschiedenen Gegensatz gegen die bei uns herr-
schende Ansicht befindet sich Blockx bezüglich der
 
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