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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 12
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [12]
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Goethes Farbenlehre im Urteil seiner Zeit [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0071

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Nr i2

Münchner kunsttechnische Blätter

7i

Um diese Mixtur noch trocknender zu machen
(aber man sehe zu, ob die Leinwand nicht zum
Springen neigt) kann man 4 Unzen Glätte zu 12 Unzen
Oel nehmen, je nach dem Effekt auch mehr und
mache es wie oben.
Merke, dass der Ocker das Gute hat, alle Arten
von Farben aufzunehmen, wie Weiss, Blau, Lack,
ohne sie irgendwie zu verderben, wie es die Umbra-
Erde tut. Denn auf dieser ändern sich die Farben
und verblassen mit der Zeit. Versuche auch die
Anwendung und den Gebrauch dieses Oeles mit
Ocker und Bleiweiss. Mit gebranntem Lampen-
schwarz, von Mitens gemacht, siehe am Ende des
kleinen Büchleins (le Petit Peintre).
(Diese Bezugnahme auf Mitens in Nr. 201 des Ms.
[Arbeit mit Schwarz] handelt vom Elfenbeinschwarz
und Beinschwarz; vielleicht ist die folgende An-
gabe gemeint:)
Ms. Nr. 185: aus „Der kleine Maler des
Mr. de St. Jehan."
Bevor man die Leinwand grundiert, nachdem
sie aufgespannt wurde, soll man alle Rauhigkeiten,
Knoten und Fäden mit dem Bimstein entfernen,
dann leimen, und solange der Leim noch feucht
ist, mit dem Reiber darüber gehen, während der
Porphyrstein darunter ist, so alles eben machen,
besonders an den Nähten; so wird die Leinwand
ausserordentlich glatt.
Zum Grundieren der Leinwand nehme man Blei-
weiss, roten Ocker, ein wenig Umbra und ganz
wenig Holzkohle. So wird die Grundierung bläu-
lich (?) und nimmt leicht alle Farben an, besonders
blaue und grüne.
Ms. Nr. 190 (aus der nämlichen Quelle): Um
Leinwänden für Oelmalerei zu grundieren.
Zuerst ist dieselbe mit starkem Leim zu leimen,
indem man denselben mit dem Messer überstreicht
und ihn in die Zwischenräume der gen. Leinwand
eindringen lässt; dann lasse trocknen. Dann nimm
Bolus (wohl roter Bolus, nicht wcisser oder
Töpferton!) Qg Pfd., Umbra-Erde 2 Unzen, reibe
diese mit Oel und grundiere mit einem Pinsel oder
mit dem Messer sehr gleichmässig, lasse trocknen.
Wenn getrocknet, entferne alle Knoten mit dem
Messer durch Schaben und gleiche mit Bimstein
ab, und endlich grundiere mit Bleiweiss und Um-
bra-Erde, d. h. Bleiweiss 1 Pfd., Umbra I Unze.
(In der Marginalnote heisst es: Die Leinwand
wird mit aus Lederabfällen bereiteten Leim ge-
leimt, aber nicht zu stark, da sie sonst bricht.
Statt Umbra nimm gebrannten gelben oder roten
Ocker.)
Ms. Nr. 194b: Grundierung von Leinwand.
Ueberstreiche sie zuerst durch Anfeuchten mit
dem Borstenpinsel mit starkem Leim, dann streiche
mit dem Messer darüber; lasse eine Nacht trocknen.
Trage Bolus 2 Pfd., Umbra 2 Unzen, mit Oel ge-
rieben, auf und grundiere. Trockne 2 oder ß Tage

lang. Endlich (grundiere) mit Cerusa*) 1 Pfd.,
Umbra 1 Unze, lasse trocknen. Kein Mennig.
(Mayerne bemerkt: Taugt nicht, springt. Mit
Bimstein soll die Leinwand überrieben werden,
wenn alles trocken ist.)
Ms. Nr. 194c: Auf Holz.
Rp. Geriebene Kreide mit Leim angemacht,
d. h. Leim in 2 Pfd. Wasser aufgelöst, und wenn
alles zergangen ist, füge soviel Kreide hinzu, um
einen Ueberzug zu bilden, dann mache ihn glatt
und gleiche ihn mit dem Messer ab. Dann trage
Cerusa und Umbra mit Oel gerieben auf und lasse
trocknen.
Ms. Nr. 206: Grundierung der Leinwand
für Landschaft.
Gib zuerst zwei- oder dreifache Lage von Bolus
und Umbra-Erde. Die letzte Lage bestehe aus
Smalte oder Bleiweiss und ein wenig Lack.
Ms. Nr. 210: Eine Leinwand vortrefflich
zu grundieren.
Leime zuerst stark. Dann (gib eine Lage) von
Bolus und Umbra; dann Cerusa und ein wenig Um-
bra. Schabe es mit Bimstein und entferne alle
Knötchen. Wenn alles getrocknet ist Rp. Blei-
weiss, ein wenig Umbra oder Lack und Smalte,
auf dem Stein zu unfühlbarem Pulver gerieben,
miteinander gemischt. Trage es sehr gleichmässig
auf und glätte mittels eines Borstenpinsels oder
eines feinen Pinsels. Das trocknet in weniger als
einem Tage und ist ein sehr schöner Grund für
Landschaften.
Niemals (gebrauche) Mennig zur Grundierung,
denn es verblasst und verdirbt alle anderen Far-
ben. (Mayerne bemerkt dazu: Taugt nichts, sehr
brüchig.)
(Fortsetzung folgt.)

Goethes Farbenlehre im Urteil seiner
Zeit.
Unter der Aufschrift „Gegner und Feinde"
(Zur Farbenlehre II. Band. Materialien zur Ge-
schichte der Farbenlehre — Nachträge S. 301
und folg, der Ausg. von K. Goedeke) berichtet
Goethe:
„Gewissenhaft, wie bei früheren Arbeiten ge-
schehen, vermied ich (durch literarische Tätigkeit
interessiert und von anderem abgehalten, wie
Goethe im vorhergehendenAbschnitt erzählt), auch
nur die geringste Kenntnis zu nehmen, was gegen
meine der Farbenlehre gewidmeten Absichten und
Bemühungen von seiten einer mächtigen und tief-
verletzten Partei feindseliges möchte unternommen
werden. Damit ich aber künftig bei erneuerter

*) Unter „Cerusa* wurde ein Bleiweiss verstanden,
das zu gewissen Teilen mit weissemTon vermischt war
(s. Pernetys Lexikon).
 
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