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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 8
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[Rezension von: Jacques Blockx, Kompendium für Kunstmaler und Gemäldeliebhaber]
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Federzeichnungen auf Holztonplatten
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0048

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48

Münchner kunsttechnische Blätter

Nr. 8

halb Pettenkofer stärkere Mitte!, wie Mischungen von
Salmiak und Copaivabalsam oder Aether-Gemenge
empfohlen.
Blockx, der sich offenbar sehr viel mit alten Ma-
tereien und deren Pflege abgegeben hat, schliesst sein
Buch mit Angaben über Behandlung frischgemalter und
alter Btlder, er schildert die nötigen und empfehlens-
werten Sorgfalts-Massregeln, um dieselben gegen die
Einwirkung der Luft, schlechter Gase, Feuchtigkeit,
chemische Einflüsse und das Licht zu schützen; er
gibt sein Urteil ab über die richtige Anlage öffentlicher,
für Bilder bestimmter Museumsbauten, deren Ventila-
tion, Heizung, Beleuchtung und Instandhaltung auf die
Erhaltung der Gemälde von sicherem Einfluss sind,
und durch deren Vernachlässigung alle erdenklichen
Unfälle, Risse, Sprünge, brüchige, losgelöste und ab-
bröckelnde Partien entstehen können.
Aus dem Obigen erhellt, wie vielseitig Blockx das
Thema behandelt. Damit hat er sich um die Sache
selbst Verdienste erworben, für die ihm der Leser ge-
wiss danken wird. Jetzt, da Aussicht vorhanden ist,
die während der Kriegszeit eingestellte Fabrikation
seiner Farben wieder aufzunehmen, wird sich manchem
Künstler die Gelegenheit bieten, mit dem Blockxschen
Material und seinem ganzen System der Bernsteinfirnis-
Malerei bekannt zu machen. B.
Federzeichnungen aui Holztonplatten.
Von M.
Die Holzton- oder Farbenplatten finden im Buch-
druck, trotz anderen Piattenmaterialswie Blei, Linoleum
usw. die vielfältigste Verwendung, weil die Dauerhaf-
tigkeit und Widerstandskraft derartiger Platten beim
Druck grosser Auflagen nichts zu wünschen übrig lässt.
Allerdings erfordert das Schneiden der Holzton-
platten eine ziemliche Sicherheit seitens der Zeichner,
denn die grössere Widerstandskraft des Holzes gegen
die Stichel oder sonstigen Schneide-Instrumente (Messer)
ist bedeutender als bei Linoleum- oder Bleitonplatten,
woraus die grössere Dauerhaftigkeit der Holztonplatten
sich ergibt. Ohne jedoch auf die richtige Wahl des
Holzes zu achten, werden oft solche Sorten zur Er-
zeugung von Plattenschnitten benutzt, die sich nicht
gut bewähren, denn auf die Güte, Gesundheit und
Qualität des Holzes wird zu wenig Gewicht gelegt, wes-
halb eine vorzeitige, rasche Abnützung solcher Schnitte
beim Druck beobachtet werden kann. So wird das
Birnbaumholz bevorzugt, weil es für nicht zu feine
Arbeiten, selbst zu Holzschnitt Illustrationen, sehr gut
geeignet ist, doch die die Tonplatten schneidenden
Künstler achten indessen zu wenig darauf, dass eigent-
lich nur das Holz des wildwachsenden Birnbaumes ein
härteres, zäheres Gefüge zeigt, weshalb es auch dem
zahmen Birnbaumholze vorzuziehen ist. Das letztere
ist wohl weicher und geschmeidiger und infolgedessen
bedeutend leichter zu bearbeiten, doch nützen sich der-
artige Tonplatten beim Druck ungemein schnell ab, so
dass sie keine grossen Auflagen aushalten und bei harten
Papieren ein Verquetschen der feineren Partien in
kürzerer Zeit eintritt.
Deshalb ist nur das Holz der wildwachsenden Birn-
bäume zu empfehlen, wenn es nicht zu sehr gewunden,
ästig oder zu alt und morsch ist. Durchschnittlich sind
die Hölzer wildwachsender Bäume den kultivierten vor-
zuziehen, weil sie in der Regel härter und widerstands-
fähiger sind als die letzteren.
Neben dem Birnbaumholz hat noch das Speierlings-
beerholz (eine Ebereschenart) für den Tonplattenschnitt
die nötige Eignung, doch ist dieses nur dann brauch-
bar, wenn es braun oder rotbraun von Farbe und keine
weissen Flecken aufweist d. h. morsch ist.
Für den feinsten Illustrationsschnitt steht bekannt-

lich an erster Stelle das Buxbaumholz, doch zum Ton-
plattenschnitt ist es seines hohen Preises wegen viel
zu kostspielig. Für den Plattenschneider dürfte es
jedoch erwünscht sein, auch hierüber orientiert zu wer-
den. Zeigt es eine grünliche Färbung, so ist es zu alt
und morsch, während ein maseriges Aussehen der Be-
weis von zu grosser Härte ist, durchweiche die Schneide-
Instrumente abbrechen. Wenn es von gelblicher reiner
Farbe ist, dann eignet es sich vorzüglich zu den feinsten
Illustrationsschnitten.
Im allgemeinen gilt nachfolgende Regel für alle
zum Schnitt zu untersuchenden Holzsorten bezüglich
ihrer Eignung: Ist das Holz zu zart und porös, so er-
hält man keinen reinen glatten Schnitt, ausserdem hält
es keine grossen Auflagen aus. Der Schnitt muss bei
allen drei hier angeführten Holzsorten eine etwas
glänzende, scharfkantige Fläche zeigen; andernfalls
d. h. wenn das Messer ungleichmässig eindringt und
die Schnittfläche matt oder fleckig, die Kanten unscharf
und bröcklig austallen, dann ist das Holz zu trocken,
alt oder schon morsch. Die Holztafeln für den Platten-
schnitt müssen gleichmässig in der Dicke sein und in
der Höhe dem Schriftkegel entsprechen, gleichviel ob
man Langholz oder Stirnholz benutzt, die schönste der
glattgehobehen beiden Seiten wird erst sorgfäitig mit
der Ziehklinge abgezogen und hierauf mitdem Schachtel -
halm feucht abgeschliffen Dieses Abschleifen muss
deshalb feucht geschehen, w^eil sonst Feuchtigkeit, die
auf die fertig geschnittene Platte kommt, diese leicht
nachteilig beeinflusst. Dies gilt auch dann, wenn der-
artige Schnitte in feuchten Räumen verwahrt werden.
Handelt es sich darum, dass man vermittels flüssiger
schwarzer Tusche die zu schneidenden Zeichnungen auf
dem Holz ausführen will, ohne dass die Tusche ausfliesst,
so muss dieses nach dem Abschleifen mit Schachtel-
halm und dem Trocknen zuerst kräftig mit feinpulve-
risiertem Kolophonium abgerieben werden, worauf es
mit einem weichen Flanellappen nachpoliert wird. Auf
dieser zubereiteter Fläche arbeitet es sich sehr leicht
mit Feder und Tusche, und selbst Fehlstriche lassen
sich mit einem feuchten Läppchen wegwischen, ohne
dass das Holz wesentlich beeinflusst wird. Die Pausen
kommen auf den mit Harz abgeriebenen Holzplatten
viel besser zum Ausdruck, weil sich die Farbe des
Kopierpapieres sehr leicht und scharf abhebt.
Die Federzeichnungen auf den geharzten Holzplatten
müssen sehr exakt ausgeführt werden, denn je sauberer
und bestimmter die Formen der zu schneidenden Zeich-
nungen dargestellt sind, um so zuverlässiger kann dann
der Schnitt durchgeführt werden. Man geht am sichersten,
wenn zuerst von der Vorlage oder dem Entwürfe eine
Pause auf durchsichtigem Papiere (Oel- oder Paus-
papier gemacht wird, und diese verkehrt auf das FIoLz
abgepaust wird. Die Pause selbst wird am Rande mit
zwei Spannstiftchen festgesteckt, unter die Pause legt
man ein rotes oder blaues Durchdruckpapier (Kopier-
papier), worauf mit einem harten Bleistifte alle Striche
der Pause genau nachgezogen werden müssen. In
dieser Weise erhält man auf dem Holz eine Kopie, die
mit flüssiger Tusche nachgezogen und schliesslich mit
den Schneide-Instrumenten behandelt wird.
Um die schwarzen Tuschstriche nach dem Schnitte
und vor dem Druck von den Platten zu entfernen, legt
man mehreremale einige Blätter feuchte Makulatur auf,
beschwert das Ganze mit einem ebenen Brett oder
einer Metallplatte, wodurch die Tusche erweicht wird
und sich auf das Papier abzieht. Das Abwaschen der
Platten mit Wasser zwecks Entfernung der Tusche
empfehle ich nicht, weil hierdurch das Holz sich wirft
und die Schärfe der geschnittenen Striche Schaden
leidet.

Vertag der Werkstatt der Kunst E. A. Seemann, Leipzig
 
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