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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 11
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Berger, Ernst: 25 Jahre Münchener Maltechnik [4]
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [11]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0064

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64

MBnchner kunstteehnfsche Blätter.

Nr.n

konnte sich rühmen, die Anerkennung der be-
rufensten Fachieute gefunden zu haben.
Keim veriegte hierauf sein chemisch-technisches
Laboratorium nach München und begann eine weit-
gehende Propaganda zur Verwertung seines neuen
Verfahrens. Hier zeigte er grosses Geschick und
Organisationstaient, noch mehr aber ais er auf
den Gedanken kam, für die Gründung der ob-
genannten Gesellschaft Maier, Farbenfabrikanten,
Händler und Farbenchemiker zu interessieren. Er
entwarf ein grosszügiges Programm, wies in einer
„Denkschrift" auf die Wichtigkeit des Zusammen-
arbeitens aber Fachmänner hin, die aiie für Maicrei
gebrauchtenFarben undMateriaiien auf ihreReinheit
und ihre chemische Zusammensetzung zu prüfen
hätten, die Gutachten abgeben und aiie erforder-
iichen Schritte tun sollten, um rationelle Methoden
für Malerei auszuarbeiten. Er schuf, man kann
wohl sagen, ganz allein, die „Deutsche GeseHschaft
zur Beförderung rationeller Malverfahren", setzte
die Statuten fest und warb Mitglieder. Als
I. Präsidenten, der satzungsgemäss nur ein Maler
sein sollte, fand er in dem Akad.-Prof. Wilh.
von Lindenschmidt eine geeignete, in jeder
Hinsicht vortreffliche Kraft, dem die junge Ge-
sellschaft ihr erstes Ansehen zu danken hat. Viele
Künstler, sowohl in München als auch ausserhalb,
traten bei, ebenso die grossen Künstlerfarben-
fabrikanten in Düsseldorf, Berlin usw., Chemiker,
Bautechniker, und alle, die mit Farben irgendwie
zu tun hatten, wurden als Mitglieder willkommen
geheissen. Die Kunstakademien Deutschlands und
Oesterreichs beteiligten sich mit grösseren jähr-
lichen Subsidten.
Gleichzeitig (1884) gründete er ein „Fach-
organ", die „Technischen Mitteilungen für
Malerei", von dem richtigen Gedanken geleitet,
dass nur durch die Presse eine wirkliche weit-
gehende Publizität für die von ihm gegründete
„Gesellschaft" und zur Verbreitung und Bear-
beitung maltechnisser Kenntnisse und Fragen
möglich werde. Dass er dabei gleichzeitig an
die Verallgemeinerung seiner eigenen Erfindung
dachte, wird ihm wohl niemand verübeln. Mit
einer suggestiven Kraft, die ihm eigen gewesen,
sammelte er Mitarbeiter und er konnte alsbald
über die tüchtigsten Fachmänner der Farben-
fabrtkation sowie über Künstler verfugen, die sich
seiner Sache eifrig annahmen. Professoren der
technischen Wissenschaften, Chemiker und ge-
lehrte Maler stellten ihm Abhandlungen und
Artikel zur Verfügung, so dass die „Techn. Mitt.
f. Mal." ein Zentralorgan für alle die Maltechnik
betreffenden Angelegenheiten wurden. Von Mit-
arbeitern dieser Zeit wären zu nennen: Prof. Tet-
meyer, Chemiker G. Büchner, Prof. Lincke und
Teklu in Wien, Petruscheffsky in Petersburg,
Horodam (Düsseldorf), Heinrich Ludwig (Rom),

O. Donner, v. Richter (Frankfurt a. M.) u. a., dann
vor allem Keim selbst.
Zur Ausdehnung des Interessentenkreises grün-
dete Keim eine Zwischengesellschaft in Berlin; er
interessierte die Unterrichtsbehörden in München
und Berlin, erhielt durch Eingaben um Unter-
stützung auch sowohl moralische als auch peku-
niäre Vorteile. Durch den damaligen preussischen
Unterrichtsminister von Gossler wurde Keim be-
auftragt, nach Rom zu reisen, um die H. Ludwigsche
Petroleum-Malerei vom chemischen Standpunkte zu
prüfen und er kam diesem Aufträge auch nach.
(Fortsetzung folgt.)
Geschichte der Grundierungsmethoden
iür Holztatein und Leinwänden.
(9. Fortsetzung.)
VIII.
Die Grundierung von Leinwand und Holz-
tafel im 17.Jahrhundert.
Mayernes Angaben (Rubenszeit).
Die Methoden der Leinengrundierung in den
nördlichen Kunstzentren lassen sich am besten in
dem Alanuskript des De Mayerne*) verfolgen,
und diese gewinnen dadurch an besonderem Wert
durch den Umstand, dass hier authentisches Quellen-
material in Hülle vorliegt. Ich lasse diese Anga-
ben nach der Reihenfolge des Manuskriptes folgen
und füge auch die Quelle bei, aus der Mayerne
vermutlich geschöpft hat. Das Original ist in fran-
zösischer Sprache abgefasst.
Ms. Nr. 2: Grundierung der Leinwänden
mit Oe!. (Nach Angaben des GrundierersWallon,
London).
Nachdem die Leinwand gut auf einen Rahmen
gespannt ist, gib (eine Lage) von nicht zu schwa-
chem Schnitzelleim oder (gemeinem) Leim, voraus-
gesetzt, dass vorher alle hervorstehenden Fäden
abgeschnitten sind. Ist der Leim trocken, dann
grundiere mit Braunrot oder dunklem Englischrot
ganz leicht. Lasse trocknen und glätte mit dem
Bimstem. Nachher grundiere eine zweite und eine
letzte Schichte mit Bleiweiss, gut ausgesuchter ge-
brannter Holzkohle und ein wenig Umbra-Erde,
damit es schneller trockne. Alan mag auch eine
dritte Lage davon geben, aber zwei genügen: (die
Grundierung) bröckelt nie ab und reisst nicht.
Er sagte mir, dass er mehrfach ohne Leim grun-
dierte, indem er die Leinwand vorher nass machte,
dann die erste Lage auftrug, diese trocknen Hess
und in trockenem Zustande mit Bimstein abschliff;
endlich gab er eine zweite, eventuell dritte Lage
wie oben. Die Leinwand ist sehr weich und springt
*) Vergl. die Ausgabe des Ms. im 4. Bde. m. Bei-
träge zur Entwicklungsgeschichte der Maltechnik, S. 98
und folg.
 
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