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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 16
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Die Farben des Isenheimer Altars [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0091

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M&aches, 12. Mai 1^19.

BeHagn? xar „Werkat&tt ^et* Kaan" (E. A. S^eaKaaa, Leipzig),
Erachsitst 14 tägig catsr Leltamg vec Ma!erPref. Ernst Bargsr.

IY, jahrg. Nr. 16

Inhalt: Die Farben des Isenheiner Aitars. Vom Herausgeber. (Schluß.) — 25 Jahre Münchner Maltechnik.
Von E. B. (8. Fortsetzung.) — Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwänden.
(Schluss.) — Hugo Hiiiig: Die dekorativen Techniken. (2. Fortsetzung.)

Die Farben des Isenheimer Aitars.
Vom Herausgeber.

(Schluß.)

Schliesslich ist von gelben Farben noch der
Ocker (verger) allgemein gebraucht; es gab davon
verschiedene Arten, vom hellen Ocker bis zum
dunkeln, vielleicht gehört hierher noch die natür-
liche Sienaerde, die auf dem Isenheimer Altar
an mehreren Stellen gebraucht zu sein scheint (in
den Gewändern, Teilendes landschaftlichen Vorder-
grundes, Felsen usw.).
3. Grüne Farben.
a) Strassb. Ms.: b) Lib. illum.: c) Boltz:
Spangrün Berggrün. Spangrün
Endichgrün. — Berggrün
— — Saftgrün.
Von den natürlichen grünen Farbstoffen des
Mittelalters ist Berggrün (aus Malachit durch
Mahlen und Schlämmen bereitet) auf Bildern der
Kölner Schule, auch bei dem der Stadt Kolmar
gehörigen, mit dem Altar ausgestellten Bilde von
Martin Schongauer (im Blattwerk der Rosen-
madonna) deutlich erkennbar. Meister Grünewald
hat es, scheint es, nicht gebraucht. Span grün
(Grünspan, essigsaures Kupfer) wurde in Oelfarbe
nur als Lasur verwendet, und da es sich mit
anderen Farben schlecht verträgt, durch Firnis-
überzug isoliert. Im Bilde der „Verkündigung"
ist der rückwärtige Vorhang mit Spangrün auf
eine gelbe Untertuschung gemalt. Im allgemeinen
scheint Grünewald seine Grün durch Mischungen
von Gelb und Blau, wobei Indigblau eine Rolle
gespielt haben mag (Vegetation im Vordergrund),
hergestellt zu haben. Indigo mit Oppiment oder
Schüttgelb gemischt, auch Mischungen mit „liecht
blou" (Bergblau) mögen gebraucht worden sein.
Nur sind alle diese Mischungen nicht sehr licht-

beständig, so dass bei dem Isenheimer Altar vielt
fach die Grün auf braunroter Untertuschung jetz-
nachgedunkelt sind.
4. Blaue Farben.

a) Strassb. Ms.:
Liechtblou
Lozur
(Lozureschen)
Endich.

b) Lib. illum.: c) Boltz:
Bloc (r). Lasurblau
— Schmeltzblau
— Ultromarin
— Eschblau
— Endich
(Blau Tornisal
Tüchlinblau
Legmos u. a.).

Die Auswahl der blauen Farben ist im frühen
Mittelalter sehr begrenzt. Wir sehen „liechtblau,
lozur, lozureschen" und „endich" (Indigoblau) im
Strassburger Ms. vermerkt; Lib. illuminist. zählt
nur ein „Blau", ohne jede besondere Bezeichnung,
auf. Dazu kommt, dass im Strassburger Ms. die
Stelle ohne Interpunktion angegeben ist, also unter
„liechtblau" und „lazur" entweder eine oder zwei
Arten von Blau gemeint sein können. Die mit
„Lichtblau" bezeichnete Farbe kennt Boltzens
Verzeichnis nicht, so dass unter „lichtblau lazur"
eine Farbe gemeint sein muss. Diese Farbe ist
identisch mit Lazureschen (Aschenblau der späteren
Zeit) und entspricht dem „Bergblau", einem
natürlichen kupferhaltigen Mineral, das durch Zer-
kleinern und Schlemmen (Reinigen) und feines
Verreiben hergestellt wurde. Das Kupferbergwerk
zu Schwez in Tirol war die Hauptstelle, von wo
aus das Mineral, Lasurstein (Kupferlasur) bezogen
wurde.
 
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