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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 5
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Noch einmal "Neue Kunst" [1]
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Unverwaschbare Tuschen
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0030

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Münchner kunsttechnische Blätter

Nr. 5

Erhabenheit und Schönheit tronen; in seinem Geiste
muss er neue Ideen und Gefühisausdrücke
in noch nicht dagewesener Form und Ge-
staltung schaffen und festhalten können, herr-
schen muss er im weitbegrenzten Gebiete der Schön-
heit und ihrer Formen, so dass auf jedes .Werde*
ein neues Bild entsteht, denn ein kleiner Gott auf
Erden soll der Künstler sein!"
In dem Verlangen und im Sinne der obigen
Forderung zu genügen, „neue Ideen und Gefühls-
ausdrücke in noch nicht dagewesener Form und
Gestaltung zu schaffen", gelangt er auch dazu, die
kubistischen, oder die futuristischen Ausdrucks-
mitte! sich zu eigen zu machen, er vermengt ihre
Prinzipien und gelangt so zu einer Stil Vermischung,
die von der neueren Kunstästhetik wohl mit Ex-
pressionismus bezeichnet wird. Wie es in dem
Aufsatz „Irrungen und Wirrungen" des näheren
zu Anden ist, will der Expressionismus ein Höhe-
punkt der Entwicklung sein, durch Einführung der
transzendentalen Philosophie in der Kunst der Male-
rei. Dazu gehört freilich „eine sorgsame, weit
vorgeschrittene und philosophische Bildung des
Geistes; denn obschon beide, Philosoph und Künst-
ler, eigentlich verschiedene Zwecke verfolgen —
der erste will das Schöne der Erscheinungswelt
in die Idee zurücktragen, während letzterer das
Schöne aus der Idee in die Erscheinungswelt ein-
führen möchte, wenn auch nur im Scheine —
so wird die Kunst doch am kräftigsten gefördert,
wenn der Künstler zu gleicher Zeit Philo-
soph ist'*, und unser Freund erinnert sich dabei
der grössten Geisterhelden der Vergangenheit von
Leonardo bis Goethe, Beethoven und Rieh. Wag-
ner, welche sich tief in die Wissenschaft und die
Philosophie versenkt, deshalb Unsterbliches in ihren
schlackenreinen Werken geleistet hätten.
Mit allem Eifer geht unser Neuling an die
Arbeit, er malt lange und eindringlich an seinen
„Ideen" und bedeckt manche Leinwand mit Far-
ben, in bunten Flecken und allerlei Formen, deren
tieferen Sinn er sich selbst deutlich zu machen
sucht; er schafft sich Rahmen neuester Art, die
zu seinen blassen, mystischen„Symphonien"passcnd
sind und stellt die Gemälde in einem nur der „neuen
Kunst" geweihten Salon aus; aber um zu voller
Wirkung zu gelangen, nicht allein, sondern in Ge-
meinschaft mit Gleichgesinnten und gleiches an-
strebenden Freunden, denn „die vereinte Kraft
macht stark'*. Dieses Sprichwort ist der Leit-
gedanke der Vereinigung, die sich bei der ersten,
gemeinsamen Ausstellung zusammen gefunden hat,
und die „jüngste Sezession" (oder wie immer die
neue Vereinigung sich nennen mag) bildet von
nun an einen Faktor im Kunstleben der Metropole,
an dem man nicht vorübergehen kann. Eine für
jedes auch noch so extravagante Neue sich be-
geisternde „Fachpresse", die nur, weil etwas anders
ist, als das Hergebrachte, in Lobeshymnen über-

schäumt, vervollständigt das, die Entwicklungs-
phase unserer „neuesten" Künstler im vorherigen
geschilderte Bild.
(Fortsetzung folgt.)

Unverwaschbare Tuschen.
Das Uebermalen von Tuschzeichnungen oder Ent-
würfen geschieht gewöhnlich in der Art, dass man zu-
erst den Entwurf mit Bleistift leicht anfertigt oder durch
das Aufpausen eine Kontur schafft, die mit Farben an-
gelegt und durch das Ueberzeicfmen mit schwarzer chi-
nesischer Tusche fertiggestellt wird.
Diese Arbeitsart kann ganz wesentlich abgekürzt
werden, wenn die Zeichnungen vor der Uebermalung
gleich mit einer unverwaschbaren d. h. wasserfesten
Tusche ausgeführt werden. Dann kann man selbst die
eichtesten und stark wässerigsten Töne darüberlegen,
ohne dass sich die Tuschestriche auftösen.
Die unverwaschbare wasserfeste Tusche ist kauf"
lieh zu haben, doch muss diese tiefschwarz aus der
Feder laufen und auch auf dem Papier so verbleiben,
weshalb es am besten ist, eine sogenannte konzentrierte
und natürlicherweise „unverwaschbare" Tusche zu
kaufen. Andernfalls lässt sich die selbstangeriebene
Tusche unverwaschbar machen, doch muss diese tief-
schwarz angerieben sein. Man benutzt dazu eine der
besseren Stangentuschen, oder es kann auch eine käuf-
liche flüssige und nicht wasserfeste Tusche verwendet
werden, wenn sie besserer Sorte und ebenfalls tief-
schwarz ist.
Zur Unverwaschbarmachung der Tuschen werden
einige Körnchen doppeltchromsaures Kali zerdrückt
und unter die flüssige Tusche gegeben. Es dauert nur
kurze Zeit bis sich das Pulver gelöst hat, worauf man
mit der Feder oder dem Pinsel einige Probestriche
auf Papier macht und dieses dem hellen Tageslicht
einige Minuten aussetzt, worauf irgendeine recht wäs-
serige Farbe darübergestrichen und brobachtet wer-
den muss, ob sich die Tusche hält, also nicht ausfliesst,
andernfalls ist noch eine Wenigkeit des Chromsalzes
beizumischen.
Unverwaschbare Tusche darf nicht in einen Teller
oder Tuschnapf geschüttet werden, wo sie sehr leicht
vertrocknet, denn einmal vertrocknete Tusche lässt sich
nicht mehr flüssig machen, da sie durch das Licht ihre
Löslichkeit verloren hat. Es sei noch bemerkt, dass
das Chromsalz, nur in einem ganz geringen Quantum
der Tusche zugefügt, schon genügt, um diese lichtemp-
findlich zu machen, eine Eigenschaft, die auch bei ver-
schiedenen anderen Lösungen wie Leim, Gummi usw.
mit dem Salz erzielt wird.
Nachdem die Zeichnung fertig ist, setzt man sie
etwa 5—io Minuten dem hellen Tageslicht aus, dann
erst radiert man die Bleistift- oder Pausevorzeichnun-
gen sauber ab und erledigt die Uebermalung in üblicher
Weise. Mit der unverwaschbaren Tusche können auch
Tuschierungen vorgenommen werden, die ebenfalls un-
verwaschbar nach dem Trocknen und Belichten sind,
doch muss zum Verdünnen der Tusche destilliertes
Wasser benutzt werden. M.
 
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