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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 14
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [14]
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Goethes Farbenlehre im Urteil seiner Zeit [6]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0083

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Nr. 14

Münchner kunsttechnische Blätter

S3

mit / so hast du einen guten Grund / darauf du
mahlest was du wilt / nimm aber dieses in Acht /
wenn das Tuch mit der Farbe getrocknet / so nimm
Bimsstein / und reibe die Farbe wohl damit / so
wird es fein glatt / und lässt sich also wohl mahlen."
Auch hier kann als wahrscheinlich angenommen
werden, dass die „Farbe" zum letzten Grund mit
Oel angemischt wird. Pictorius gibt aber die Farbe
nicht an. Sehr deutlich ist in dieser Beziehung
die Angabe, die sich in dem „Wohlerfahrenen
Künstler (Nürnberg 1724) p. 232 findet". Es
heisst daselbst:
„Von unterschiedlichen Gründen auf
Tafeln zu machen."
„Was den Grund zu den Conterfeyen anbelangt /
werden solche auf unterschiedliche Manier gemacht /
einige machens gantz dunckel von gekochtem Ofen-
russ ( Umbra / oder Cöllnischer Erde / zusamt ein
wenig Schwartz und Weiss / andere machens gel-
ber / mengen einen guten Theil Oger darein; wieder
andere lieben die grauen Gründe / zu welchem
dann am meisten Indig kommt."
(Fortsetzung folgt,)
Goethes Farbenlehre im Urteil seiner
Zeit.
(Schluss.)
Und gerade Mollweides Kritik wäre zu kennen
besonders wünschenswert, denn sein Namen ist
in einem der Gedichte Goethes genannt, die sich
auf die „Farbenlehre" beziehen.
In den Gedichten, III. Bd. 1. Abt. der Ausgabe
von Düntzer, S. 149 unter den „Invektiven"
finden wir das allbekannte, folgende:
18. Dem Weissmacher.
Newtonisch Weiss den Kindern vorzuzeigen,
Die pädagog'schen Ernst sogleich sich neigen,
Trat einst ein Lehrer auf mit Schwungrads Possen;
Auf selben war ein Farbenkreis geschlossen.
Das dorlte nun. „Betracht' es mir genau!
Was siehst Du, Knabe?" „Nun, was seh' ich? Grau!"
„Du siehst nicht recht! Glaubst Du, dass ich das leide ?
We i s s, dummer Junge, Weiss! So sagts M o 11 w e i d e."
In den Noten bemerkt Düntzer: „Goethe er-
lebte diese lustige Geschichte im September
1803 bei einem Besuche des Paedagogiums in
Halle." Demrach könnte dieses Gedicht kaum
mit einer der Mollweideschen Kritiken, die doch
erst nach der Ausgabe von Goethes Werk 1810
erschienen sind, in Beziehung gebracht werden,
wohl aber glaubt der gelehrte Herausgeber, dass
ein dem obenstehenden vorangehendes Gedicht
„I/. Antikritik" auf Mollweide gemünzt gewesen
sei. Es beziehe sich „auf eine Kritik der im Mai
1810 erschienenen Farbenlehre, etwa auf die von
Prof. KarlBrandau Mollweide in Halle im Januar-
heft der Halleschen Literaturzeitung erschienene,

wenn man nicht annehmen will, dass sie durch
die Ankündigung von dessen Gegenschrift Dar-
stellung der optischen Irrtümer in des Hm. v. G.
Farbenlehre' veranlasst sei. Den Gegner nennt
er Tobis, mit Beziehung auf Tobias, der durch
das, was eine Schwalbe aus ihrem Nest warf,
blind, aber durch die Salbe aus der Galle eines
Fisches hergestellt wurde". Das Gedicht lautet:
Antikritik.
Armer Tobis, tappst am Stabe
Siebenfarbiger Dröseleien,
Kannst Dich jener Himmelsgabe
Reinen Lichtes nicht erfreuen,
Nicht erlust'gen Dich im Schatten,
Wo mit urgebotner Liebe
Licht und Finsternis sich gatten
Zu verherrlichen die Trübe.
Werd ihm doch die kräft'ge Salbe,
Diesem Armen, bald gesendet,
Dem die theoret'sche Schwalbe
Augenkraft und Lust geblendet.
Wie dem auch immer sei, ob die Vermutung
Düntzers das Richtige trifft oder nicht, jedenfalls
ist Mollweide als Hauptgegner von Goethes Farben-
lehre anzusehen; schon aus diesem Grunde wäre
es von Interesse, wenn dessen wichtigste Anti-
kritiken sich erhalten hätten. Das völlige Ver-
schwinden dieser Schriften, das negative Ergebnis
all meiner Bemühungen führt mich zu der Ver-
mutung, dass Mollweides Schriften wohl angekün-
digt, aber in Wirklichkeit gar nicht gedruckt
worden sind. In einer der vielen deutschen
Bibliotheken müssten sie sonst doch aufzufinden
sein.
Neben Mollweide tritt noch, wie erwähnt,
C. H. Pfaff, Professor der Astronomie in Tilsit,
als Gegner, von Goethes Farbenlehre mit seinem
vollen Namen ein; er verfasste eine ausführlichere
Broschüre, „Ueber Newtons Farbentheorie, Herrn
v. Goethes Farbenlehre und den chemischen Gegen-
satz der Farben" (Leipzig 1813), die dann wieder
in den Göttinger und Heidelberger gelehrten Zeit-
schriften besprochen wurde (siehe oben unter 18,
19 und 20), er veröffentlichte dann noch in
Schweiggers Journal für Physik u. Chemie einen
längeren Aufsatz (siehe oben unter 21), ja erscheint
seine Schriften an Goethe direkt gesandt zu haben,
worüber Goethe nicht sonderlich erfreut gewesen
sein mag; denn in den Annalen von 1816 (Ausg.
letzte Hand XXXII, 113) findet sich die Bemer-
kung eingeflochten: „Prof. Pfaff sandte mir sein
Werk gegen die Farbenlehre nach einer den
Deutschen angeborenen unartigen Zu-
dringlichkeit".
Unter der Zahl der Rezensionen obiger Auf-
zählung sind auch Vorlesungen von Prof. Weiss,
Prof. Jungius und E. G. Fischer enthalten, ohne
 
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