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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 14
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [14]
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82

Münchner kunsttechnische B!5tter.

Nr. i

Geschichte der Grundierungsmethoden
iür Hoiztatein und Leinwänden.
(:2. Fortsetzung.)
Einer französischen Quelle, dem Brüsseler
Ms. des Pierre !e Brun (geschrieben l6ß$) sind
folgende Angaben, die von den obigen zum Teil
differieren, zu entnehmen. Es heisst dort (Merrif. II.
S- 773):
„(7.) Die Leinwänden werden mit Pergament-
leim oder mit Mehlkleister bestrichen, bevor man
sie grundiert. Man grundiert sie mit Töpferton,
gelber Erde oder Ocker und Nussöl oder Leinöl.
Dieser Grund (imprimure) wird mittels eines Mes-
sers oder Spachtels auf die Leinwand gestrichen,
um sie gleichmässiger zu machen; das ist des Bur-
schen Arbeit."
Dann an anderer Stelle (a. a. O. S. 821).
,,(32.) Um Leinwand schnell zu grundieren, so
dass man noch am gleichen Tage darauf zu malen
imstande ist, nehme man Pergamentleim und Oel-
grund (imprimure en huille), reibe diese beiden
zusammen und grundiere damit die Leinwand; es
erhärtet schnell, dieser Grund ist sehr geneigt sich
abzuschälen, wenn die Leinwand gerollt werden
soll." Nach der gleichen Quelle wird die Impri-
mitur mit Umbra als ungeeignet bezeichnet, weil
die darüber gemalten Farben durch diese beein-
flusst werden, und an anderer Stelle wird auf gut
getrocknete Grundierung Wert gelegt (s. m. Beitr. IV,
S- 394)-
VIII. Anweisungen für Grundierungen
des 18. Jahrhunderts.
Aus deutschen Quellen der Zeit können hier
zuerst die in dem grossen Sammelwerk „Kunst-
und Werckschul" (Nürnberg 1707) enthaltenen
Rezepte angereiht werden (S. 719, Nr. 1$).
„Wie man die Tücher gründen solle /
darauf man mit Oel-Farben mahlen thut."
„Spanne das weisse Tuch auf eine platte Rahm
oder Brett / überstreiche alsdann solches zu allem
Anfang mit grobem und Rocken-Mehl / so mit
warmen Wasser umgerühret / und zu einem Kleister
gemachet / kleistere es über und über fein in einer
Dicke / und lasse hernach solches trocken werden /
alsdann überstreiche es hernach mit Braunrot /
welches du mit einem alten Hack-Messer fein gleich
auseinander theilen und bringen kanst / lasse es
wieder trocken werden / hernach reibe es fein mit
einem Binsenstein / und darauf übergründe es noch
einmal mit Braunroth / lass wieder trocken wer-
den / so ist es fertig. Probatum est."
Nr. 16. „Wie man die Bretter gründen
solle / darauf man malen will."
„Ueberstreiche das Brett zum dritten mal mit
Leimwasser / lasse es allzeit zuvor trocken wer-
den / nimm alsdann Kohlschwartz und weiss Bley-
weiss / tempriere solche untereinander mit unge-
sottenem Lein-Oel / dass ein graues Färblein dar-

aus wird / ehe du aber die Farbe darauf ziehen
willst / so überstreiche es zuvor das erste mal mit
Braunroth / lasse es trocknen / hernach darauf mit
diesem grauen Färblein / lasse es wieder trocken
werden / so kannst du hernach darauf mahlen was
du wilst."
(Vergl. die Grundierung von Wallon im De
Mayerne Ms. Nr. 2, bei welcher über dem ersten
Braunrot ein zweiter grauer Grund folgt!)
Im ersten Rezept ist vermutlich als Anreibe-
mittel des „Braunrot" Leinöl zu verstehen, mithin
eine Bolusgrundierung erzielt; denn Braunrot ist
(nach Scheffer) Rubrica, eine natürl. rote Erde oder
Englischrot.
In Kunst- und Werckschul Anden sich selt-
samerweise nur diese beiden Rezepte, obschon
sonst die Quelle ungemein ausführlich ist, und für
alle möglichen Dinge vielfache Varianten anführt.
Der Kuriosität wegen sei hier noch eine Anwei-
sung erwähnt, die im gleichen Abschnitt unter Nr. IO
abgedruckt und also betitelt ist: „Ein guter Mahler-
Grund auf Sonnen-Uhr-Stöck, / die von Holtz ge-
macht sind." Das Holtz wird zuerst zehnmal mit
Leim „gedupfft" / d. h. getränkt „auf dass es fein
rauch wird" / darnach ebenfalls zehnmal mit Leim
und Kreide „gedupfft" und mit Schachtelhalm ab-
geschliffen. Es folgen noch 4—$ Lagen Bleiweiss
mit schwachem Leim; „zuletzt bestreich es wieder
auf das Bleiweiss mit einem starken Perment-Leim /
der muss nur zerlassen seyn / den sollst du auf
das kälteste gebrauchen / der Fürniss wird sonsten
nicht gleissend / sonderlich wann der Leim auch
heiss wäre wie vor / so schlupfft es alles in den
Grund / und das soll auch zwey- oder dreymal
geschehen / so ist es fertig."
In Nr. 17 wird noch eine Anweisung gegeben,
Spanische Wände zu gründen, „wie solches die
Mahler zu thun pAegen". Hierbei wird die Lein-
wand mit Wasser benetzt, mit Bimstein abgeschlif-
fen, und darauf ein Grund von Braunrot (oder einer
anderen Farbe) und Leinöl nebst etwas „Mahler-
fürniss" gemacht. Das Ganze daun an der Luft
oder Sonne getrocknet.
Pictorius, IHuminierkunst (Nürnberg 1713)
S. 369) enthält folgende Anweisung:
„Wie das Tuch zu deren Gemählden zu
bereiten. —
Nimm ganz dünn warm Leim-Wasser in ein
Schüsselein / thue ein Löffel voll Waitzen-Meel
darein / rühre es fein wohl untereinander / dieses
zu machen / nimm ein säubern Flederwisch / tauche
ihn in das zugerichte Leim-Wasser / überstreiche
das aufgespannte Tuch nass darmit an / setze es
bey einen Ofen oder sonst in die Wärme / dass
es ein wenig trockne / wenn es aber nun ein wenig
getrocknet / so nimm es / lege es auf / und bügele
es fein glatt / dass die Knoten vergehen / und
lass es alsdann gantz wieder trocken werden; Reibe
darnach die Farbe und überstreiche das Tuch dar-
 
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