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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 7
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Berger, Ernst: Erhaltung der Rottman-Fresken und die neue Zeit
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Geschichte der Grundierungsmethoden für Holztafeln und Leinwanden [7]
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0040

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40

Münchner kunsttechnische B!&tter

Nr 7

Für die nötigen Arbeiten der Transferierung,
der Wiederaufsteilung und Instandsetzung (Restau-
rierung) müssen jetzt geeignete Kräfte erst gesucht
werden, es ist fraglich, ob sie vorhanden sind. Es
fehlt uns darin eben die Schulung, denn wenn wir
auch theoretisch die Sachen genau kennen, so
kommt es dennoch auf die Praxis an. Auf diese
in erster Linie! Deshalb ist es an der Zeit, an
die Aufgabe heranzutreten — bevor es zu spät
ist.
München, Ende November 1918. E. B.
Geschichte der Grundierungsmethoden
iür Hoiztatein und Leinwänden.
(6. Fortsetzung.)
An Bildern des Bassano könne dieser Unter*
schied beobachtet werden, da dessen Leinwandbilder
mitso dünner Grundierung,dass mandieLeinenfäden
durch den Grund nebst der Farbenschicht bemer-
ken kann, sich gut erhalten haben, während solche
Gemälde mit glatter Fläche (durch die zu dicke
Gipsschicht) gesprungen sind. Tafelgemälde mit
Gipsgrund haben sich gut erhalten. Bewahrt man
solche Bilder vor Staub, so bleiben die Farben
lange in grösster Schönheit."
Auf die zwei Lagen von einfachem Leim, die
Volpato zur Vermeidung obiger Schäden, anbringt,
gibt er die Imprimatur mit Leinöl. Alle Erdfar-
ben sind hierzu geeignet, u. z. wählt er eine Mi-
schung von „terra di boccali" i. e. Bolus (Töpfer-
ton), roter Erde und etwas Umbra mit Leinöl zu-
sammengerührt, aber nicht gerieben, und über dem
Feuer warm gemacht. Mit dem Spatel wird die
Mischung auf die Leinwand gestrichen und nach
dem Trocknen mit Bimstein abgeschliffen. Es folgt
noch eine zweite Lage mit denselben, aber mit
dem Oele fein geriebenen Farben. Dies sei die
beste Methode.
Nach einer anderen Manier, die von manchen
angewendet wird, wird der Töpferton (terra di
boccali) zuerst in Wasser getränkt, dann soviel
Wasser als möglich davon entfernt und soviel Lein-
öl hinzugefügt, als noch Wasser zurückgeblieben
ist. Dann werden die verschiedenen Farben dazu-
gerührt und die Mischung auf die Leinwand ge-
strichen. Zur zweiten Lage wird die gleiche Mi-
schung, nur fein gerieben, verwendet. Diese Me-
thode gelingt sehr leicht, da schon bei dem ersten
Aufstrich die Leinwand oft eine genügende Glätte
annimmt. Für die erste Lage mag man auch das
vom Reinigen der Pinsel erübrigte Oel verwenden,
welches mit den Farbresten gesotten, wie eine Oel-
beize (Trockenöl) auch zur Winterszeit trocknet
reien und die dabei angewandten Methoden s. Berger,
Fresko u. SgrafRto (München 1909) S- 40—44.

Zur zweiten Schicht ist das gekochte Oel nicht
nötig, da Umbra an sich trocknet. Diese Methode
wird vielfach angewendet, besser aber ist die erste.
Volpatos Angaben beziehen sich vornehmlich
auf die Präparation der Leinwand, die jetzt den
allgemeinen Untergrund für Bilder bildet. Holz-
tafeln wurden vermutlich noch in der alten Manier
mit feinem Gips grundiert. Die Farbe der Impri-
matur ist hier viel dunkler als im 16. Jahrh. Die
Mischung von roter Erde, Umbra und Töpferton,
der hauptsächlich zur Vergrösserung der Konsi-
stenz dient (bekanntlich wird dieser, mit Oel an-
gemischt, grau, hat demnach als Farbe wenig Kraft),
gibt ein Braunrot, gegenüber der „fleichfarbigen"
Imprimatur der früheren Meister.
Von italienischen Einflüssen sind auch die Arten
der Leinwandgrundierung bei den Spaniern
des 17. Jahrh. nicht frei geblieben, insbesondere
was die farbige „Imprimacion" betrifft. Zu den
ersten Lagen von Leim wird mitunter auch ein
Zusatz von Knoblauch gegeben, um die harzigen
Stellen des Holzes für die folgenden Schichten
empfänglicher zu machen (s. IV., S. 79 und 83),
im übrigen aber der Gipsgrund in der bekannten
Manier ausgeführt. Die Bereitung von Mallein-
wand weicht von der italienischen Methode insofern
ab, als nach Pachecos und Palominos Angaben
(loc. cit) eine Mischung von feingesiebter Asche
mit Leim, „cernada" genannt, zur Ausfüllung der
Faserzwischenräume dient. Auf diese Unterlage
folgt, wenn sie abgeschliffen worden ist, dann die
„Imprimacion" von in Leinöl geriebenem Rötel
(almagra), Umbra oder anderen Farben. Gleich-
zeitig sind andere Manieren, mit Kleister, Töpfer-
ton, Leinöl und Leim und dergl. zu grundieren, noch
in Uebung. Um Wiederholungen zu vermeiden,
sei auf die genaueren Details der betreffenden
spanischen Quellen des Palomino und Pacheco hin-
gewiesen (s. IV., S. 75—84).
Nordische Grundierungsarten des frühen
Mitte! alters.
Die Anweisungen der nordischen Quel-
len des Mittelalters schliessen sich bezüglich
der Grundierung ebenso an die Vergoldungstechnik
an, wie im Süden (vergl. Angaben des Heraclius
Kap. XXIV und XXVI des Theophilus Kap. XIX; m.
Beitr. III S. 39, resp. 49). Nur tritt hier an Stelle
des Gipses vielfach die weisse Kreide oder der
weisse Bolus (Pfeifenton). In Uebereinstimmung
mit Cenninis Methode stehen auch noch die S. 179
m. Beitrag III abgedruckten Angaben aus dem Liber
illuministarius vom Ende des 1$. Jahrh. zur Ma-
lerei und Vergoldung auf Holz sowie auf Leinen.
Nur verwendet Cennini auf Leinen die Tempera,
während der nordischen Quelle zufolge mit Oel-
farbe darauf gemalt wurde, eine Methode, die im
16. Jahrh. auch in Italien Eingang fand (s. Va-
siars Angaben).
 
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