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Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

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Nr. 13
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Goethes Farbenlehre im Urteil seiner Zeit [2]
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Der Maler und die Farbe
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https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0078

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78

Münchner kunsttechnische Blätter.

Nr. 13

suchen beigebracht wird, schön und interessant"
sei, „allein lebhaft wird jeder Unbefangene wünschen,
dass der ganze didaktisch-polemische Teil un-
geschrieben geblieben sein möchte, da es
ein unangenehmes Gefühl gibt, einen Mann, dessen
Genialität die ganze literarische Welt dankbar an-
erkennt, ein Feld betreten zu sehen, wo ungün-
stiger Erfolg im voraus zu erwarten war, da hier
nur Mathematik vor Irrtum sichern kann (im Artikel:
Versuch einer geschichtl. Darstellung der Fort-
schritte der Sternkunde im verflossenen Dezen-
nium.)"
Der zweite oben angeführte Gegner von Goethes
Farbenlehre, nämlich Carl Brandau Mollweide,
nimmt unter diesen eine besondere Stelle ein.
Sein Name ist mit einer kurzen, richtigstellenden
Notiz in Zachs monatl. Korrespondenz vom Juli 1810
in Verbindung gebracht, und er wird auch in der
obigen Aufstellung unter 6, 7 und 8 genannt.
In der Rezension der Halleschen allg. Lite-
raturzeitung vom Jahre 1811, Januar, Nr. 30—32,
S. 2$0, finden wir eine Bemerkung, die darauf
schliessen lässt, dass der Autor, also Mollweide,
beabsichtige, auch an anderer Stelle seine Ansicht
zu äussern; er sagt über den polemischen Teil:
„allein es würde zu weitläufig werden, alle Ver-
wirrungen und Missgriffe, die sich Hr. v. G.
in Rücksicht der Newtonschen Theorie hat zu
Schulden kommen lassen, aufzudecken; wir be-
halten uns solches für andere Gelegenheit
vor, und bemerken nur soviel, dass Hr. v. G. der
Fundamentalsatz der ganzen Newtonschen Lehre
gar nicht klar geworden ist", nämlich die Verlänge-
rung des durch eine Oeffnung einfallenden und
mit dem Prisma aufgefangenen Bildes des Sonnen-
lichts, und er schliesst also: „Wer Newtons Lehre
angreifen will, muss entweder diesen Satz umstossen
oder weil dies unmöglich ist, eine andere Ursache
der Verlängerung des Bildes, als die diverse Ref-
rangibilität nachweisen, aber nicht zu Nebenbildern
seine Zuflucht nehmen; denn damit reicht man, wie
wir gezeigt haben, nicht aus."
Wenn man die obige Ankündigung Mollweides
liest und die unter 7 und 8 angeführten Schriften
als Ausführung seines Vorhabens ansieht, so wird
die Neugier wachgerufen, diese so vielversprchend
angekündigteni Streitschriften gegen Goethes Far-
benlehre auf hren Inhalt hin durchzusehen.
Abertrotz Nachfrage in den grossen und mehre-
ren kleinen Bibliotheken Deutschlands ist es mir
nicht gelungen, die fraglichen Schriften von Moll-
weide aufzufinden; sie sind einfach spurlos ver-
schwunden! Weder die Kataloge von München,
noch von Berlin, Leipzig, Halle, Göttingen, Mar-
burg, Giessen weisen diese Schriften auf. Ausser
der in lateinischer Sprache abgefassten „Demon-
stratio" (Leipzig 1811) und der in der Halleschen
allg. Literaturzeitung angekündigten Schrift: „Dar-
stellung der optischen Irrtümer in des Herrn
v. Goethes Farbenlehre, undWiderlegung seiner Ein-
würfe gegen die Newtonische Theorie"(Halle 1811),

fand ich in einem älteren Literaturkatalog noch
eine dritte Schrift von Mollweide, betitelt:
„Prüfung der Farbenlehre des Hm. v. Goethe und
Verteidigung von Newtons System gegen den-
selben", gedruckt Halle 1810, also vor den beiden
obigen, sie war aber ebensowenig auffindbar, wie
die zuerst erwähnten, obwohl diese Schriften
zweimal auf die Suchliste der Deutschen
Bibliotheksvereinigung gesetzt worden war. Eine
Spur des Kollegen Maler Mollweide, die auf
die Bibliothek in Wolfenbütte!, mit der dessen
Ur-Urgrossonkel in Beziehung gestanden hätte,
verlief ebenso erfolglos; weder er selbst, noch
irgend jemand seiner Familienmitglieder waren im
Besitz der fraglichen Schriften.
Endlich wandte ich mich nach Weimar, in
der Erwartung, dass vielleicht eine der drei dor-
tigen Bibliotheken eine von Mollweides Schriften
besitzen könnten, aber in der grossherzoglichen
Bibliothek, in der des Goethe-Schiller-Archivs und
selbst in Goethes Privat-Bibliothek waren sie nicht
aufzufinden, ja, Herr Geheimrat v. Oettingen,
dem ich für seine Bemühung sehr zu Dank ver-
pflichtet bin, war der Meinung, dass es eine be-
sondere Sorge Goethes gewesen wäre, jegliche
die Farbenlehre betreffende Antikritik nicht nur
selbst, sondern von den ihm unterstehenden Biblio-
theken fernzuhalten. (Schluss folgt.)
Der Maler und die Farbe.
Unter dieser Überschrift finden wir folgende Notiz
im „Berliner Lokalanzeiger":
Um die deutschen Künstler im Bezug der hochwer-
tigen Malmaterialien vom Auslande unabhängig zu machen,
haben sich jetzt in Berlin ein Künstler und ein Chemiker
zur Begründung von Werkstätten für handgeriebene
Oelfarben zusammengetan Solche handgeriebene Farben,
wie sie die alten Meister ausschliesslich gebrauchten und
wie sie sehr zum Schaden der Erhaltung moderner Bilder
in den letzten Jahrzehnten nur von solchen Malern ver-
wendet wurden, die auf ein edles Material Wert legen,
wurden bis jetzt in Deutschland in grösserem Stile nicht
erzeugt. Der deutsche Bedarf wurde vielfach durch aus-
ländische Fabrikate gedeckt, z. B. durch die belgischen
Blockx-Farben, die, trotzdem sie wesentlich teurer wa-
ren als die deutschen Maschinenfarben, sich doch gut
eingebürgert hatten. Denn sie waren vorzüglich, infolge
richtiger Auswahl der Rohstoffe und sorgfältiger Her-
stellung. Nun hörte im Kriege die Einfuhr ausländischer
Farben auf. Da aber die Nachfrage gross war, gaben
Künstler die Anregung zur Begründung solcher deutschen
Werkstätten handgeriebener Oelfarben in Berlin Der
Maler Walter Bondy stellte seine Erfahrungen auf diesem
Gebiete zur Verfügung. Langjährige Versuche wurden
gemacht, bis es gelang, eine Farbe herzustellen, die den
Vergleich mit den besten französischen und belgischen
Oelfarben nicht zu scheuen braucht. Sie kommt jetzt
unter dem Namen „BG. Farbe" in den Verkehr. Dieser
ersten deutschen handgeriebenen Oelfarben, die nur aus
chemisch reinem Farbstoff besteht, verrieben mit eben-
so reinem und gebleichtem Lein- oder Mohnöl, wird
eine grosse Haltbarkeit nachgerühmt. Bei der Bedeu-
tung dieser Entwicklung einer deutschen Oelfarbherstel-
lung auf dem Wege der Handarbeit haben die Behör-
den die nötigen Rohstoffe zur Verfügung gestellt.

Verlag der Werkstatt der Kunst E. A. Seemann, Leipzig
 
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