Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Münchner kunsttechnische Blätter — 15.1918-1919

DOI issue:
Nr. 10
DOI article:
Die Lehre vom "goldenen Schnitt" und seine Anwendung [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.36588#0055

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

Minchen, 4. Feb. 19)9.

8aoage :ar „Werkstatt üer KMaat" (E. A. Sea^aaa, Leipzig)
Er90he!at!4 tägig Qatar Lattung voa MatarProf.EraatBergar.

17 jahrg. Nr. 10

Inhalt: Die Lehre vom ^goldenen Schnitt" und seine Anwendung (i. Fortsetzung). — 25 Jahre Münchner
Maitechnik. Von E. B. (2. Fortsetzung.) — Geschichte der Grundierungsmethoden für Hoiztafein
und Leinwänden. (9. Fortsetzung.) — G. Hirth: Der Begriff des spezifisch Künstierischen. (Fortsetzung.)
— Literatur-Anzeige.

Die Lehre vom „goldenen Schnitt" und seine Anwendung.
Mit 6 Abbiidungen.
(1. Fortsetzung.)

Dass auch vollendete Kunstwerke im gleichen
Sinne geschaffen wurden, ist wiederholt nach-
gewiesen. So hat Herrn. Riegl er (Grundriss
der bildenden Künste, Hannover) die Sixti-
nische Madonna von Rafael geprüft und be-
züglich seiner Figuren sowohl, als auch seiner
allgemeinen Anordnung und den harmonischen
Zusammenklang aller massgebenden Verhältnisse
mit dem goldenen Schnitt in jeder Hinsicht und
bis in die kleinste Einzelheit hinein überein-
stimmend gefunden. Auch Werke Rembrandts,
seine grösseren Kompositionen und Radierungen
und andere Meisterwerke der niederländischen
Malerei zeigen bei Messungen die Anwendnung
des goldenen Schnittes. Ob bewusst oder un-
bewusst, ist schwer zu sagen; es ist aber ohne
Frage die Wirkung des obigen Gesetzes vor-
handen. Ganz unbewusst hat, um eine eigene
Beobachtung anzuführen, ein befreundeter Bild-
hauer, der vom „goldenen Schnitt" nicht mehr als
den Namen kannte, diese Gesetze angewandt,
und bei gelegentlichem Nachmessen seiner älteren
wie neueren Schöpfungen waren die Grössen-
verhältnisse, auf die es jeweils ankam, immer
ganz genau nach dem goldenen Schnitt inne-
gehalten.
Ein begeisterter Anhänger der Lehre, aus
dessen Schrift die obigen, Zeising betreffenden
Sätze entnommen wurden, Julius Wolf-Süd-
hausen, sagt in „Studien über Wesen und Ge-
schichte der Malerei" (Zürich 1887) über den
Goldenen Schnitt (S. 105):

,,Wiederholen müssen wir, dass nach dem
von A. Zeising gefundenen Proportionalgesetz:
das in zwei ungleicheTeile geteilteGanze
dann als formell schön erscheint, wenn
sichderkleinereTeilzumgrösserenebenso
verhält, wie der grössere Teil zum Ganzen
und dass dieses Gesetz sich am herrlichsten
in der menschlichen Gestalt ausprägt.
Wollen wir dieses Proportionalgesetz praktisch
mit Hinweglassung der bei dessen theoretischer
Berechnung sich ergebenden Dezimalen illustrieren
und das Ganze tausend Einheiten gross annehmen,
so ergeben sich bei fortgesetzter Stellung des
gefundenen grösseren Teils (Major) als wieder
vollständiges Totum (Ganzes)
IOOO.618.381.236.145.90.55.34.21.13.
8.5.3 .2. I.
Jede Gruppe von drei nebeneinander stehenden
Zahlen dieser Reihe ist ein vollständiger Beleg
für diese Urregel der Proportion; es wird also:

w.
d.
G.
3 ist,
d. gr.Teil
2, d. kleinere
1 sein
,,
))

8 „
„ ))

5) M
))
3




13 „
„ "

8, „

5




90 „
„ „

55; ;;

34



381 „
„ „

236, „

145



IOOO „
„ "

618, „

381


Setzt man nun die Längsachse des mensch-
lichen Körpers gleich IOOO, so beträgt der Teil
vom Scheitel bis zum Nabel (Minor) 381, und
der vom Nabe! bis zu Fussohle (Major) 618
solcher Teile. (Der fehlende eine Teil zum
 
Annotationen